Bolivien

Die Grenze von Peru nach Bolivien war schnell überwunden und es fielen keine Kosten an. Wir konnten also ohne großen Aufwand direkt weiter über Copacabana nach La Paz fahren.
In Copacabana wurde ein kurzer Stop zum Mittagessen eingelegt. Eine weitere Pause folgte nach der Fährüberquerung des Titikakasees in Huatahata, wo wir Senor Esteban besuchten. Es war bereits mein zweiter Besuch bei ihm.
Titikaka, BOL 037Puno, PE 001Titikaka, BOL 003P1070121Titikaka, BOL 015Titikaka, BOL 036Titikaka, BOL 033
Senor Esteban baute für den norwegischen Abenteurer Thor Heyerdahl die Schilfboote aus Totoraschilf, wie die RA I und II, sowie die Chimok auf der mein Vater 1991, im Auftrag des ZDF, an einer Expedition teilnahm.
Die weitere Fahrt am Titikakasee war schön und entspannt, bis wir die weitläufigen Vororte von La Paz mit ihrem unkontrollierten Verkehr erreichten. Ab da mussten wir uns jede Lücke mit hupen und rufen erkämpfen.
Das langsame Vorankommen in der Rushhour zwang mich zu einem Notstop. P1070135
Zwei Tage blieben wir in La Paz um uns die Stadt anzuschauen. La Paz aus der Höhe zu betrachten ist etwas besonderes. Die Stadt ist in die Berge eingebettet und im Hintergrund ragt der 6439 Meter hohe Berg Illimani empor.
La Paz, BOL 001La Paz, BOL 015La Paz, BOL 020   La Paz, BOL 064La Paz, BOL 047La Paz, BOL 032  La Paz, BOL 043

Wenn man schonmal mit dem Motorrad in Bolivien ist, darf die Deathroad nicht ausgelassen werden. Sie galt bis 2007 als eine der gefährlichsten Strassen der Welt, mit etwa 200-300 Toten jedes Jahr. Sie beginnt auf 3600 Metern und schraubt sich runter auf 1200 Meter. Mittlerweile stürzen sich überwiegend Mountainbiker oder Nostalgiker die Yungastrasse abwärts. Sie ist außerdem die einzige Strasse Boliviens mit Linksverkehr. So machten wir uns von La Paz auf den Weg diese spektakuläre Strasse zu befahren.
Es ist schon krass so nah am Abgrund entlang zu fahren und in die Tiefe zu schauen aber damals, als es noch viel Verkehr gab, muss es ziemlich heftig zugegangen sein.
Deathroad, BOL 001Deathroad, BOL 002Deathroad, BOL 008Deathroad, BOL 003
P1070146 P1070143

Nach etwas über einer Stunde waren wir sicher auf 1200 Metern angekommen.
Jonathan hatte den Plan für die nächsten Tag gemacht. Um nicht nach La Paz zurückkehren zu müssen, fand er eine alternative Strecke, eine reine Dirtroad, mitten durch die Berge. Ich ließ mich natürlich darauf ein und wir begannen eine abgefahrene, zweitägige Tour durch die Coca-Anbaugebiete Boliviens.
Deathroad, BOL 012Deathroad, BOL 009P1070166
Von Coroico aus ging es 115 lange Kilometer bergauf und bergab auf staubiger und steiniger Strasse nach Irupana. Wir waren gute acht Stunden unterwegs und von oben bis unten eingestaubt. Als wir im Ort die Tankstelle suchten, wunderten wir uns über die ewig lange Schlange an Autos bis hin zur Zapfsäule. Nur saß in keinem der Autos ein Fahrer. Im Ort war der Sprit ausgegangen und alle warteten auf den Tanklaster. Zufällig hatten wir ihn Stunden vorher überholt, als er im Graben im Schlamm steckengeblieben war und gerade freigeschaufelt wurde.
Nach einer langen, geruhsamen Nacht ging es morgens weiter auf den zweiten, längeren und härteren Teil. Erster Stop war die Tankstelle. Die Schlange hatte sich schon in Bewegung gesetzt und die Fahrer warteten ungeduldig, bis sie an die Reihe kommen würden. Wir fuhren einfach mal ganz vor um freundlich nach einer Tankfüllung zu fragen. Es wurde uns gestattet und wir konnten uns vollgetankt auf den Weg machen.
Irupana - Oruru, BOL 001Irupana - Oruru, BOL 002Irupana - Oruru, BOL 003Irupana - Oruru, BOL 009Irupana - Oruru, BOL 011Irupana - Oruru, BOL 012Irupana - Oruru, BOL 015Irupana - Oruru, BOL 019Irupana - Oruru, BOL 022         Irupana - Oruru, BOL 027Irupana - Oruru, BOL 030Irupana - Oruru, BOL 039   Irupana - Oruru, BOL 041Irupana - Oruru, BOL 042
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Es erwarteten uns kleinste Bergdörfer, massenhaft Cocaplantagen, kleinere Flußdurchquerungen, viel Staub und Steine, steile Abhänge, nette Menschen und gegen Ende viel Regen. Anfangs, nach etwa einer halben Stunde standen drei Autos am Strassenrand. Einer der Fahrer bat uns zu halten und fragte, ob es auf der kommenden Strecke Polizeikontrollen gäbe. Der Grund seiner Fragesei, er habe keinen Führerschein. Ich bezweifel das es ihm um seinen nicht vorhandenen Führerschein ging, aber man weiß ja nie.
Die weitere Strecke zog sich satte 170 Kilometer, danach konnten wir endlich wieder auf Asphalt und nach Oruro weiterfahren. Die Tour war der absolute Wahnsinn und alleine hätte ich sie ziemlich sicher nicht befahren.
In Nahaufnahme im GPS sehen die Streckenabschnitte in etwa so aus.
Dirtroads
Von Oruro fuhren wir an Weihnachten weiter nach Potosi. Es ging 300 Kilometer durch das Altiplano Boliviens, mit seiner einmaligen Landschaft. Was mich etwas erschütterte waren die vielen bettelnden Kinder am Strassenrand. Als ich bei den Ersten die ich sah hielt, um ihnen mein Kleingeld zu geben wusste ich nicht, dass es die ganze Zeit so weitergehen würde. Es war ziemlich traurig entlang der Strecke so viel Armut vorzufinden. Ich weiß, dass viele dieser Kinder kein schönes Weihachten haben und sich über jede Kleinigkeit freuen würden. Etwas später kam uns ein Auto entgegen, dass bei den Kindern anhielt um ihnen Geschenke zu überreichen.
Oruro - Potosi, BOL 002Oruro - Potosi, BOL 008Oruro - Potosi, BOL 005   Oruro - Potosi, BOL 013Oruro - Potosi, BOL 035Oruro - Potosi, BOL 024  Oruro - Potosi, BOL 018Oruro - Potosi, BOL 029Oruro - Potosi, BOL 032 Oruro - Potosi, BOL 039Oruro - Potosi, BOL 045Oruro - Potosi, BOL 040

