Ecuador

Der Grenzübergang zwischen Kolumbien und Ecuador war einer der bisher schnellsten. Die Ausreise bestand darin die temporäre Importgenehmigung abzugeben und sich den Ausreisestempel zu holen. Auf ecuadorischer Seite holte ich mir den Einreisestempel, eine Versicherung für fünf USD und die neue Einfuhrgenehmigung. Wenn ich alleine gewesen wäre hätte die gesamte Prozedur knapp eine Stunde gedauert. Mit Jonathan und zwei Bikes dauerte es eben zwei. Da wir an der Grenze einen Mitsegler der Stahlratte und seinen Freund trafen, setzten wir zu viert die Fahrt nach Ibarra fort. Ecuador Frontera, EC 001 Ecuador Frontera, EC 002 Ecuador Frontera, EC 005
Ibarra ist umgeben von Vulkanen und Bergen, wodurch der Ort ein besonderen Flair hat. Hier trafen wir uns geplanterweise mit Steve einem weiteren Mitsegler.
Ibarra, EC 028Ibarra, EC 038Ibarra, EC 019Ibarra, EC 005Ibarra, EC 030Ibarra, EC 004
Drei Tage verweilte ich in Ibarra, bevor es weiter nach Quito, in die Hauptstadt Ecuadors ging.

Etwa 20 Kilometer nördlich von Quito wurde der Äquator überschritten. Es war ein langer Weg bis hierher und ein besonderes Gefühl. Was für ein Zufall, dass ich nach etwas mehr als 42.000 Kilometern den Äquator überquerte und damit gleichzeitig die Strecke einer Erdumrundung zurückgelegt habe. Was mich in Quito willkommen hieß, war ein kurzweiliger Magen-Darm Infekt. Ich vermute, dass die Höhe und zu wenig Flüssigkeitsaufnahme dafür verantwortlich waren. Nach einem Tag war es überstanden und ich hatte Zeit mir mit meinen Bikerfreunden Stephen und Don, Quito anzuschauen. Um einen Überblick über die riesige Stadt zu bekommen fuhren wir mit der Bergbahn von 3000 Metern auf einen Aussichtspunkt der auf etwa 4100 Metern liegt. Mit steigender Höhe spürten wir wie das Atmen etwas schwerer wurde. Ich fragte Einheimische in der Bergbahn ob sie denn keinen Unterschied spüren, was sie lächelnd verneinten. Quito, EC 006Quito, EC 007Quito, EC 036   Quito, EC 016Quito, EC 059Quito, EC 045  Quito, EC 012 Quito, EC 056
Etwas später fuhr ich alleine zum “Mitad del mundo”, dem “Mittelpunkt” der Erde. Dazu gibt es eine interessante Geschichte, die verdeutlicht wie weit entwickelt die Menschen vor über 1000 Jahren waren. 1736 bestimme der Franzose Charles Marie de la Condamine auf einer Expedition die “genaue” Position des Äquators. Wie sich heraustellte hatte er sich geirrt, denn zufälligerweise entdeckte ein Gleitschirmflieger bei seinem Überflug über die Region ein altes Bauwerk. Dieses war wie sich herausstellte aus der Präinkazeit, über 1000 Jahre alt und stand, wie später via GPS festgestellt wurde, an der exakten Position des Äquators nämlich 240 Meter nördlich des vorher vermessenen Punktes. Tausende Menschen feierten bisher den Übertritt des Äquators an der falschen Stelle und auch ein Monument wurde an der falschen Stelle erbaut. Da ich im Voraus darüber informiert war, schaute ich mir das Monument aus der Ferne an und fuhr ein Stückchen weiter an den richtigen Ort.
Quito, EC 074
Dort ist ein interessantes Museum vorzufinden, wo anhand von Experimenten die Unterschiede zwischen der Nord- und Südhalbkugel veranschaulicht werden. So beispielsweise und dank der Corioliskraft, das Prinzip des Wasserabflußes.
[Abfluß: Teil I  auf der Nordhalbkugel;Teil II auf der Äquatorlinie; Teil III auf der Südhalbkugel] [wpvideo bXnxvEe7]
Es ist erstaunlich das dieses Experiment schon im Abstand von nur 30 Zentimeter von der Äquatorlinie funktioniert.

