Als alter Simpsons Fan bleibt mir bei Uruguay nichts anderes übrig, als diesen Beitrag mit folgendem Video zu beginnen.
http://www.youtube.com/watch?v=GxTA1GCnOrU
Uruguay, ein mit etwa 3,5 Millionen Einwohnern bevölkertes, überwiegend flaches Land, einer 500 Kilometer langen Küste mit vielen schönen Stränden und zweimaliger Fußball Weltmeister wird, nach langer Überlegung, das drittletzte Land auf meiner Reise sein. Ich habe für mich entschieden, von Patagonien aus, nach Santiago in Chile zu fahren und von dort meine Heimreise anzutreten. Bis dahin bleiben mir noch ein paar Monate, tausende Kilometer, beeindruckende Landschaften und hoffentlich weiterhin so schöne und eindrucksvolle Erfahrungen wie bisher.
Da die Wettervorhersage viel Regen prognostizierte, die sehenswerten Orte entlang der Küste liegen, die Lebenshaltungskosten relativ hoch sind und es noch ein langer Weg bis Patagonien ist und ich auch in dieser Hinsicht das Wetter berücksichtigen sollte, reduzierte ich den Aufenthalt in Uruguay auf ein paar Tage.
Das erste Highlight erlebte ich kurz nach der Grenze, als ich zu einem Überholmanöver eines LKW ansetzte, nur noch knapp drei Meter hinter ihm war und ihm plötzlich mit einem dumpfen Knall ein Reifen auf der linken Seite platzte. Ausser das ein dunkle Staubwolke mich einhüllte, mir kleine Gummiteile um die Ohren flogen und mich die Größeren zu einen sehr spontanen Slalom zwangen, passierte zum Glück weiter nichts.
Da ich schon 300 Kilometer hinter mir hatte wollte ich nicht mehr zu lange unterwegs sein. Der Strandort Punta de Diablo, eine Fahrtstunde südlich der Grenze, schien mir ein geeignetes Tagesziel zu sein. Ich suchte und fand direkt ein schönes Hostal “El Narwhal” mit großem Garten, Grillstelle und nettem Personal.
Nachdem ich meine Sachen abgeladen hatte, machte ich mich auf den Weg das Fortaleza de Santa Teresa zu besichtigen. Ich fuhr nicht weit, als ich auf der Schnellstrasse von einem Polizisten rausgewunken wurde. Ausnahmsweise nicht wegen überhöhter Geschwindigkeit. Natürlich hatte ich meine Dokumente nicht bei mir und musste umkehren, um sie zu holen. Ich fragte ihn spaßeshalber ob das nicht Zeit hat bis nach meinem Besuch des Forts, da dieses in Kürze schließen würde. Er fand das nicht ganz so lustig wie ich, drohte mit einem Strafzettel aber ließ mich gewähren. Als ich zehn Minuten später mit meinen Dokumenten wiederkam schaute er sie sich kurz und etwas planlos an, entschuldigte sich für die Belästigung und ließ mich weiterfahren.
Das Fortaleza Santa Teresa wurde im 18 Jahrhundert von den Portugiesen erbaut und später von den Spaniern fertiggestellt. In der Grenzregion kam ihm eine besondere strategische Bedeutung zu und um einen guten Überblick über die Region zu bekommen wurde es in Form eines ungleichen Fünfecks erbaut.
Nach zwei entspannten Tagen fuhr ich entlang der Küste, nach Punta del Este. Die Strecke führte mich, im dauerhaften Regen, vorbei an kleinen Ortschaften, unzähligen Stränden, Lagunen und Weideflächen. Nach zwei Wochen brütender brasilianischer Hitze war es angenehm im kühlen Regen unterwegs zu sein.
Das letzte Stück vor der Stadt Punta del Este fuhr ich direkt am Meer entlang, trotzte dem Regen und heftigen Seitenwind.
Die Gegend dort dient augenscheinlich den Reichen, vielleicht auch Schönen als Rückzugsort. Es reiht sich eine Villa an die Nächste.
