Chile und das Ende meiner Reise

Chile, das längste Land der Welt, Heimat meiner Spanischlehrerin, dutzender Vulkane und des trockensten Ortes der Erde, teuerstes Land Südamerikas und mein letztes Abenteuer, denn von hier aus trat ich meine Heimreise an. Das Geld wurde knapp, die Probleme mit dem Motorrad nicht weniger und ein Jahr unterwegs auf zwei Rädern sollten fürs Erste reichen.
Vom Südwesten Boliviens und über einen Pass auf 3700 Metern Höhe überquerten Jonathan und ich die Grenze bei Ollagüe nach Chile. Da wir hier die einzigen Touristen waren ging der Grenzübertritt sehr schnell. Die letzten 200 Kilometer Boliviens und der Anfang auf chilenischem Terrain waren besonders eindrucksvoll und schön zu fahren.
Chile, CL 004Chile, CL 008Chile, CL 014   Chile, CL 031Chile, CL 023Chile, CL 020Chile, CL 028Chile, CL 029San Pedro - Grenze Argentinien, CL 041

Von den Bergen ging es weiter in die Atacamawüste. Sowohl die Landschaft als auch das Klima änderten sich schlagartig. Die Atacamawüste gilt als trockenster Ort der Erde, da es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen dort nicht geregnet hat.
Die erste Stadt, in die wir kamen, war Calama. Ich war von dem Ausmaß der Stadt überrascht, da ich hier eine so große Stadt nicht erwartet hätte. Was mir als erstes ins Auge fiel und was in den Wochen zuvor nicht existierte war die riesige Shoppingmall. So ist es eben, wenn man von Bolivien nach Chile kommt.
Mit dem Wohlstand stiegen auch die Preise. So mussten wir für ein einfaches Hostalzimmer satte 30 USD hinlegen.
Nach einer Nacht in Calama fuhren wir weiter nach San Pedro de Atacama, eine Touristenhochburg mitten in der Wüste. Der Ort sollte deshalb auch nur als Zwischenstopp für den Weg nach Salta in Argentinien dienen.
San Pedro - Grenze Argentinien, CL 001San Pedro de Atacama, CL 047San Pedro de Atacama, CL 045   San Pedro de Atacama, CL 037San Pedro de Atacama, CL 035San Pedro de Atacama, CL 026  San Pedro de Atacama, CL 020San Pedro de Atacama, CL 010San Pedro - Grenze Argentinien, CL 058San Pedro - Grenze Argentinien, CL 012San Pedro - Grenze Argentinien, CL 062San Pedro de Atacama, CL 031San Pedro de Atacama, CL 004San Pedro - Grenze Argentinien, CL 007San Pedro - Grenze Argentinien, CL 038          San Pedro - Grenze Argentinien, CL 006San Pedro - Grenze Argentinien, CL 031San Pedro - Grenze Argentinien, CL 045 San Pedro - Grenze Argentinien, CL 003San Pedro - Grenze Argentinien, CL 048San Pedro - Grenze Argentinien, CL 053
Wüstenpanne, CL 001Wüstenpanne, CL 007Wüstenpanne, CL 009

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Nach dem Platten in der Wüste und den Besuchen von Paraguay, Brasilien, Uruguay und teilen Argentiniens fand ich mich einen Monat später wieder in Chile ein. Diesmal im tiefen Süden bei Porto Natales. In der Nähe Porto Natales liegt der Nationalpark Torres del Paine aber aufgrund des Wetter fuhr ich ein gutes Stück weiter in den Süden, nach Punta Arenas.

Die Wochen zuvor war ich durch Patagonien auf argentinischer Seite unterwegs gewesen, also Bariloche, el Bolson, el Chalten und el Calafate.