Weiters gab es im Museum interessante Informationen über die Ureinwohner des Landes, wie beispielsweise von den Bewohnern des Amazonas. Eine ihrer Traditionen ist die Herstellung von Schrumpfköpfen. Sie nutzten Schrumpfköpfe, um die Lebenkraft des Getöteten auf sich zu übertragen, als eine Art Talisman und als Glücksbringer. Einige Stämme aus dem Amazonasgebiet in Ecuador und Peru betreiben diese Bräuche noch heute. Allerdings werden anstatt von Menschenköpfen, die von Faultieren genutzt.
Quito, EC 082Quito, EC 088.Quito, EC 091Quito, EC 081Cuenca, EC 012Cuenca, EC 011Quito, EC 076
Der Fisch im Glas ist ein sogenannter Harnröhrenwels, der angezogen von Uringeruch gerne in die Harnleitern schwimmt. Eigentlich sucht er in den Kiemen anderer Fische nach seiner Blutmahlzeit, wer aber im Süßwasser uriniert könnte auch einen etwas schmerzhaften Besuch von ihm bekommen

Mit neuen Erkenntnissen setzte ich am nächsten Morgen meine Reise, nach Manta an die pazifische Küste etwa 380 Kilometer westlich von Quito fort. Die Strasse aus der Hauptstadt Quito war wieder einmal perfekt zum Motorradfahren. Auf einer Distanz von 30 Kilometern stieg ich von 3000 Metern auf 400 Meter ab. Die vielen Kurven und der wenige Verkehr ließen es zum puren Vergnügen werden. Nach dem Abstieg folgte ein nicht mehr so schöner Teil und kurz vor der Küste wurde es dürr, trocken, sehr vermüllt und der Geruch der Fischindustrie wehte durch die Steppe. Manta selbst, sowie der Strand sind in Ordnung. Endlich wieder ein Tag am Meer. Nach den vielen Bergetappen hatte es mir schon ein bisschen gefehlt. Ein Tag Pause musste reichen und so fuhr ich, diesmal etwas südlicher, wieder Richtung Quito.
Manta, EC 002Manta, EC 005Manta, EC 010Manta, EC 004
Langsam aber stetig ging es wieder in die Berge. Um die Berge mal zu präzisieren, es sind die westlichsten Anden Ecuadors.
Quilotoa, EC 001Quilotoa, EC 002
Mein Ziel für den Tag war der Vulkankrater Quilotoa, auf 3920 Metern. Inzwischen ist dieser Vulkan ein begehrtes Reiseziel für Touristen und der Kratersee ist allemal sehenswert. Ich war in meinem Hostal der einzige Gast und hatte so etwas Zeit meine einheimischen Gastgeber kennenzulernen. Wegen der Höhe war die Nacht kalt und klar. In meinem Zimmer hatte ich deswegen einen kleinen Ofen, der mich die Nacht über wärmen sollte. Leider bin ich nicht zum richtigen Zeitpunkt aufgewacht um Holz nachzulegen, sondern erst als das Feuer aus und das Zimmer nah am Gefrierpunkt war. Trotz vier Wolldecken war mir morgens etwas kalt. Mit Tee und einem warmen Frühstück kam ich schnell wieder auf Betriebstemperatur und setzte meine Fahrt, über Quito, nach Tena in das Amazonasbecken fort.
Quilotoa, EC 017Quilotoa, EC 052Quilotoa, EC 054Quilotoa, EC 038Quilotoa, EC 037Quilotoa, EC 039Quilotoa, EC 042Quilotoa, EC 044Quilotoa, EC 014
Kurz vor Quito machte ich einen Abstecher, um mir den Nationalpark Cotopaxi mit gleichnamigen Vulkan anzuschauen aber zu meinem Unmut wurde ich als Motorradfahrer abgewiesen. So entging mir die Besteigung des 5897 Meter hohen, aktiven Vulkans. Er ist ausserdem der zweithöchste und meistbesuchte Berg Ecuadors. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich über 1 1/2 Stunden durch den Verkehr von Quito zu quälen. Als Entschädigung folgte auf der Ostseite der Stadt ein erneut traumhafter Abtieg. Die Strasse führte durch den Cayambe-Coca Nationalpark. Anfangs fuhr ich in den kühlen Höhen durch Grasland, etwas später folgte der Eintritt in den Nebelwald. Mit dem Nebel kam auch Regen. Regen hatte ich schon länger nicht mehr gehabt, hätte aber drauf verzichten können. Nach etwa zwei Stunden hatte ich Tena erreicht. Hier blieb ich zwei Tage, besuchte Schamanen des Amazonasgebietes, unternahm eine Motorradtour entlang des Rio Napo und genoß das warme Klima des Amazonas.
Napusamai Lodge, EC 030 (1)Napusamai Lodge, EC 030 (9)Tena, EC 001Tena, EC 002Napusamai Lodge, EC 030 (8)Napusamai Lodge, EC 030 (7)Napusamai Lodge, EC 030 (3)       Tena, EC 004 Baños, EC 001
Der nächste Stop sollte Baños, in der Provinz Tungurahua und am Fuße des gleichnamigen Vulkans gelegen, werden. Baños ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Ecuadors und zugleich begehrtes Reisziel für unternehmungslustige Touristen. Hier wimmelt es von Hostals, Hotels und Agenturen die darauf warten die abenteuerlustigen Touristen entsprechend zu unterhalten. Ob Reitausflüge, Ziplining, Kayakfahrten, Klettertouren, Mountainbiken, Bungeejumps usw. es ist alles möglich. Da ich Geburtstag hatte vergnügte ich mich morgens in den thermalen Quellen des Ortes und sprang am Nachmittag von der Brücke. Nein, nicht weil ich meinen Geburtstag in Ecuador verbringen musste.
Baños, EC 002Baños, EC 004Baños, EC 008   Baños, EC 006IMG_9721Baños, EC 010
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Abends traf ich mich mit Jonathan, der zufällig in der Stadt angekommen war. So musste ich wenigstens mein Geburtstagbier nicht alleine trinken. Nach einem erstklassigen Abendessen in einem schweizer Restaurant gab es als Geschenk und krönenden Abschluß des Tages noch ein Stück Kuchen in einem Kaffee, welches von einer Deutschen geführt wird.