So zahlte ich dann auch für ein Bett in einem durchschnittlichen Hostal satte 25 USD und für ein Stück Kuchen 10 USD. Wie schonmal erwähnt, man sollte sich immer vorher nach den Preisen erkundigen. So ließ ich Punta del Este schnell hinter mir und fuhr weiter in die Haupstadt Uruguays, nach Montevideo.
Ich war zufälligerweise am Tag der Eröffnung des bis zu 40 Tage dauernden Carnavals in der Stadt, so dass ich mir Sonntagabend den Umzug anschaute.
[wpvideo SNmSoWsd]
Letzter Ort war Colonia del Sacramento. Die Stadt wurde 1680 gegründet und ist damit die älteste Stadt Uruguays. Die Altstadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
Gegen Nachmittag setzte ich von dort mit der Fähre nach Buenos Aires über.
Highlights: Küstenstrassen; Altstadt von Montevideo
Uruguay ist ein, besonders bei Südamerikanern, sehr begehrtes Reiseziel. Es gibt extrem viele und sehr schöne Strände, Lagunen, Campingplätze und alles was man sich als Tourist so wünscht. Leider schnellen aufgrund der vielen Touristen auch die Lebenshaltungskosten in die Höhe.
Mit dem Motorrad ist es angenehm durchs Land zu fahren. Die Strassen sind nicht voll, das Tempolimit von 110 km/h entspricht nicht meinen Wünschen, ist aber erträglich.
Benzin ist teuer aber qualitativ hochwertig. Ich zahlte für eine Tankfüllung des edelsten Tropfens etwas mehr als 30 USD.
Jetzt geht es wieder ins deutlich billigere Argentinien und Richtung Patagonien.
Das Erste Mal überquerte ich die Grenze nach Brasilien von Paraguay aus, bei Ciudad del Este. In dem Dreiländereck Paraguay, Brasilien und Argentinien wird den Reisenden, in einem Radius von etwa 20 Kilometern, die Einreiseprozedur erspart. Es gab also weder den Einreisestempel noch die Fahrzeugeinfuhrgenehmigung. Ich vergaß allerdings mich aus Paraguay auszuchecken und musste so mit einem Mototaxi zurückfahren, um mir den Stempel zu holen. Anschließend fuhr ich direkt zur Grenze nach Argentinien, um nach Puerto Iguazú zu fahren.
Bei Iguazú war mir eine Veränderung am Sound und Fahrverhalten meines Motorrades aufgefallen. Es schien nicht mehr rund zu laufen und stotterte ab und zu.
Da es die ganze Zeit extrem heiß war und ich viel im Stau stand, dachte ich es könnte ein Problem mit dem Luftfilter sein. Schon bei der Inspektion in Kolumbien war aufgefallen, dass er nach innen gerutscht war und den Lufteinlass blockierte. So war es auch diesmal. Ich setzte ihn wieder an die korrekte Position aber das Problem bestand weiterhin. Bei Überprüfung der Zündkerzen stelle ich fest, dass alle stark verrußt waren. Ich ging also davon aus, das mit neuen Zündkerzen alles wieder funktionieren würde.
Da es in und um Iguazú in keinem Geschäft adequate Zündkerzen gab, machte ich mich mit röhrendem Motor Richtung Brasilien auf, um dort, wo BMW deutlich häufiger vertreten ist, nach Ersatz zu suchen.
Nachdem ich in Puerto Iguazú vollgetankt hatte, wunderte ich mich, dass der erste Balken im Display, nach etwa 20 Kilometern verschwunden war. Als ich daraufhin den Verbrauch im Display checkte, sah ich, dass ich gerade mit sparsamen 15,0 Litern unterwegs war. Nach dem Verblasen einer ganzen Tankfüllung auf 130 Kilometern, kam ich an einer kleinen Grenze nach Brasilien an. Sie lag etwa 30 Kilometer nördlich des mir empfohlenen Übergangs, aber da es dort ein Dorf gab, wollte ich hier nach den Zündkerzen schauen. Ich ging also erst zur Migration um mir meinen Ausreisestempel zu holen und anschließend zum Zoll.