Wir blieben drei Tage in Potosi, mit 4090 Metern eine der höchstgelegenen Großstädte der Welt und machten eine Führung durch den “Cerro Rico”, den Berg durch den Potosi, zu Wohlstand gefunden hat.
Potosi Minas, BOL 009Potosi Minas, BOL 012Potosi Minas, BOL 013Potosi Minas, BOL 016Potosi Minas, BOL 026Potosi Minas, BOL 032Potosi Minas, BOL 034       Potosi Minas, BOL 046Potosi Minas, BOL 061Potosi Minas, BOL 053Potosi Minas, BOL 054Potosi Minas, BOL 068Potosi Minas, BOL 077Potosi Minas, BOL 081    Potosi Minas, BOL 084Potosi Minas, BOL 005Potosi Minas, BOL 006
Die Führung, mit zwei Ex-Minenarbeitern von “Big Deal Tours”, war anstrengend aber absolut Sehenswert. Die Luft ist auf 4000 Metern schon spürbar dünner, und in der Mine auf etwa 4300 Metern, der schlechten Luft und der Anstregung wird es nochmal ne Nummer härter.
Bevor es aber in den Berg ging kauften wir auf dem “Miners Market” Kleinigkeiten für die Arbeiter wie Cocablätter, Dynamit oder Getränke. Danach besuchten wir eine Fabrik, in der die Edelmetalle mittels Chemikalien aus dem Konglomerat gelöst werden. Abbauprodukte sind Zink, Blei und Silber. Das Gemisch, was oben auf dem 3. Bild zu sehen ist, wird ins Ausland zur weiteren Verarbeitung geschickt.
Wir waren knapp drei Stunden in der Mine und durchquerten den Berg auf einer Länge von etwa drei Kilometer. Es war ein beeindruckendes Erlebnis. Leider war es auch erschreckend zu sehen unter welchen Umständen die Bergarbeiter schuften. Nach Meinung unseres Führers, sind die Bergarbeiter fröhliche Menschen und arbeiten gerne in den Minen.
Die Lebenserwartung der Bergleute beträgt im Schnitt 45-55 Jahre und es sterben in den 180 Minen in dem Berg, jedes Jahr 8-10 Bergleute. Wer das Glück hat und beispielsweise auf eine Silberader stösst, der hat ausgesorgt. Es ist eine pure Lotterie.

Potosi ist ausserdem die einzige Stadt weltweit, in der man legal Dynamit kaufen kann. Das ließ ich mir nicht entgehen. So kaufte ich auf dem Markt der Minenarbeiter eine Stange Dynamit, um sie auf unserem weiteren Weg und an geeigneter Stelle, zu zünden.

Nächster Ort war Uyuni, wo wir den größten Salzsee der Welt, den Salar de Uyuni, anschauten.
Potosi - Uyuni, BOL 002Salar de Uyuni, BOL 001Salar de Uyuni, BOL 035  Salar de Uyuni, BOL 014Salar de Uyuni, BOL 017Salar de Uyuni, BOL 024
Am nächsten Tag folgte schon die letzte Etappe Boliviens. Ein Grund das Dynamit loszuwerden.
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Es ging über eine wunderbare Dirtroad in den Süden Boliviens und durch spektakuläre Landschaften nach Chile.
Uyuni - Border, BOL 002Uyuni - Border, BOL 030Uyuni - Border, BOL 026Uyuni - Border, BOL 021Uyuni - Border, BOL 031Uyuni - Border, BOL 044     Uyuni - Border, BOL 034Uyuni - Border, BOL 036Uyuni - Border, BOL 039    Uyuni - Border, BOL 050

Fazit Bolivien:

Bolivien Screenshot - 28.12.2013 , 21_28_14

  • Reisedauer: 8 Tage
  • gefahrene Kilometer: 1482
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 51,2 km/h
  • Durchschnittsverbrauch: 5,5 l
  • Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
  • Roadkills: gesehen: 2x undefinierbar, 3x Hund, verursacht: 0x
  • Polizeikontrollen: 2x, 1x mit kleiner Abzocke an einer Peaje
  • Strafzettel bekommen: 0x
  • Unfälle:  1x Truck abseits der Strasse, 1x Crash in Wüste
  • bestes Essen: Lamasteak an Weihnachten
  • schönste Strecken: Deathroad; Coroico – Oruro; Oruro – Potosi; Uyuni – chilenische Grenze
  • Highlights: Dirtroads abseits der Hauptverkehrsstrassen; Altiplano; Uyuni

Was einem beim Wechsel von Peru nach Bolivien auffällt, ist einerseits die weit verbreitete Armut, der Anteil an arbeitenden oder bettelnden Kindern ist extrem hoch aber auch viele Erwachsenen sind auf milde Gaben angewiesen, sowie der, wie schon so oft erwähnte überall verstreute Müll. Die schönsten Flecken werden leider zu Müllhalden.
Die Bolivianer sind eher schüchtern und zurückhaltend und auch nicht immer freundlich. Es scheint auch an der Tagesordnung die Preise für Touristen willkürlich zu erhöhen, um nach Möglichkeit etwas Geld zusätzlich abzugreifen. So kann man in einem Hostal mit Garage davon ausgehen, dass fürs Parken etwas zusätzlich gefordert wird. Allerdings wird das erst angekündigt, wenn die Zimmer bezogen und die Motorräder schon geparkt sind. Mit einem freundlichen und bestimmten, “ich denke eher nicht”, lässt sich das aber umgehen.
Eine Besonderheit Boliviens erfährt man als motorisierter Reisender an den Tankstellen. Es gelten für Touristen andere Preise als für die Bolivianer. An einigen Tankstellen wurden wir abgewunken, weil der Tankwart den bürokratischen Aufwand, eine Rechnung zu schreiben, vermeiden möchte. An anderen zahlten wir den heimischen Kurs und wieder an anderen wurde es doppelt so teuer. Bolivianer zahlen normalerweise etwa 3,4 Bolivianos pro Liter, Touristen 8,94 Bolivianos (6,7 Bolivianos sind ein USD).
Da vor vielen Tankstellen lange Schlangen sind und man nicht weiß, wann die nächste Tankstelle kommt, tankten wir immer wenn es nötig und möglich war.
Die Landschaften Boliviens sind sehr abwechslungsreich und extrem schön. Das Altiplano oder die Yungas, die vielen Berge oder die Salzwüste, es gibt viele spektakuläre Aussichten mit spektakulären Strassen. Für mich waren es einige der besten Rides meiner Reise.