Die weitere Fahrt nach Punta Arenas war landschaftlich ansprechend aber auch von extremen Seitenwinden und starken Windböen geprägt und anstrengender als erwartet. Ich war erstaunt wie viele Fahrradfahrer den widrigen Umständen trotzten. Ich traf auf keinen einzigen Motorradfahrer aber inmitten der Einöde schien es von Fahrradfahrern zu wimmeln. Einige saßen am Strassenrand und rasteten, andere schoben ihr Gefährt, wieder andere versuchten dem Wind zu trotzen und quälten sich sichtlich durch die Weite. Respekt!
In Punta Arenas bekam ich am nächsten Morgen bei Alejandro von Moto Aventura ein letztes Mal einen neuen und teuren Hinterreifen montiert. Ich fragte ihn auch nach einem neuen Spiegel aber 170 USD dafür zu zahlen schien mir dann doch etwas zu viel. Überall wird versucht einem die Kohle aus den Taschen zu ziehen.
Nach dem Werkstattbesuch brach ich auf den letzten Abschnitt, die letzten 760 Kilometer nach Ushuaia auf.
Patagonien, CL 010Patagonien, CL 007Patagonien, CL 001
Von Punta Arenas führte mich die Strasse durch mir mittlerweile gut bekanntes Flachland und an den Übergang von Patagonien nach Feuerland. Da es dort keine Strassenverbindung gibt setzte ich mit der für Motorradfahrer kostenfreien Fähre über.
Nach 100 Kilometern und kurz vor dem erneuten Grenzübergang nach Argentinien sah ich an dem einzigen Restaurant in der Gegend das Motorrad, eines mir bekannten Belgiers der mit seiner Freundin unterwegs ist, stehen. Eine Pause kam mir eh gelegen, also gesellte ich mich auf einen Kaffee zu Petra und Rick. Da diese Strasse die Einzige zwischen Patagonien und Feuerland war traf dort etwas später auch Orvard ein. Wir waren gemeinsam auf der Stahlratte gewesen. Die letzten Wochen war er mit einem Kanadier und einer Gruppe von drei Malaysiern auf dem Weg nach Ushuaia und wieder zurück in den Norden. Um das Wiedersehen gebührend zu feiern schlugen wir unsere Zelte hinter dem Restaurant auf und ließen uns ein paar Flaschen guten Weines schmecken.
Die drei Malaysier sind auf einer Weltreise und starteten ursprünglich um einen Weltrekord aufzustellen, mussten sich aber relativ früh von dem Vorhaben verabschieden. Sie haben ihren eigenen Fotografen dabei und für den Fotografen einen eigenen Fahrer, werden von der malaysischen Regierung gesponsort und wurden vom malaysischen Ministerpräsidenten persönlich auf ihre Reise verabschiedet.
Grenze und Feuerland, ARG 012Grenze und Feuerland, ARG 008Grenze und Feuerland, ARG 029   Grenze und Feuerland, ARG 027001
Nach einer kurzen und lustigen Nacht, trennten sich wieder unsere Wege. Ich überquerte die Grenze nach Argentinien und setzte zum Endspurt auf die letzten 300 Kilometer nach Ushuaia an.

Nach meinem Besuch am Ende der Welt fuhr ich dieselbe Strecke durch Feuerland zurück. Wie schon im Bericht über Argentinien erwähnt konnte ich mir den Nationalpark Torres del Paine nicht entgehen lassen und fand mich deshalb, nach der Durchquerung Argentiniens im Nationalpark Torres del Paine, mit seinem riesigem Bergmassiv ein.
Torres del Paine, CL 016Torres del Paine, CL 008Torres del Paine, CL 004Torres del Paine, CL 011  Torres del Paine, CL 014Torres del Paine, CL 107
Torres del Paine, CL 103Torres del Paine, CL 098Torres del Paine, CL 087Torres del Paine, CL 089Torres del Paine, CL 085Torres del Paine, CL 079      Torres del Paine, CL 061Torres del Paine, CL 047Torres del Paine, CL 053
Nach ein paar Tagen im Nationalpark ging es wieder einmal nach Argentinien und ein paar Tage später wieder zurück. Es war ein permanentes Hin und Her zwischen den beiden Ländern.
Ein vorletztes Mal überquerte ich die argentinisch chilenische Grenze über den Passo Huemul und fuhr nach Coyhaique in Südchile. Von dort brach ich zu einer zwei Tage dauernden Rundfahrt, entlang des Lago General Carrera nach Chile Chico auf. Die Schotterpiste, die Carretera Austral war teilweise in einem miserablen Zustand, so dass mir der erneute Defekt meiner Federung trotz großtmöglicher Vorsicht nicht erspart blieb. Das Öl lief aus und die Spannung sank sukzessive.
Ciohaique2ChileChico, CL 025Ciohaique2ChileChico, CL 003Ciohaique2ChileChico, CL 013Ciohaique2ChileChico, CL 045Ciohaique2ChileChico, CL 021 Ciohaique2ChileChico, CL 041
Nach 343 anstregenden Kilometern kam ich in Chile Chico an und buchte mir für den folgenden Tag die Fähre zurück nach Puerto Ibanez, um von dort wieder nach Coyhaique zu fahren. Auf einem abgelegenen Campingplatz in 15 Kilometer Entfernung von Chile Chico, der Bahia Jara, baute ich mein Zelt auf. Zur Krönung des Tages fuhr ich mich während der Suche nach dem besten Zeltplatz noch im Sand fest und musste vom Platzwart per Auto rausgezogen werden. Danach konnte ich den verlassenen Strand genießen, grillte, trank Wein und schaute stundenlang in den prächtigen Sternenhimmel.
Die Nachtruhe wurde von bestialischem Wind mit heftigen Böen gestört, der den gesamten nächsten Tag anhielt und das Einpacken des Zeltes und der Ausrüstung zur Geduldsprobe werden ließ.
Ciohaique2ChileChico, CL 059Ciohaique2ChileChico, CL 055Ciohaique2ChileChico, CL 060 Ciohaique2ChileChico, CL 068