Der Beamte verlangte zu meinem Entsetzen meine nicht vorhandene, temporäre Einfuhrgenehmigung. Ich erklärte ihm, dass ich bei der Einreise nach Argentinien auch nach mehrfacher Nachfrage keine bekommen habe und der Beamte mir versicherte, ich würde keine brauchen. Er dachte sich wahrscheinlich, ich würde Argentinien wieder über dieselbe Grenze verlassen, nur lag er damit falsch.
Der Beamte sagte mir, ich müsse jetzt leider erstmal hier an der Grenze bleiben, bis das Ganze verifiziert wurde, da sich mein Motorrad im Moment illlegal im Land befände. Ich zweifelte kurz an seiner Ernsthaftigkeit aber es war sein purer Ernst.
Auf die Frage, wie lange die Verifizierung dauern würde meinte er nur, nicht “zu” lange.
Während ich also auf argentinischer Seite wartete, kam eine junge Frau auf mich zu, stelle sich als Lilli aus Österreich vor und fragte, ich denn Probleme hätte.
Lilli ist mit Cezar, einem Brasilianer und leidenschaftlichen Motorradfahrer verheiratet und so hatte ich sofort zwei Verbündete und Helfer. Ich erzählte von meinem Ausreise- sowie Zündkerzenproblem. Da ich die Grenze nicht verlassen durfte bot sie mir an, mit Cezar auf der brasilianischen Seite nach Zündkerzen zu schauen.
Ich gab ihnen also eine Zündkerze mit und wartete. In der Zwischenzeit kamen zwei Jungs auf mich zu. Sie waren vom brasilianischer Motorradclub von San Antonio do Sudoeste und boten mir ebenso ihre Hilfe an.
Nach einer Weile kamen Lilli und Cezar wieder, leider ohne neue Zündkerzen aber dafür mit wichtigen Informationen. Ein Freund Cezars, ein Automechaniker, meinte, die nächste BMW Werkstatt sei in Cascavel, etwa 160 Kilometer nördlich von San Antonio. Cezar rief dort an und bestellte mir vier neue Zündkerzen, welche direkt am nächsten Tag per Mototaxi losgeschickt würden.
Lilli hatte mir angeboten bei Ihnen zu übernachten, fall ich noch rechtzeitig die Grenze verlassen würde.
Nach insgesamt über vier Stunden und nur drei Minuten vor Schließung der Grenze, konnte ich nach Brasilien einreisen.
Die nächste Überraschung folgte direkt auf der anderen Seite, denn dort gab es weder Immigration, noch Zoll. Das bedeutete, ich musste mich innerhalb von 24 Stunden bei der nächstgelegenen Bundespolizei registrieren lassen. Die lag am 30 Kilometer südlich gelegenen Grenzübergang.
Dennoch war ich endlich in Brasilien angekommen und kam in den Genuß österreichisch/ brasilianischer Gastfreundschaft. In diesem Sinne, nochmals vielen Dank an Euch beide!!!
Der nächste Tag Begann mit einem Frühstück bei Cezars Familie, bevor wir uns zu seinem Freund und Automechaniker aufmachten und die Ankunft der Zündkerzen erwarteten. Um kurz nach 12 traf die Bestellung ein und wir konnten die neuen Zündkerzen montieren. Da wir vermuteten das verunreinigtes Benzin mit verantwortlich für das Problem war, pumpten wir Benzin ab, und füllten neues ein.
[Brasilien hat, neben 100%-igem Ethanol, in all seinen Bezinsorten mindestens 20% Ethanol; Wer davon profitiert? http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/kraftstoff-studie-biosprit-verdraengt-lebensmittel-a-910395.html]
Nach einer knappen Stunde waren wir mit den Arbeiten fertig, doch leider röhrte die Maschine wie gehabt und rußte zudem erheblich. Das bedeutete für mich, ich musste ungeplanterweise zur nächsten Fachwerkstatt nach Cascavel fahren.
Für die Arbeit in der Mittagspause wurde nichts verlangt und auch eine Einladung zum Mittagessen wurde dankend abgelehnt. Der Freund Cezars und sein Sohn freuten sich, mir helfen zu können und ich freute mich über deren unglaubliche Hilfsbereitschaft. So konnte ich mich in Begleitung von Lilli und Cezar zur Grenze aufmachen, um offiziell einzureisen.