Peru

Wieder einmal stand ein Grenzübertritt an. Diesmal war es die kaum frequentierte Grenze bei La Balsa im Südosten Ecuadors nach Peru.
Mein Plan war es vor der Mittagspause der Beamten an der Grenze anzukommen, aber da mein Timing nicht gut war musste ich erstmal einige Zeit warten, bis sich der Zollbeamte erbarmte und mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Er war für die temporäre Einfuhrgenehmigung zuständig und als er erstmal anfing seiner Arbeit nachzugehen ging es auch relativ schnell.
Nur das Motorrad einzuchecken reichte leider nicht, denn auch die Immigrationsstelle musste passiert werden, nur war von dem Beamten nichts zu sehen. So wartete ich eine gute Stunde vor geschlossener Hütte, bevor mir jemand sagte, es gäbe eine Zweigstelle im “Ort”. Wie nett dass derjenige mich nicht hat länger warten lassen. Bei der Zweigstelle bekam ich dann auch einen Zettel ausgehändigt mit dem ich wiederum zur Polizei gehen musste, um mich registrieren zu lassen. Dann ging es zurück zum Büro, wo ich den Zettel wieder abgab. Endlich konnte es weitergehen.
Ich wollte unbedingt bis Jaen kommen, wusste allerdings das es bis dahin gute 150 Kilometer waren und durch die lange Wartezeit war ich schon etwas spät dran. Die Strasse bis zum ersten Dorf San Ignazio war in gutem Zustand doch danach folgte eine endlose Baustelle mit Schotter, Sand, Schlamm und natürlich fing es noch an zu regnen.
Ich wusste, ich würde es noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen, sollte ich nicht durch Unvorhersehbares aufgehalten werden. Aber natürlich wurde meine Hoffnung zerstört, als ich gegen halb fünf an eine Baustelle kam und die gute Frau, die die Strasse sperrte, mir mitteilte es würde erst um sechs weitergehen. Ich war fassunglos, protestierte lautstark und bat sie darum, mit ihrem Funkgerät beim Bauleiter nach einer Ausnahme zu fragen. Viele der Baustellen sind ewig lange gesperrt, obwohl sie insbesondere mit dem Motorrad schnell und einfach zu passieren wären.
Da diese Frau mehr als ignorant war und meine Erklärung ich möchte nicht im dunkeln und auf Schotter meine Fahrt in unbekanntem Gebiet fortsetzen ignorierte, platzte mir der Kragen. Ich sagte ihr das ich keine andere Möglichkeit sehe als jetzt die Barriere zu durchbrechen und auf eigenes Risiko durch die Baustelle fahre. Genau in dem Moment machte das ein andere Autofahrer. Er fuhr die Pylonen und fast die Frau um. Ich hing mich schnell hintendran und durchquerte problemlos die Baustelle.
So kam ich letztendlich noch bei Helligkeit in Jaen an. Da Jaen kein Ort zum verweilen ist, fuhr ich am nächsten Tag gleich weiter.
Mein Plan war es eine spezielle Route, von etwa 360 Kilometer Länge, mitten durch die Berge nach Cajamarca zu nehmen. Von der Hauptverkehrsstrasse wagte ich mich etwa einen Kilometer vor aber da die Schotterpiste in einem schlechtem Zustand war und es am Vortag stark geregnet hatte, scheiterte ich direkt an der ersten großen Schlammgrube wo ich mein Motorrad sanft ablegen musste. Ich war so sauer, dass ich es direkt hochwuchtete, umdrehte und Rat, bei den ersten Einheimischen auf die ich traf, suchte. Ihrer Meinung nach wäre es keine gute Idee alleine diesen Weg zu nehmen, es aber eine zweite Zufahrt, mit besserer Strasse, vier Kilometer nördlich gibt. Das hörte ich gerne, denn ohne die “Abkürzung” durch die Berge stand ein langer Umweg über die Küste bevor.
Jaen, PE 017Chiclayo - Cajamarca, PE 027Jaen, PE 013    Jaen, PE 014Jaen, PE 015
Wie man mir gesagt hatte, fand ich etwas später die nächste Auffahrt in die Berge vor. Als ich nach über einer halben Stunde etwa zwei Kilometer zurückgelegt hatte riet mir diesmal mein Gefühl davon ab weiterzufahren. Ich dachte mir, was sollen die 200 Kilometer Umweg, solange ich ans Ziel komme. So drehte ich um und fuhr die Schnellstrasse nach Chiclayo.
Je näher ich der Küste kam, umso trister und dreckiger wurde die Landschaft. Eine Schande wie verschmutzt das Land ist. Ich war vor zwei Jahren bereits in Peru, konnte mich aber nicht mehr an das riesige Ausmaß an Müll erinnern. Ich hoffe auch dass ich diese erneuten Eindrücke schnell wieder vergesse.
Nach dem Umweg über Chiclayo und dem Abschluß einer Versicherung, fuhr ich direkt wieder hoch in die Berge, nach Cajamarca. Wofür Autos und Busse sechs bis sieben Stunden benötigen, brauchte ich nur drei. Ich liebe Motorradfahren!
Chiclayo - Cajamarca, PE 020Chiclayo - Cajamarca, PE 021Chiclayo - Cajamarca, PE 017Chiclayo - Cajamarca, PE 025Jaen, PE 003Jaen, PE 009
Cajamarca, PE 004 Cajamarca, PE 003 Cajamarca, PE 006
Auf einem Weg abseits der Hauptstrasse traf ich auf diese drei Kinder. Der kleine Junge starrte mich durchgehend mit offenem Mund an, das Mädchen in der Mitte fing an zu weinen. Nur die Älteste lächelte für das Foto.

