Mexiko! Endlich wieder ein Land, welches das metrische System nutzt. Keine Meilen, Gallonen und Yards mehr. Was für eine Erleichterung!
Baja California ist, wie ich gehört habe, nicht das typische Mexiko, kommt dem aber schon recht nahe. Die Strassen haben schon bessere Zeiten gesehen, Verkehrsregeln sind da um sie zu missachten und es gibt Unmengen an Staub und Müll.
Nichts desto trotz gefällt mir auf Anhieb die Lebensweise der Mexikaner. Abgesehen vom Verkehr scheint alles etwas entspannter zuzugehen. Zeit spielt keine so große Rolle wie in unserer Gesellschaft und es gibt endlich keine Schilder mit der Aufschrift “It´s the Law” zu sehen, wie überall in den USA.
Tankstellen sind in relativ guten Abständen vorhanden, so dass ich bisher nur einmal, nach Missachtung des Schildes der Distanz zur nächsten Tankstelle, meinen Reservekanister nutzen musste.
Aufpassen muss man allerdings mit unvorhersehbaren Schlaglöchern und den berüchtigten “Topes”. Das sind kleine Buckel, die einen zur Geschwindigkeitsreduktion zwingen und manchmal wie aus dem Nichts auftauchen.
Zwischendurch müssen auch immer mal wieder Militärcheckpoints passiert werden. Ich wurde bisher nie durchsucht, musste nicht einmal Dokumente vorzeigen. Meistens wird gefragt woher man kommt und wohin man will und darf weiterfahren. Das wird sich auf dem Festland sicher ändern.
Die zweitgrößte Halbinsel der Welt, Baja California, erstreckt sich auf einer Länge von 1200km westlich des Festlandes Mexikos. Neben derzeit extrem hohen Temperaturen gibt es viel Wüste, unzähligen Kakteen, wunderbare Strände und warmes Meerwasser.
Die Menschen sind überwiegend freundlich, teilweise auch relativ anteilnahmslos und man hört den ganzen Tag von irgendwo Musik. Gutes und günstiges Essen bekommt man an den kleinen Strassenständen und bisher blieb das auch ohne Nebenwirkungen.
Erster Stop nach Tijuana war ein Campingplatz auf der Halbinsel “La Bufadora” bei Ensenada, wo außerdem der zweitgrößte, maritime Geysir der Erde zu sehen ist.
Es ging weiter in den Nationalpark San Pedro de Martir um einen Blick auf dem höchsten Berg Bajas, den Picacho de Diablo (3096m), zu werfen als auch eine private Führung durch das größte Observatorium Mexikos zu machen. Das Spiegelteleskop hat immerhin einen Durchmesser von 2,12m und rangiert damit auf Rang 73 in der Liste der größten optischen Teleskope.
Der Nationalpark war, was das Klima betrifft, eine willkommene Abwechslung. Leichter Regen am Abend und die deutlich niedrigere Temperatur waren genau das Richtige nach einem langen Tag on the road. Die Hitze ist eine echte Herausforderung. Es hat hier jeden Tag knapp 40°C und ich sitz in voller Montour auf meinem Bock und fahr durch die Wüste. Wenigstens gibt der heiße Fahrtwind mir die Illusion von Abkühlung.
Auf dem Weg von San Pedro de Martir gen Süden, traf ich einen hier ansässigen Kubaner mit seiner 1200 Adventure und wir fuhren ein paar Kilometer gemeinsam durch die Wüste. Seinem Ratschlag folgend, bog ich dann nach Bahia de Los Angeles an die Ostküste ab, wo ich zwei Tage verweilte.
Nach einer weiteren Empfehlung setzte ich meine Fahrt in den Süden, mit Ziel Bahia Conception, fort. Eine Traumhafte Bucht und absolut einen Besuch wert. Türkisblaues, warmes Wasser und ein wunderbarer Sandstrand (Playa la Perla; allerdings nicht kostenfrei, da eine alte Frau die Konzession besitzt). Aufgrund der Hitze (33°C um 7:30) war ich dort der einzige Besucher. Nachts kühlte es kaum ab, dafür gab es einen beeindruckenden Sternenhimmel zu bestaunen. Auch dort blieb ich zwei Tage bevor es in die Hauptstadt von Baja California Süd, nach La Paz ging.
Nach einer Woche Dauercamping hab ich mir in La Paz ein günstiges Hotel genommen, verbringe die Zeit am Pool und organisiere meine weitere Reise.
Am Donnerstag geht es, nachdem ich mir noch den Süden der Insel anschauen werde, von La Paz in einer ca. 16 Stündigen Überfahrt mit der Fähre nach Mazatlan, ans Festland Mexikos.
Ich bin gespannt, denn dann werde ich sehr wahrscheinlich keine englischsprachigen Schilder und Menschen mehr vorfinden, muss etwas mehr auf mich und mein Motorrad aufpassen, darf dafür aber auch das wahre Leben Mexikos kennenlernen.
Addon:
Im Süden von Baja, im Ort Todos Santos gibt es ein empfehlenswertes Kaffee, welches von Sebastien und seiner Freundin geführt wird. Es heißt “Deli Santitos” und neben Kaffee gibt es außgezeichnetes Essen.
Sebastien hat mich, als erster Mexikaner, zum Abendessen mit seiner Familie eingeladen. Ich wurde aufgenommen wie ein guter Freund und konnte meine kurze Zeit in Todos Santos absolut geniessen.