[In Brasilien, bekommt man kein spezielles Dokument für das Fahrzeug, sondern das Kennzeichen wir einfach auf dem Zettel der Immigration vermerkt.]
An der Grenze trennten sich unsere Wege. Lilli und Cezar fuhren Richtung Ostküste, ich setzte meine Fahrt nach Cascavel fort.
Ich fuhr direkt zu BMW in Cascavel und wurde auch hier äußerst freundlich und hilfsbereit empfangen. Ich beschrieb die Problematik, gab mein Motorrad ab und wurde zu einer nahgelegenen Unterkunft gefahren. Am nächsten Morgen schaute ich wieder bei der Werkstatt vobei. Problem war anscheinend ein defekter Sensor bei der Drosselklappe, der dort getauscht wurde. Das erklärt auch den Verbauch von 15,0 Litern.
Gegen Mittag verließ ich Cascavel in Richtung Porto Alegre und übernachtete nach 480 Kilometern in Sarandi.
Am nächsten Morgen bemerkte ich direkt, dass wieder etwas mit dem Motorrad nicht stimmte. Darf das denn wahr sein? Die Beschleunigung in hohem Gang lief nicht mehr linear, sondern es gab zwischendurch kurze Pausen.
Die nächste BMW Werkstatt war glücklicherweise in Porto Alegro. Anscheinend gab es wieder ein Problem mit der Drosselklappe und irgendeinem Regulator. Wie schön, dass die Reparaturen bei BMW immer so billig sind.
Was mich etwas irritierte, war, dass der Mechaniker sich die Machine ein paar Minuten anschaute, und sagte er bräuchte fünf Stunden für die Reparatur. Kann man das so einfach? Als ich das Motorrad zwei Tage später abholte, sagte er mir zudem fälschlicherweise, ich würde einen neuen “Sensor de Compression” benötigen. Die Reparatur war arschteuer und nach 600 Kilometern hatte die Maschine dieselben Probleme. Versuche mein Geld zurückzubekommen scheiterten einerseits an der sprachlichen Barriere, denn nicht mal bei BMW in Brasilien kann irgend jemand Englisch oder gut Spanisch und andererseits fehlte deren Interesse daran und es wurden ja Arbeiten durchgeführt; leider nicht fachgerecht. Mir wurde eine Ermässigung bei einem nächsten Besuch angeboten, was für mich ein klares “Leck mich am Arsch” ist.
In den letzten Wochen standen trotz regelmäßig durchgeführter Inspektionen immer wieder teure Reparaturen an. Neben den üblichen Teilen bei den Inspektionen fing es mit dem Tausch des Kardanantriebs an. Es folgte die Kupplung und die jetzt defekten Teile. Mittlerweile bin ich mehr als bedient, da ich mit solchen gravierenden Problemen nicht gerechnet hatte und die permanenten Reparaturen schwer an meiner Reisekasse zehren.
Ich schätze, der Luftfilter von Touratech, ist verantwortlich für die neuesten Probleme, denn aufgrund der weichen Gummiumrandung fällt er nach innen und blockiert die Luftzufuhr.
Als ich mit Jonathan unterwegs war, hab ich gesehen, wie relativ einfach es für ihn und seine Tenere war, Ersatzteile zu bekommen und selbst Reparaturen durchzuführen. Für mich sieht es da ganz anders aus. Ersatzteile gibt es, wenn vorhanden, nur bei einer BMW Fachwerkstatt und mann muss sich auskennen, um diese Teile einbauen zu können.
In den zwei Tagen in Porto Alegre hatte ich das Glück drei Brasilianer kennenzulernen, Hanny, Tulio und Klaus. Die beiden Jungs sind Polizeianwärter und für eine Prüfung nach Porto Alegre gekommen. Sie nahmen mich mit zu einem Restaurant mit typischem, brasilianischen Barbeque. Unglaublich was man da an Fleischmassen vorgesetzt bekommt.
Es war ein gelungener Abschluß bevor ich mich, auf deren Empfehlung in den Norden, nach Florianópolis aufmachte.