Von Cajamarca ging es über Cajabamba weiter den Anden folgend, Richtung Süden. Der Gedanke an eine schöne abenteuerliche Strecke durch die Berge, abseits der betretenen Pfade ließ mich nicht ruhen, so dass ich mich dazu entschied das jetzt nachzuholen. Mein Ziel sollte der Cañon del Pato werden, etwa 300 km von Cajabamba entfernt.
Wie es mit Plänen so ist, musste ich ihn etwas später wieder verwerfen.

Bei leichtem Regen fuhr ich auf die Dirtroad in die Berge Richtung Angasmarca. Die Route hatte sich das Navi ausgesucht, also warum sollte es nicht funktionieren. Für die folgenden 30 Kilometer benötigte ich gute zwei Stunden. Der Weg war allgemein nicht mal sehr schlecht, aber es gab Abschnitte wo dicker Matsch lag oder viele, größere Steine ein schnelles Vorankommen verhinderten. Auch ein kleiner Bach war zu durchqueren, wobei mein rechter Stiefel mit Wasser voll lief. Es sollte nicht das letzte Mal sein.
Die Landschaft auf 4000 Metern war, was soll ich anderes sagen, unglaublich beeindruckend. Hier gab es keinen Müll, keine Menschen und keinen Verkehr. Nur leichten Regen, angenehme 8°C und das Surren des Motors.
Cajabamba - Angasmarca, PE 024Cajabamba - Angasmarca, PE 006Cajabamba - Angasmarca, PE 023 Cajabamba - Angasmarca, PE 011Cajabamba - Angasmarca, PE 017
An einer Kreuzung traf ich auf einen Bauern, der inmitten der Berge mit seiner Familie wohnt. Er kam aus seiner Hütte den schlammigen Hang hochgerannt um mich zu fragen ob ich Coca für ihn hätte. Leider konnte ich nicht damit dienen und so fuhr ich scheinbar endlos weiter bergauf und bergab, bis ich bei Einbruch der Dunkelheit das lang ersehnte Dorf Angasmarca erreichte.
Die ersten Zeichen der Zivilisation waren ein riesiges Bergbauareal (eine Goldmine) und Busse, die die Nachtarbeiter zu ihrer Schicht fuhren.
Als ich im Dorf ankam wurde ich von dutzenden Kindern und einigen Erwachsenen neugierig empfangen und durfte erstmal Fragen beantworten. Ich erkundigte mich nach einer Unterkunft und vor allem wo es etwas zu essen gäbe.
An dem Tag war ich über neun Stunden auf dem Bock gesessen, hatte 320 Kilometer zurückgelegt und war verdammt froh die Maschine abzustellen.
Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 001Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 008Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 009
Cajabamba - Angasmarca, PE 005Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 004
Am folgenden Morgen setzte ich meine Fahrt zum Cañon del Pato fort.
Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 013 Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 010
Dann passierte etwas, was meinen kompletten Plan durchkreuzte. Ich hatte einen Platten. Ich war zwar kurz vor einem Dorf aber hier war keine Hilfe in Sicht. Unter der Beobachtung zweier Kinder versuchte ich also erstmal selbst das Loch zu flicken, aber da der Fremdkörper zu groß war, sollte es nicht recht funktionieren. Ich verbrauchte alle meine speziellen Plugs und mein Luftkompressor schaffte es nicht ausreichend Druck aufzubauen, um den Reifen zu füllen. Ein Mann der vorbeifuhr sagte mir, ich müsste 20 Minuten weiterfahren, bis ich in ein Dorf mit einem Mechaniker komme. Mit deutlich zu wenig Luft im Reifen aber doch ohne Probleme fuhr ich zum nächsten Ort.
Im Dorf zog ich alle Blicke auf mich und nachdem ich mein Problem geschildert hatte bekam ich von allen Seiten Hilfe angeboten. So schafften wir es den Reifen provisorisch aber effektiv zu flicken und ich konnte weiterfahren. Der Fremdkörper, den ich für einen Stein hielt entpuppte sich als Knochensplitter.
Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 016Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 019 Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 017Angasmarca - Nuevo Chimbote, PE 022
Die Fahrt durch den Cañon del Pato hatte sich damit allerdings erledigt. Ich musste die Berge auf schnellstem Weg verlassen, um runter an die Küste und weiter nach Lima zu kommen und einen neuen Reifen aufzutreiben.
Der Abstieg war genauso beeindruckend wie der Tag in den Bergen, nur mit deutlich mehr Seitenwind. Eine starke Windböe wurde mir auf einer Brücke zum Verhängnis, als sie mich von einem Brett runterwehte und umschmiss. Wie gut, dass ein Bauarbeiter zur Stelle war und mir half die Brücke sicher zu überqueren. Auch mit Hilfe war es alles andere als angenehm. Letztendlich erreichte ich gegen späten Nachmittag Nuevo Campeche etwa 450 Kilometer nördlich von Lima.

Die eben beschriebene Fahrt durch die Berge am was am kommenden Tag passierte erzähl ich im Video.
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Kleine Anmerkung: mit Sprühschaum ist Pannenspray gemeint aber nach langen, anstregenden Fahrten ist es manchmal schwer die richtigen Worte zu finden.

Während meiner gut 30 Stunden an der Tankstelle bekam ich Besuch von acht verschiedenen Polizisten. Alle versuchten mir zu helfen, wobei es erst am nächsten Tag  und auch erst relativ spät gelingen sollte.
Wüstenpanne, PE 001Wüstenpanne, PE 002Wüstenpanne, PE 007   Wüstenpanne, PE 011 Wüstenpanne, PE 015
Die ersten beiden Polizisten, die am Abend eintrafen bat ich darum mir ein Bier im nächsten Ort zu kaufen, was sie auch erledigten. Als ich mich nach einer Möglichkeit das Bier zu öffnen umschaute, nahm der Polizist die Flasche zog seine Pistole und machte, mit einem breiten Grinsen, damit das Bier auf. Wären nur alle Waffen ausschließlich dazu geschaffen…