Am folgenden Tag fuhr ich weiter in den Süden, nach Cuenca, die drittgrößte Stadt Ecuadors. Der Weg führte mich wieder duch die Anden und vorbei an einem Volksfest. Baños-Cuenca, EC 013Baños-Cuenca, EC 017Baños-Cuenca, EC 022   Baños-Cuenca, EC 005Baños-Cuenca, EC 008Baños-Cuenca, EC 010
Cuenca, gegründet 1557, war für mich eine der schönsten Städte, die ich seit langem gesehen habe. Sie liegt auf etwa 2500 Metern im andinen Hochland und spielt eine wichtige Rolle was Keramik-, Lederwaren und Schmuck betrifft. Zudem ist Cuenca einer der Herkunftsorte der legendären Panama-Hüte. Die Altstadt gehört seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Cuenca, EC 009Cuenca, EC 011Cuenca, EC 018
Cuenca, EC 015Cuenca, EC 021Cuenca, EC 026Cuenca, EC 023Cuenca, EC 014Cuenca, EC 029  Cuenca, EC 005Cuenca, EC 037Cuenca, EC 021
Nach einem kleinen Spaziergang am Abend, nutzte ich den folgenden Tag um mir etwas ausführlicher die Stadt anzuschauen, sowie ein paar Museen zu besuchen. Im Volkskundemuseum bekam ich einen sehr guten Überblick von den verschiedenen Volksgruppen Ecuadors und ihren Traditionen. Es war mir schon aufgefallen, dass sich die traditionelle Kleidung in den verschiedenen Departments unterscheidet. Im Museum der Medizin wurde die Entwicklung und der Fortschritt über die letzten hundert Jahre gezeigt, sowie einigen bedeutenden Ärzten der Stadt Respekt gezollt. Leider war es nicht ganz so spektakulär. Der Spruch auf dem Schädel hat mir am besten gefallen. “Ich war was du bist. Du wirst sein was ich bin”. True words!
Cuenca, EC 009
Nachdem ich tagsüber noch eine deutsche Bar mit Mikrobrauerei gefunden hatte, die leider geschlossen war versuchte ich es gegen Abend ein zweites Mal. Diesmal war geöffnet und so ließ ich mir das Weißbier von Silvio, der seit etwa zwei Jahren in Cuenca lebt, schmecken. Von Cuenca fuhr ich langsam und mit Zwischenstopp in Vilcabamba Richtung Grenze nach Peru. In Vilcabamba blieb ich eine Nacht in einem absolut herrlich gelegenen Hostal, auch unter deutscher Leitung, mitten in den Cordillera Real, einer Gebirgskette der Anden.
Vilcabamba, EC 003Vilcabamba, EC 002Vilcabamba, EC 007  Vilcabamba, EC 008
Bis zur Grenze waren es etwa 160 Kilometer. Anfangs noch asphaltiert wurde die Strasse kurze Zeit später eine Schotterpiste. So schlängelte ich mich gute drei Stunden durch die Berge Ecuadors, bevor ich an der Grenze ankam. Da es hier fast keinen Verkehr gibt, war ich der einzige Tourist an der Grenze. So musste ich, bevor ich weiter nach Peru gelassen wurde mit den Grenzbeamten (oder Strafversetzten) ein Bier trinken. Nach vier Minuten hatte ich aus Ecuador ausgecheckt und konnte die Brücke nach Peru überqueren. Grenze Ecuador-Peru, EC 001Grenze Ecuador-Peru, EC 003Grenze Ecuador-Peru, EC 005   Grenze Ecuador-Peru, EC 006 Grenze Ecuador-Peru, EC 007