Die Strecke nach Florianópolis führte mich vorbei an Novo Hamburgo und Novo Harz, durch kitschige Orte wie Gramado und durch schöne Wälder und Graslandschaften. Für die 630 Kilometer war ich über 10 Stunden unterwegs.
Florianópolis liegt an einer kleinen Halbinsel und ist, was ich nicht wusste, eine wahre Touristenhochburg. Hier soll es mit die schönsten Strände Brasiliens geben.
Nur damit konnte ich mich nicht beschäftigen, denn mein Motorrad fing schon wieder an Probleme zu machen. Es röhrt, verbraucht 15 Liter und geht im Stand aus. Ich hab langsam genug von den Problemen, aber was, außer es reparieren zu lassen bleibt mir anderes übrig. Ich will auf jeden Fall bis nach Patagonien kommen und nicht kurz vorm Ziel die Reise beenden. Da ich schon bei zwei Werkstätten war, dort viel Geld gelassen hab und die Probleme trotzdem wieder auftraten, folgte nun der dritte Besuch.
Bei der dritten Werkstatt “Top Car BMW” bekam ich, nach erstmal schlechten, endlich gute Nachrichten. Erst hieß es, es fehlt ein Teil, welches aus São Paolo hergeschickt werden muss und es sechs Tage dauert. Dann hieß es, das Teil ist nicht Ursache des Problems sondern dasselbe Teil, was Tage vorher in Cascavel getauscht wurde.
Ich kann das nicht fachmännisch beurteilen, aber anscheinend wurde der zugehörige Stecker nicht fachgerecht angeschlossen, so dass, wahrscheinlich bei der Motorradreinigung vor Ort, Wasser eingedrungen ist, das Teil korrodiert ist und beschädigt wurde.
Ich wartete etwa zwei Stunden, bevor mir das wieder funktionierende Motorrad übergeben wurde. Der Mechaniker baute das defekte Teil von einem Unfallmotorrad ab und ersetzte es. Als ich nach der Rechnung fragte, wurde mir gesagt das es keine gibt und ich meine Reise hoffentlich ohne weitere Probleme forsetzen könne. Schon verrückt! Beim ersten Händler zahlte ich, ebenso für ein gebrauchtes Teil fast 200 USD und jetzt bekam ich es geschenkt. Pura Vida!
So konnte ich, schneller als gedacht, in den südlichsten Zipfel Brasiliens, Richtung Uruguay, weiterfahren. Nach etwa 630 Kilometern reichte es mir für den Tag und ich machte spontan Halt in São Lourenço do Sul. Zu meiner Freude, traf ich dort und endlich auf einige deutschsprechende Brasilianer. Deren Deutsch ist zwar nicht das Deutsch, wie wir es kennen aber man versteht es größtenteils. Es ist etwas nuschelig und ganz anders betont und das Wort “tun” wird häufig genutzt.
Wie ich beim Recherchieren über diesen Ort feststellte wurde São Lourenço do Sul von deutschen Einwanderern, im Jahre 1856, gegründet.
Der deutsche Kaufmann Jacob Rheingantz (*1817 in Sponheim) erwarb im Dezember 1856 acht Quadratmeilen unerschlossenes Land von der kaiserlichern Regierung Brasiliens und baute es mit bescheidenen Mitteln zu einer Musterkolonie aus. Rheingantz verpflichtete sich, das Land innerhalb von fünf Jahren zu vermessen und es mit ackerbautreibenden Kolonisten deutscher, schweizer und belgischer Nationalität zu besiedeln, die er 1857 anwarb.
Der erste Einwanderertrupp bestand aus 88 Personen, darunter 15 Familien und 14 Ledige. Neben vielen Handwerkern, wie Schneidern, Schmiede, Zimmermänner, Maler, Bäcker waren nur wenige Landwirte vertreten. Da eine landwirtschaftliche Kolonie geplant war, entsprach die Zusammensetzung der Siedler nicht den Erwartungen, so dass in einem Verzeichnis von 1879 nur noch sechs der ursprünglichen Kolonisten aufgeführt waren. 1859, 1860, 1861 und 1862 folgten weitere Einwanderer aus dem Rheinland und Schlesien, später aus Pommern. 1879 lebten bereits 860 deutsche Familien mit rund 6000 Personen in São Lourenço do Sul.