Als ich endlich in Lima angekommen war und mein Motorrad beim Mechaniker ablieferte war ich heilfroh es endlich geschafft zu haben. Ich suchte mir die nächstbeste Unterkunft und wollte nur noch schlafen. Da meine Kupplung defekt war, war ich für einige Zeit in Lima gestrandet.
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Auch Jonathan traf einen Tag später in Lima ein. Er wohnte hier bei Freunden seiner Familie und lud mich ein Sonntag früh mit Ihnen, im Namen der Kirche, in die Slums zu fahren und den Kindern dort Essen zu geben. Ich habs zwar nicht so mit dem Herrn da oben aber die Idee klang deutlich interessanter und sinnvoller als mir Lima anzuschauen.
Ich war vom Engagement der Leute schwer beeindruckt. Durch deren freiwilligen Arbeit geht es hier hunderten Kinder besser als zuvor. Sie bekommen etwas zu Essen, Aufmerksamkeit und Zuneigung, wie sie es sonst eher weniger erleben.
Die Lebensumstände in den Slums sind hart und auch die Frau mit der wir unterwegs waren musste bei einer Menschenansammlung auf der Strasse vor uns erstmal die Lage checken um sicherzugehen das wir nicht ausgeraubt werden.
Aber alles verlief ohne Zwischenfälle und es war eine wirklich schöne Erfahrung.
Lima Slums, PE 003Lima Slums, PE 011Lima Slums, PE 049Lima Slums, PE 041Lima Slums, PE 042Lima Slums, PE 043Lima Slums, PE 017 Lima Slums, PE 020Lima Slums, PE 025
Lima Slums, PE 029Lima Slums, PE 034Lima Slums, PE 050
Lima Slums, PE 036Lima Slums, PE 021Lima Slums, PE 024
Die weiteren Tage in Lima verbrachte ich mit Museumsbesuchen und Besuchen von Sportbars, um mal wieder die Championsleague zu verfolgen.

Auch eine sehr traurige Nachicht erreichte mich in Lima. Einer unserer Mitsegler der Stahlratte erlitt in den Bergen der Anden, auf etwa 4200 Metern ein Lungenödem und verstarb. Es führt mir wieder einmal vor Augen wie verwundbar wir sind und das man das Leben und jeden Tag genießen sollte.

Nach fünf Tagen in Lima konnte ich mit neuer Kupplungsscheibe und neuen Reifen weiterfahren. Da Jonathan auch nach Cusco wollte, machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Erste Station war Huancayo.
Auf dem Weg dorthin passierten wir den vermutlich höchsten asphaltierten Pass Südamerikas, den Ticliopass mit 4818 Metern. Wie gut, dass wir uns vorher schon an die Höhe gewohnt hatten, denn mit etwas über einer Stunde war der Aufstieg sehr schnell.
Lima - Huancayo, PE 006 Lima - Huancayo, PE 008
Kaum waren wir auf der anderen Seite des Paßes begann es unaufhörlich zu regnen. Bei Temperaturen zwischen 9°C und 13°C wurde es richtig kalt und unangenehm. Wir waren froh nach etwa acht Stunden und einigen ungeplanten Zwischenstopps, weil Jonathans Motorrad immer wieder Probleme machte, Huancayo erreicht zu haben.
Huancayo - Ayacucho, PE 021Huancayo - Ayacucho, PE 016Huancayo - Ayacucho, PE 009P1070019Huancayo - Ayacucho, PE 003Huancayo - Ayacucho, PE 011
Die folgenen beiden Tage fuhren wir nach Ayacucho und von Ayacucho nach Andahuaylas. Die Fahrten sind spektakulär und auch relativ gefährlich, denn der Abgrund ist nah und die Strasse nicht immer in gutem Zustand. Ausserdem kann hinter jeder Kurve ein Auto oder LKW für eine unerwünschte Begegnung sorgen.
Ayacucho - Andahuaylas, PE 003 Ayacucho - Andahuaylas, PE 009
Für die letzte Etappe nach Cusco benötigten wir gute sieben Stunden. Die Dauer ist zwar nichts neues mehr aber so viele Höhenmeter wie an diesem Tag waren selten zu bewältigen. Es ging den ganzen Tag hoch und runter und wir waren bestimmt vier oder fünf Mal auf über 4000 Metern. Die Distanz von Andahuaylas nach Cusco beträgt per Luftlinie nur etwa 150 Kilometer, da es aber stetig durch die Berge gehts waren es über 290 Kilometer.
Andahuaylas - Cusco, PE 001Andahuaylas - Cusco, PE 009Andahuaylas - Cusco, PE 005   Ayacucho - Andahuaylas, PE 001Ayacucho - Andahuaylas, PE 002
Kurz vor Cusco trennten sich unsere Wege, weil Jonathan nach Macchu Picchu weiterfuhr. Da ich vor zwei Jahren Peru mit dem Rucksack bereiste, erübrigte sich der Besuch Macchu Picchus.
Cusco, PE 034Cusco, PE 019Cusco, PE 016   Cusco, PE 014 Cusco, PE 005
Nach ein Paar Tagen Fahrtpause ging es von Cusco auf die letzten Etappen über Puno und den Titikakasee weiter nach Bolivien.
In Puno stellte ich beim öffnen meines Koffers fest, dass er voll mit Wasser gelaufen war (es muss bei der Flussdurchquerung eingedrungen sein) und eine Packung Kaffee geplatzt war. Leider war der Kaffee kalt und nicht trinkbar. Nach sechs Stunden auf dem Bike hieß es dann erstmal ausräumen und die gesamte Campingausrüstung waschen.
Am nächsten Tag ging es den letzten Abschnitt durch Peru entlang des Titikakasees zur Grenze nach Bolivien.
Cusco - Puno, PE 005Cusco - Puno, PE 006Cusco - Puno, PE 008   Cusco - Puno, PE 010Cusco - Puno, PE 014


Fazit Peru:

Peru

  • Reisedauer: 21 Tage
  • gefahrene Kilometer: 3230
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 54,7 km/h
  • Durchschnittsverbrauch: 5,6 l
  • Höchstgeschwindigkeit: 162 km/h
  • Roadkills: gesehen: 5x undefinierbar, 10x Hund, 3x Vogel, 4x Katze, 1x Ferkel,
    1x Lama
    verursacht: 0x
  • Polizeikontrollen: 0x
  • Strafzettel bekommen: 0x
  • Mittelfinger gezeigt: häufiger als gewollt, dennoch immer gerechtfertigt
  • Unfälle: 1x Auffahrunfall in Lima, 1x Pickup Hang abwärts, 1x LKW mit zu hoher Geschwindigeit aus der Kurve
    P1070101
  • bestes Essen: Ceviche & Alpakasteak
  • schönste Strecken: Cajamarca – Angasmarca – Nuevo Chimbote; Huancayo – Andahuaylas – Cusco
  • Highlights: Platten; Übernachtung an der Tankstelle; Fahrten durch die Anden und entlang der Schluchten und Abgründe