Am Morgen sah ich, dass das Öl der Federung ausgelaufen war. Nur noch die Feder dämpfte die Unebenheiten. Kleinste Bodenwellen drohten es aus der Ballance zu bringen und so war es wie eine Fahrt auf einem Kinderkarussel.
40 Kilometer vor Coyhaique zeltete ich in einem kleinen Nationalpark bei dem ich auf der Hinfahrt schon gezeltet hatte und fuhr am nächsten Tag weiter in die Stadt. Seit Ushuaia war ich durchgehend am Campen und konnte Patagonien intensiv erleben.
Meine erste Anlaufstelle in Coyhaique war die einzige Motorradwerkstatt. Natürlich war an einem Samstagnachmittag keine Zeit für mein Anliegen, so dass ich mich dazu entschloss 200 Kilometer weiter nördlich, nach Puerto Cisnes zu fahren.
In dem kleinen Hafenstädtchen besuchte ich die Mutter meiner Spanischlehrerin, die mich sehr herzlich willkommen hieß und traf bei ihr ebenfalls auf meine Eltern, die ich mit meinen Aufenthalt in der Ferne zu einem kurzen Urlaub im Herzen Patagoniens animieren konnte.
Puerto Cisnes, CL 007Puerto Cisnes, CL 041 Puerto Cisnes, CL 004 (2)
Von dem geplanten, gemeinsamen Trip in die Nationalparks mussten wir erstmal absehen, denn ich wollte keinesfalls mit defekter Federung hunderte Kilometer auf Schotter zurücklegen. So fuhren wir am frühen Montag morgen zusammen im Camper und der ausgebauten Federung im Gepäck nach Coyhaique um, wenn möglich eine schnelle Reparatur zu forcieren. Der Mechaniker in Coyhaique sah sich nicht imstande die Federung zu reparieren, füllte sie aber mit normalem Motoröl. Mit der Ungewissheit ob es überhaupt funktionieren würde ging es die 200 Kilometer zurück nach Puerto Cisnes. Gleich nach der Ankunft machte ich mich wieder an den Einbau und war bei der ersten kurzen Testfahrt überrascht wie gut die Federung funktionierte.
Wir überlegten wie es weitergehen sollte. Ob wir mit der Fähre nach Chiloe, wo eine durchweg asphaltierte Strasse bis Santiago vorzufinden wäre, übersetzten sollten oder ich mich die Carretera Austral ohne Gepäck nach Norden wagen sollte.
Da die nächste Fähre nach Chiloe erst am Freitag gegangen und ziemlich teuer gewesen wäre, entschieden wir uns für die Weiterfahrt auf der Carretera Austral um über den nächsten Pass, den Paso Futaleufu welcher 280 Kilometer entfernt war, wieder nach Argentinien und die dort asphaltierte Strasse zu fahren.
Die Carretera Austral war erneut in einem schlechten Zustand und eine Baustelle folgte der nächsten. So wurde es eine anstregende und staubige Angelegenheit.
Ich war verdammt froh als wir endlich in Futaleufu und an einem schön gelegenen Camingplatz ankamen. Die permanenten Vibrationen auf der Austral forderten weiteren Tribut indem meine GPS Halterung aus Edelstahl einfach brach.
Am nächsten Morgen standen die letzten 50 Kilometer Offroad und der letzte Grenzübertritt nach Argentinien bevor.
Futaleufu, CL 010 Futaleufu, CL 002Camping Futaleufu, CL 002
Camping Futaleufu, CL 004Futaleufu I, CL 007Futaleufu I, CL 006