Am nächsten Morgen, fuhr ich die verbleibenden 330 Kilometer durch endloses Flachland, vorbei an Lagunen, Seen und Kuhherden, zur Grenze bei Chuy, nach Uruguay.
schönste Strecken: Porto Alegre via Gramado und São Joaquim nach Florianópolis und zurück entlang der Küste
bestes Essen: brasilianisches BBQ
Highlights: die brasilianische Hilfsbereitschaft; Werkstättenbesuche; BBQ; Florianópolis; deutsch-brasilianisch
Brasiliens Strassen sind teilweise in sehr schlechtem Zustand. Eine Bodenwelle folgt der Nächsten und die unzähligen LKW, die auf den zweispurigen Strassen unterwegs sind fördern die Zerstörung. Natürlich gibt es auch freie, perfekte Abschnitte.
Was unglaublich störend ist, sind die überall vorhandenen Radarfallen. In manchen Orten gibt es an jeder Ampel einen. Das Gute ist, man wird durch Schilder vor jedem einzelnen gewarnt. Wie nett!
Die Brasilianer sind ein bunt gemischtes Volk und viele von Ihnen haben europäische Vorfahren. So sieht man überall im Süden Schilder oder Orte mit deutschen Namen.
Die Menschen sind sehr freundlich und kontaktfreudig, sprechen aber vielerorts nur portugisisch, was die Kommunikation etwas erschwert.
Die Landschaften waren für mich nicht das, was ich mir unter Brasilien vorgestellt hatte. Erst in den größeren Städten spürte ich den brasiliansichen Flair. Das liegt daran, dass der Süden, und nur den hab ich gesehen, extrem flach ist und überwiegend landwirtschaftlich genutzt wird. Manchmal dachte ich, ich wär in Holland unterwegs.
Nach den scheinbar endlosen 1000 Kilometern immer geradeaus, durch die Weite Nordargentiniens, überquerte ich die Grenze nach Paraguay. Lange war es her, dass ich an einer so vollen Grenze ankam. Es warteten unzählige Reisebusse auf ihre Weiterfahrt und ich dachte schon, ich würde hier Stunden verbringen müssen. Anders als erwartet ging es dann schnell durch die verschiedenen Stationen, auch wenn ich leichte Kommunikationsprobleme mit dem Grenzbeamten hatte. Schon seit Chile wird ein ganz anderes Castellano gesprochen und es fällt mir manchmal verdammt schwer mit den Leuten zu kommunizieren. Die landestypische und mir völlig fremde Sprache ist Guarani.
Ich fuhr die verbleibenden 40 Kilometer nach Asunción, ließ mich aus einer etwas abgelegenen und nicht zu sympatischen Gegend von zwei Jungs auf ihren Motorrädern zu einem Hostal lotsen. Das Hostal “El Jardin” kann ich absolut empfehlen. Mein Motorrad war etwas zu breit, um es im Innenhof abzustellen, aber in nächster Umgebung gibt es bewachte Parkplätze. Hier blieb ich fünf Tage, entspannte bei 35°C im kleinen Pool und genoß die Abende mit BBQ und in guter Gesellschaft.
Asunción gilt als eine der ältesten spanischen Städte Südamerikas und bemüht sich, eine grüne Hauptstadt zu werden. Grün im Sinne von Umweltschutz und sauberen Strassen ist damit keinesfalls gemeint oder es ist eben bis dato nichts davon zu sehen.
Von Asunción machte ich mit Liza und Holly einen Tagesausflug nach Areguá etwas östlich der Hauptstadt gelegen. Areguá ist ein relativ unspektakulärer, kleiner, verschlafener, kolonialer Ort dessen Highlight eine alte Kirche ist. Zudem liegt die Stadt am See Ypacarai. Da dieser allerdings über Jahrzehnte hinweg als Müllhalde der umliegenden Dörfer und Mastbetriebe genutzt wurde, gilt er als totes Gewässer mit einer hohen Algen- und Bakterienkonzentration. Es wurde, bisher ohne nachhaltigen Erfolg versucht die Wasserqualität zu verbessern so dass man weiterhin nicht darin schwimmen sollte.