Peru ist eine traumhaftes Land zum Motorradfahren, wenn man sich denn in die Berge begibt. Viele Motorradfahrer durchqueren Peru fast ausschließlich entlang der Küste. Für mich unbegreifbar, denn die Einöde und die geraden Strecken müssen verdammt langweilig sein.
Was das Motorradfahren betrifft, kann ich nur sagen, dass die Peruaner schlechte und rücksichtslose Autofahrer sind. Ich weiß nicht mehr wie oft ich in Kurven ausweichen musste, weil wieder ein idiotischer Auto- oder LKWfahrer eine uneinsehbare Kurve schnitt. Auch auf den einspurigen Strecken entlang der Abgründe sollte man darauf vorbeireitet sein, dass ein entgegenkommendes Auto weder seine Geschwindigkeit reduziert noch Platz macht. Wahrscheinlich deswegen, als auch aufgrund der schlechten Zustände der Autos findet man entlang der Strassen eine Menge Kreuze vor. Auf der Strecke von Cusco nach Puno waren es erschreckend viele.
Die Menschen in Peru sind freundlich, besonders in den Bergen. In den touristischen Orten sind sie oft aufdringlich wenn es darum geht Waren oder Dienstleistungen an den Mann zu bringen. Der Anteil an arbeitenen Kindern ist leider auch sehr hoch.
Was mich an Peru sehr gestört hat, ist der überall verstreute Müll. Es gibt fast keinen Fleck der nicht verschmutzt ist. Leider häuft sich am schönen Titikakasee der Müll am Strassenrand ins Unermessliche. Vielleicht liegt es aber auch an den Bolivianern die nach Peru kommen, denn da sieht es ähnlich aus.
Was mich noch wahnsinnig störte sind die durchweg ertönenden Alarmanlagen der Autos, sowie die Abgase der Fahrzeuge. Man wird regelrecht mir schwarzem Ruß vollgeblasen und vergiftet. Die Anschaffung einer Gasmaske wäre durchaus sinnvoll.

Weiter gehts nach Bolivien… an dieser Stelle wünsch ich meiner Familie und meinen Freunden frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!
1 Love!!

Props an Apu Nahasa für eine wahnsinns Vorstellung!

Ecuador

Der Grenzübergang zwischen Kolumbien und Ecuador war einer der bisher schnellsten. Die Ausreise bestand darin die temporäre Importgenehmigung abzugeben und sich den Ausreisestempel zu holen. Auf ecuadorischer Seite holte ich mir den Einreisestempel, eine Versicherung für fünf USD und die neue Einfuhrgenehmigung. Wenn ich alleine gewesen wäre hätte die gesamte Prozedur knapp eine Stunde gedauert. Mit Jonathan und zwei Bikes dauerte es eben zwei. Da wir an der Grenze einen Mitsegler der Stahlratte und seinen Freund trafen, setzten wir zu viert die Fahrt nach Ibarra fort. Ecuador Frontera, EC 001 Ecuador Frontera, EC 002 Ecuador Frontera, EC 005
Ibarra ist umgeben von Vulkanen und Bergen, wodurch der Ort ein besonderen Flair hat. Hier trafen wir uns geplanterweise mit Steve einem weiteren Mitsegler.
Ibarra, EC 028Ibarra, EC 038Ibarra, EC 019Ibarra, EC 005Ibarra, EC 030Ibarra, EC 004
Drei Tage verweilte ich in Ibarra, bevor es weiter nach Quito, in die Hauptstadt Ecuadors ging.

Etwa 20 Kilometer nördlich von Quito wurde der Äquator überschritten. Es war ein langer Weg bis hierher und ein besonderes Gefühl. Was für ein Zufall, dass ich nach etwas mehr als 42.000 Kilometern den Äquator überquerte und damit gleichzeitig die Strecke einer Erdumrundung zurückgelegt habe. Was mich in Quito willkommen hieß, war ein kurzweiliger Magen-Darm Infekt. Ich vermute, dass die Höhe und zu wenig Flüssigkeitsaufnahme dafür verantwortlich waren. Nach einem Tag war es überstanden und ich hatte Zeit mir mit meinen Bikerfreunden Stephen und Don, Quito anzuschauen. Um einen Überblick über die riesige Stadt zu bekommen fuhren wir mit der Bergbahn von 3000 Metern auf einen Aussichtspunkt der auf etwa 4100 Metern liegt. Mit steigender Höhe spürten wir wie das Atmen etwas schwerer wurde. Ich fragte Einheimische in der Bergbahn ob sie denn keinen Unterschied spüren, was sie lächelnd verneinten. Quito, EC 006Quito, EC 007Quito, EC 036   Quito, EC 016Quito, EC 059Quito, EC 045  Quito, EC 012 Quito, EC 056
Etwas später fuhr ich alleine zum “Mitad del mundo”, dem “Mittelpunkt” der Erde. Dazu gibt es eine interessante Geschichte, die verdeutlicht wie weit entwickelt die Menschen vor über 1000 Jahren waren. 1736 bestimme der Franzose Charles Marie de la Condamine auf einer Expedition die “genaue” Position des Äquators. Wie sich heraustellte hatte er sich geirrt, denn zufälligerweise entdeckte ein Gleitschirmflieger bei seinem Überflug über die Region ein altes Bauwerk. Dieses war wie sich herausstellte aus der Präinkazeit, über 1000 Jahre alt und stand, wie später via GPS festgestellt wurde, an der exakten Position des Äquators nämlich 240 Meter nördlich des vorher vermessenen Punktes. Tausende Menschen feierten bisher den Übertritt des Äquators an der falschen Stelle und auch ein Monument wurde an der falschen Stelle erbaut. Da ich im Voraus darüber informiert war, schaute ich mir das Monument aus der Ferne an und fuhr ein Stückchen weiter an den richtigen Ort.
Quito, EC 074
Dort ist ein interessantes Museum vorzufinden, wo anhand von Experimenten die Unterschiede zwischen der Nord- und Südhalbkugel veranschaulicht werden. So beispielsweise und dank der Corioliskraft, das Prinzip des Wasserabflußes.
[Abfluß: Teil I  auf der Nordhalbkugel;Teil II auf der Äquatorlinie; Teil III auf der Südhalbkugel] [wpvideo bXnxvEe7]
Es ist erstaunlich das dieses Experiment schon im Abstand von nur 30 Zentimeter von der Äquatorlinie funktioniert.