Nach ein paar Tagen in Argentinien kamen wir wieder über den Paso Osorno, einen asphaltierten Pass, zurück nach Chile.
An dem Grenzübergang wurde mein gesamtes Gepäck zum ersten Mal gecheckt. Ich konnte es nicht glauben, dass meine erste und einzige Kontrolle beim letzten Grenzübertritt stattgefunden hatte.
Von Osorno fuhren wir über den Campo (gleichbedeutend mit der Pampa) nach Valparaiso, um dort bei der Villa Kunterbunt, mit denen ich den Rücktransport meines Motorrades organisierte, mein Gepäck abzuliefern. Anschließend fuhren wir weiter ins 120 Kilometer entfernte Santiago, die Haupstadt Chiles. Nach zwei Tagen in der Hauptstadt Chiles stand der Rückflug meiner Eltern an. Ich zog in ein Hostal um und organisierte schweren Herzens Rückflug und Rücktransport.
Die Zeit in Santiago verbrachte ich mit der Besichtigung der Stadt, feierte mit Chilenen sowohl in der Stadt, als auch auf dem Campo (gracias a Fran) und spielte nach fast einem Jahr meine erste Partie Fußball.
Santiago, CL 084Santiago, CL 093Santiago, CL 094Santiago, CL 121   Santiago, CL 161Antonia Cumpleanos, CL 022Santiago II, CL 002
Dann stand der Tag vor der Tür an dem ich mein Motorrad in Valparaiso ablieferte, in eine Kiste packte und auf die weite Reise nach Deutschland schickte.

 Valparaiso I, CL 007Valparaiso I, CL 011Valparaiso I, CL 015   Valparaiso I, CL 021 Valparaiso I, CL 026
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Danach blieb mir noch Zeit Santiago etwas ausführlicher kennenzulernen, das Erlebte zu verarbeiten, mich auszuruhen, zu regenerieren und die Sonne zu genießen bevor die Reise meines Lebens ein Ende nahm.

Santiago:
Santiago, CL 009Santiago II, CL 021Santiago, CL 079Santiago II, CL 006Santiago II, CL 038  Santiago II, CL 034Santiago, CL 011Santiago, CL 018     Santiago, CL 025Santiago, CL 071Santiago, CL 077

Valparaiso:
Valparaiso I, CL 032Valparaiso I, CL 058Valparaiso Bootstour, CL 004Valparaiso I, CL 055Valparaiso I, CL 049Valparaiso I, CL 051   Valparaiso I, CL 057Valparaiso I, CL 077Valparaiso, CL 035Valparaiso, CL 041Valparaiso, CL 015Valparaiso, CL 058Valparaiso, CL 075    Valparaiso, CL 006Valparaiso, CL 043Valparaiso I, CL 074    Valparaiso, CL 019Valparaiso, CL 046Valparaiso, CL 047      Valparaiso, CL 052Valparaiso, CL 061Valparaiso, CL 071

Fazit Chile:

NordchileZentralchile Südchile Feuerland

  • Reisedauer: 30 Tage mit Motorrad & 7 Tage ohne
  • gefahrene Kilometer: 4856
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 66,5 km/h
  • Durchschnittsverbrauch: 6,0 l
  • Höchstgeschwindigkeit: 173 km/h
  • Roadkills:
    gesehen: 8x undefinierbar, 4x Fuchs, 3x Hund, 3x Hase; 1x Vogel, 2x Gürteltier, 2x Stinktier
    verursacht: 0x
  • Polizeikontrollen: 1x
  • Gepäckkontrolle: 1x (the one and only)
  • Grenzübertritte nach Chile: 6x
  • Strafzettel bekommen: 0x
  • besonderer Drink: Terremoto (übersetzt Erdbeben), Weißwein mit Ananaseis
  • Erdbeben: 2x ( Stärke 3,2 & 5,4)
  • schönste Strecken: Nordchile – San Pedro de Atacama nach Salta; Torres del Paine; um den Lago General Carrera von Coyhaique nach Chile Chico (allerdings unter voller Beladung eine motorradunfreundliche Strecke). Die Carretera Austral gen Norden.
  • Highlights: Atacama; Torres del Paine Nationalpark; Carretera Austral

Die Atacama Wüste, Patagonien, die blauen Seen und die Berge sind die Highlights Chiles. Ein Land voller sehenswerter, wunderschöner Orte. Die Fahrten entlang der Carretera Austral lassen das Herz höher schlagen. Nicht nur, weil die Strassen sich manchmal recht abrupt von gut in schlecht ändern, sondern auch aufgrund der Landschaft. Nur manchmal bleibt kaum Zeit die Umgebung zu genießen, da volle Konzentration gefordert ist.
Die chilenischen Autofahrer sind, wie nicht anders erwartet, sehr rücksichtslos. Manchmal und das wurde mir von anderen Reisenden bestätigt, beschleunigen sie auf den langen Schotterpisten zusätzlich, wenn sie ein Motorrad oder einen Fahrradfahrer sehen, um einem mit einem Lächeln im Gesicht den Dreck ins Gesicht zu blasen.
Chile ist eines der teuersten Länder Südamerikas, was besonders beim Tanken und den Einkäufen im Supermarkt aufällt.
Die Grenzübergänge zwischen Chile und Argentinien laufen immer nach dem gleichen Schema ab: Migration, Zoll, Agrikulturbehörde (SAG) und waren meistens schnell überwunden.