Es war Zeit meinen fünftägigen Aufenthalt in Asunción zu beenden und so fuhr ich in den Südosten nach Encarnación. Encarnación liegt am Rio Panara direkt gegenüber von Posadas in Argentinien, ist Hauptstadt des paraguayischen Karnevals, der hier seit 1916 gefeiert wird und beheimatet viele Einwohner deutscher, japanischer, arabischer, ukrainischer, neuseeländischer, chinesischer und polnischer Abstammung.
Von dort ging es wieder hoch, in den Nordosten nach Ciudad del Este und Itaipú, um das zweitgrößte Wasserkraftwerk der Erde zu sehen, welches von Brasilien und Paraguay gemeinsam gebaut wurde. Seit dem Bau des 3-Schluchten-Damms in China ist es nicht mehr das Größte, aber immernoch das Leitungsstärkste. Die Nennleistung beträgt etwa 14.000 MW und Brasilien deckt mit dem Wasserkraftwerkt 25% seines Gesamtstromverbrauchs.
Damit war meine Reise durch Paraguay auch schon beendet und es standen die ersten paar Kilometer in Brasilien bevor, um weiter nach Puerto Iguazú, zu den größten Wasserfällen der Welt, zu fahren.
Paraguay gilt bisher eher als untypisches Reiseland und hat auch keine absolut sehenswerten Highlights, wie beispielsweise Machu Pichu in Peru. Dennoch gibt es einige sehenswerte Nationalparks, wie den Tati Yupi und Städte, wie Asunción und Encarnación. Was ich links hab liegen lassen ist die “Jesuitenroute” auf der man verschiedene Stätten und Ruinen der ersten Missionare, welche sich ab 1610 hier ansiedelten, besichtigen kann.
Das Land, zumindest der Süden ist extrem flach und wird fast ausschließlich Landwirtschaftlich genutzt. So waren die Fahrten zwar schön aber weniger spektakulär und abwechslungsreich.
Die Paraguayer oder Guarani sind sehr entspannt und freundlich, auch wenn es mir manchmal etwas schwer fiel mit ihnen zu kommunizieren. Der Akzent und die Sprechgeschwindigkeit sind gwöhnugsbedürftig.
Ein Argentinier aus unserem Hostel wurde nachts auf dem Nachhauseweg mit einer Pistole bedroht und ausgeraubt, es sind also auch nicht alle Guaranis entspannt.
Ein weiteres Problem, ein Problem des gesamten Kontinents, ist die Korruption. Ich habe viele Geschichten über vergangene Wahlen, die Ausbeutung der Natur und den jetzigen Präsidenten gehört und es auch selbst erlebt. Als ich mein Motorrad nicht ins Hostal stellen konnte, fragte ich bei der Polizei zwei Häuser vom Hostal entfernt nach, ob ich es denn auf den Gehweg gegenüber vom Revier stellen könnte, weil dort Tag und Nacht ein Wachmann präsent ist. Nach langem Gerede kam ein ziemlich unsympatischer Polizist an, markierte den Chef und fragte, was ich denn bereit bin zu zahlen, da es in Paraguay nichts umsonst gibt. Ich eriwderte, dass mehr als 3 USD nicht in Frage kämen, worauf er mir mitteilte weiterzufahren und mich fortan ignorierte. Es war vielleicht auch besser so, denn der bezahlte Parkplatz kostete nur 2 USD.
Paraguay ist etwas billiger als Argentinien oder Chile aber deutlich teurer als Bolivien.
Was mir überall in Paraguay ins Auge fiel, waren kleine Behälter, die die Leute mit sich rumschleppen. Es ist für das traditionelle Getränk “Tereré”. Im Endeffekt ist es kalter Mate-Tee der überall und zu jeder Zeit getrunken wird. Ob es gegen die derzeitig herrschende Hitze von etwas unter 40°C hilft weiß ich nicht, da ich eher kaltes Bier bevorzugte.