Weiters gab es im Museum interessante Informationen über die Ureinwohner des Landes, wie beispielsweise von den Bewohnern des Amazonas. Eine ihrer Traditionen ist die Herstellung von Schrumpfköpfen. Sie nutzten Schrumpfköpfe, um die Lebenkraft des Getöteten auf sich zu übertragen, als eine Art Talisman und als Glücksbringer. Einige Stämme aus dem Amazonasgebiet in Ecuador und Peru betreiben diese Bräuche noch heute. Allerdings werden anstatt von Menschenköpfen, die von Faultieren genutzt.
Quito, EC 082Quito, EC 088.Quito, EC 091Quito, EC 081Cuenca, EC 012Cuenca, EC 011Quito, EC 076
Der Fisch im Glas ist ein sogenannter Harnröhrenwels, der angezogen von Uringeruch gerne in die Harnleitern schwimmt. Eigentlich sucht er in den Kiemen anderer Fische nach seiner Blutmahlzeit, wer aber im Süßwasser uriniert könnte auch einen etwas schmerzhaften Besuch von ihm bekommen

Mit neuen Erkenntnissen setzte ich am nächsten Morgen meine Reise, nach Manta an die pazifische Küste etwa 380 Kilometer westlich von Quito fort. Die Strasse aus der Hauptstadt Quito war wieder einmal perfekt zum Motorradfahren. Auf einer Distanz von 30 Kilometern stieg ich von 3000 Metern auf 400 Meter ab. Die vielen Kurven und der wenige Verkehr ließen es zum puren Vergnügen werden. Nach dem Abstieg folgte ein nicht mehr so schöner Teil und kurz vor der Küste wurde es dürr, trocken, sehr vermüllt und der Geruch der Fischindustrie wehte durch die Steppe. Manta selbst, sowie der Strand sind in Ordnung. Endlich wieder ein Tag am Meer. Nach den vielen Bergetappen hatte es mir schon ein bisschen gefehlt. Ein Tag Pause musste reichen und so fuhr ich, diesmal etwas südlicher, wieder Richtung Quito.
Manta, EC 002Manta, EC 005Manta, EC 010Manta, EC 004
Langsam aber stetig ging es wieder in die Berge. Um die Berge mal zu präzisieren, es sind die westlichsten Anden Ecuadors.
Quilotoa, EC 001Quilotoa, EC 002
Mein Ziel für den Tag war der Vulkankrater Quilotoa, auf 3920 Metern. Inzwischen ist dieser Vulkan ein begehrtes Reiseziel für Touristen und der Kratersee ist allemal sehenswert. Ich war in meinem Hostal der einzige Gast und hatte so etwas Zeit meine einheimischen Gastgeber kennenzulernen. Wegen der Höhe war die Nacht kalt und klar. In meinem Zimmer hatte ich deswegen einen kleinen Ofen, der mich die Nacht über wärmen sollte. Leider bin ich nicht zum richtigen Zeitpunkt aufgewacht um Holz nachzulegen, sondern erst als das Feuer aus und das Zimmer nah am Gefrierpunkt war. Trotz vier Wolldecken war mir morgens etwas kalt. Mit Tee und einem warmen Frühstück kam ich schnell wieder auf Betriebstemperatur und setzte meine Fahrt, über Quito, nach Tena in das Amazonasbecken fort.
Quilotoa, EC 017Quilotoa, EC 052Quilotoa, EC 054Quilotoa, EC 038Quilotoa, EC 037Quilotoa, EC 039Quilotoa, EC 042Quilotoa, EC 044Quilotoa, EC 014
Kurz vor Quito machte ich einen Abstecher, um mir den Nationalpark Cotopaxi mit gleichnamigen Vulkan anzuschauen aber zu meinem Unmut wurde ich als Motorradfahrer abgewiesen. So entging mir die Besteigung des 5897 Meter hohen, aktiven Vulkans. Er ist ausserdem der zweithöchste und meistbesuchte Berg Ecuadors. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich über 1 1/2 Stunden durch den Verkehr von Quito zu quälen. Als Entschädigung folgte auf der Ostseite der Stadt ein erneut traumhafter Abtieg. Die Strasse führte durch den Cayambe-Coca Nationalpark. Anfangs fuhr ich in den kühlen Höhen durch Grasland, etwas später folgte der Eintritt in den Nebelwald. Mit dem Nebel kam auch Regen. Regen hatte ich schon länger nicht mehr gehabt, hätte aber drauf verzichten können. Nach etwa zwei Stunden hatte ich Tena erreicht. Hier blieb ich zwei Tage, besuchte Schamanen des Amazonasgebietes, unternahm eine Motorradtour entlang des Rio Napo und genoß das warme Klima des Amazonas.
Napusamai Lodge, EC 030 (1)Napusamai Lodge, EC 030 (9)Tena, EC 001Tena, EC 002Napusamai Lodge, EC 030 (8)Napusamai Lodge, EC 030 (7)Napusamai Lodge, EC 030 (3)       Tena, EC 004 Baños, EC 001
Der nächste Stop sollte Baños, in der Provinz Tungurahua und am Fuße des gleichnamigen Vulkans gelegen, werden. Baños ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Ecuadors und zugleich begehrtes Reisziel für unternehmungslustige Touristen. Hier wimmelt es von Hostals, Hotels und Agenturen die darauf warten die abenteuerlustigen Touristen entsprechend zu unterhalten. Ob Reitausflüge, Ziplining, Kayakfahrten, Klettertouren, Mountainbiken, Bungeejumps usw. es ist alles möglich. Da ich Geburtstag hatte vergnügte ich mich morgens in den thermalen Quellen des Ortes und sprang am Nachmittag von der Brücke. Nein, nicht weil ich meinen Geburtstag in Ecuador verbringen musste.
Baños, EC 002Baños, EC 004Baños, EC 008   Baños, EC 006IMG_9721Baños, EC 010
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Abends traf ich mich mit Jonathan, der zufällig in der Stadt angekommen war. So musste ich wenigstens mein Geburtstagbier nicht alleine trinken. Nach einem erstklassigen Abendessen in einem schweizer Restaurant gab es als Geschenk und krönenden Abschluß des Tages noch ein Stück Kuchen in einem Kaffee, welches von einer Deutschen geführt wird.