Fazit Ecuador:

Ecuador

  • Reisedauer: 18 Tage
  • gefahrene Kilometer: 2431
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 57,6  km/h
  • Durchschnittsverbrauch: 5,5l
  • Höchstgeschwindigkeit: 157 km/h
  • Roadkills: gesehen: 6x undefinierbar, 2x Schlange, 9x Hund, 1x Gürteltier, 3x zu gierige Geier, 1x Stinktier verursacht: 0x
  • Polizeikontrollen: 0x
  • Strafzettel bekommen: 0x
  • schönste Strecken: Quilotoa – Quito; Quito – Tena; Cuenca – Vilcabamba – Zumba
  • Highlight:Fahrten durch die Anden

Ecuador hat es mir wirklich angetan und zählt neben Mexico und Guatemala zu meinen bisherigen Favoriten. Die Hauptstadt Quito hat mich nur aus der Höhe beeindruckt. Die Landschaft ausserhalb der Stadt ist allerdings extrem schön. Egal in welche Richtung man Quito verlässt, man wird von wunderbaren Landschaften überrascht. Das Schönste während meines Aufenthalts waren die Fahrten durch die Berge der Anden. Ein wahres Paradies für Motorradfahrer. Die Ecuadorianer sind freundlich und aufgeschlossen. Die Einheimischen der Berge sind anfangs etwas schüchtern aber nicht weniger an Fremden interessiert. Die Freundlichkeit kompensiert leider nicht die Tatsache, dass die Mehrheit der Ecuadorianer grauenvolle Autofahrer sind. Ich könnte manchmal regelrecht ausrasten obwohl ich mich ja langsam an die Idiotie im Strassenverkehr gewöhnt haben sollte. Das gefährlichste ist die Tatsache, dass sie Kurven schneiden. Wäre ja nicht so wild, wenn es nicht die Kurven wären in die man nicht einsehen kann. Ich frag mich echt ob es hier sowas wie “common sense” gibt? Das Beste an den Fahrten durch Ecuador sind die durchweg guten Strassen und die extrem günstigen Benzinpreise. Vier Liter Super kosten zwei USD. Seit der Präsident, Rafael Correa, an der Macht ist werden im ganzen Land neue Strassen gebaut und die alten verbessert. Das macht das Vorankommen extrem einfach und günstig. Der Nachteil an den Bauprojekten ist die Tatsache, dass sie durch Ölbohrungen und Förderungen in geschützen Regionen finanziert werden. Was die Kosten für Unterkunft und Essen betrifft, so ist Ecuador auch in dieser Hinsicht schwer zu schlagen. Man bekommt ein Mittagsmenü schon ab 1,75 USD. Auch die Preise für Unterkünfte lassen sich sehen. Gemeinschaftszimmer in Hostals kann man schon ab sechs USD bekommen.
Eine Sache Ecuadors fehlt mir allerdings weiterhin und zwar der Besuch der Galapagosinseln. Ein guter Grund, um erneut zurückzukommen.