Am folgenden Tag fuhr ich weiter in den Süden, nach Cuenca, die drittgrößte Stadt Ecuadors. Der Weg führte mich wieder duch die Anden und vorbei an einem Volksfest. Baños-Cuenca, EC 013Baños-Cuenca, EC 017Baños-Cuenca, EC 022   Baños-Cuenca, EC 005Baños-Cuenca, EC 008Baños-Cuenca, EC 010
Cuenca, gegründet 1557, war für mich eine der schönsten Städte, die ich seit langem gesehen habe. Sie liegt auf etwa 2500 Metern im andinen Hochland und spielt eine wichtige Rolle was Keramik-, Lederwaren und Schmuck betrifft. Zudem ist Cuenca einer der Herkunftsorte der legendären Panama-Hüte. Die Altstadt gehört seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Cuenca, EC 009Cuenca, EC 011Cuenca, EC 018
Cuenca, EC 015Cuenca, EC 021Cuenca, EC 026Cuenca, EC 023Cuenca, EC 014Cuenca, EC 029  Cuenca, EC 005Cuenca, EC 037Cuenca, EC 021
Nach einem kleinen Spaziergang am Abend, nutzte ich den folgenden Tag um mir etwas ausführlicher die Stadt anzuschauen, sowie ein paar Museen zu besuchen. Im Volkskundemuseum bekam ich einen sehr guten Überblick von den verschiedenen Volksgruppen Ecuadors und ihren Traditionen. Es war mir schon aufgefallen, dass sich die traditionelle Kleidung in den verschiedenen Departments unterscheidet. Im Museum der Medizin wurde die Entwicklung und der Fortschritt über die letzten hundert Jahre gezeigt, sowie einigen bedeutenden Ärzten der Stadt Respekt gezollt. Leider war es nicht ganz so spektakulär. Der Spruch auf dem Schädel hat mir am besten gefallen. “Ich war was du bist. Du wirst sein was ich bin”. True words!
Cuenca, EC 009
Nachdem ich tagsüber noch eine deutsche Bar mit Mikrobrauerei gefunden hatte, die leider geschlossen war versuchte ich es gegen Abend ein zweites Mal. Diesmal war geöffnet und so ließ ich mir das Weißbier von Silvio, der seit etwa zwei Jahren in Cuenca lebt, schmecken. Von Cuenca fuhr ich langsam und mit Zwischenstopp in Vilcabamba Richtung Grenze nach Peru. In Vilcabamba blieb ich eine Nacht in einem absolut herrlich gelegenen Hostal, auch unter deutscher Leitung, mitten in den Cordillera Real, einer Gebirgskette der Anden.
Vilcabamba, EC 003Vilcabamba, EC 002Vilcabamba, EC 007  Vilcabamba, EC 008
Bis zur Grenze waren es etwa 160 Kilometer. Anfangs noch asphaltiert wurde die Strasse kurze Zeit später eine Schotterpiste. So schlängelte ich mich gute drei Stunden durch die Berge Ecuadors, bevor ich an der Grenze ankam. Da es hier fast keinen Verkehr gibt, war ich der einzige Tourist an der Grenze. So musste ich, bevor ich weiter nach Peru gelassen wurde mit den Grenzbeamten (oder Strafversetzten) ein Bier trinken. Nach vier Minuten hatte ich aus Ecuador ausgecheckt und konnte die Brücke nach Peru überqueren. Grenze Ecuador-Peru, EC 001Grenze Ecuador-Peru, EC 003Grenze Ecuador-Peru, EC 005   Grenze Ecuador-Peru, EC 006 Grenze Ecuador-Peru, EC 007

Fazit Ecuador:

Ecuador

  • Reisedauer: 18 Tage
  • gefahrene Kilometer: 2431
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 57,6  km/h
  • Durchschnittsverbrauch: 5,5l
  • Höchstgeschwindigkeit: 157 km/h
  • Roadkills: gesehen: 6x undefinierbar, 2x Schlange, 9x Hund, 1x Gürteltier, 3x zu gierige Geier, 1x Stinktier verursacht: 0x
  • Polizeikontrollen: 0x
  • Strafzettel bekommen: 0x
  • schönste Strecken: Quilotoa – Quito; Quito – Tena; Cuenca – Vilcabamba – Zumba
  • Highlight:Fahrten durch die Anden

Ecuador hat es mir wirklich angetan und zählt neben Mexico und Guatemala zu meinen bisherigen Favoriten. Die Hauptstadt Quito hat mich nur aus der Höhe beeindruckt. Die Landschaft ausserhalb der Stadt ist allerdings extrem schön. Egal in welche Richtung man Quito verlässt, man wird von wunderbaren Landschaften überrascht. Das Schönste während meines Aufenthalts waren die Fahrten durch die Berge der Anden. Ein wahres Paradies für Motorradfahrer. Die Ecuadorianer sind freundlich und aufgeschlossen. Die Einheimischen der Berge sind anfangs etwas schüchtern aber nicht weniger an Fremden interessiert. Die Freundlichkeit kompensiert leider nicht die Tatsache, dass die Mehrheit der Ecuadorianer grauenvolle Autofahrer sind. Ich könnte manchmal regelrecht ausrasten obwohl ich mich ja langsam an die Idiotie im Strassenverkehr gewöhnt haben sollte. Das gefährlichste ist die Tatsache, dass sie Kurven schneiden. Wäre ja nicht so wild, wenn es nicht die Kurven wären in die man nicht einsehen kann. Ich frag mich echt ob es hier sowas wie “common sense” gibt? Das Beste an den Fahrten durch Ecuador sind die durchweg guten Strassen und die extrem günstigen Benzinpreise. Vier Liter Super kosten zwei USD. Seit der Präsident, Rafael Correa, an der Macht ist werden im ganzen Land neue Strassen gebaut und die alten verbessert. Das macht das Vorankommen extrem einfach und günstig. Der Nachteil an den Bauprojekten ist die Tatsache, dass sie durch Ölbohrungen und Förderungen in geschützen Regionen finanziert werden. Was die Kosten für Unterkunft und Essen betrifft, so ist Ecuador auch in dieser Hinsicht schwer zu schlagen. Man bekommt ein Mittagsmenü schon ab 1,75 USD. Auch die Preise für Unterkünfte lassen sich sehen. Gemeinschaftszimmer in Hostals kann man schon ab sechs USD bekommen.
Eine Sache Ecuadors fehlt mir allerdings weiterhin und zwar der Besuch der Galapagosinseln. Ein guter Grund, um erneut zurückzukommen.