Mexiko Festland Teil I

Baja California hab ich nun seit geraumer Zeit hinter mir gelassen. Die Überfahrt von La Paz nach Mazatlan dauerte ca. 16 Stunden. Das Ticket konnte ich mir zwei Stunden vor Abfart problemlos im Büro von Baja Ferrys, direkt am Hafen besorgen.
Auf der Überfahrt hatte ich reichlich Zeit mich mit einer Gruppe Lastwagenfahrern zu unterhalten, mir mehr oder weniger nützliche Wörter beibringen zu lassen, sowie stundenlang einen geeigneten Schlafplatz zu suchen. Die Nacht war relativ kurz, da ich es mir weder auf zusammengestellten Stühlen im Speisesaal, der Holzbank im Freien oder den, durch Sitzlehnen begrenzten, Stoffsesseln bequem machen konnte.
Camioneros
Als die Fähre im Hafen von Mazatlan einlief, hatte ich nicht nur neue Ausdrücke gelernt und war etwas übermüdet, sondern ich war in den Tropen angekommen. Eigentlich war das Klima wie auf Baja, nur dass zu der Hitze noch ne Menge Feuchtigkeit hinzukam.

Da ich mich in Sinaloa befand und von Nachrichten und Internetrecherchen im Endeffekt unbegründet leicht parnoid war, machte ich mich direkt ins 450km entfernte Puerto Vallarte auf. Die Fahrt durch Dschungel und Berge war wunderschön aber auch extrem lang. Über sieben Stunden war ich unterwegs. Die Strassen waren voll, die Fahrer durchweg verrückt und so kam ich erst gegen Einbruch der Dunkelheit an.
Was den Verkehr so unberechenbar macht ist die Tatsache, dass jeder Mexikaner der Erste und Schnellste sein will. Der Letze in der Kolonne überholt den Vordermann oder gleich mehrere, der Überholte will das nicht akzeptieren und überholt seinerseits. Manchmal überholen alle auf einmal. Das Ganze zieht sich so lange hin bis alle im nächsten Dorf an derselben Ampel stehen. Die Kreuze an den Strassengräben sprechen eine eindeutige Sprache. Ich fahr zwar selbst schon wie ein Mexikaner, aber leg es nicht immer drauf an, der Schnellste zu sein. Mit meinem Motorrad hol ich sie früher oder später sowieso ein.

Puerto Vallarte ist ein schöner aber sehr touristischer Ort. Die Mexikaner haben derzeit Ferien und so tummeln sich Menschenmassen an den Stränden und bevölkern die Promenade. Ein Ausflug mit dem Partyboot zum Schnorcheln und einem angeblich einsamen Strand, sollten mir die Tage versüssen. Problem war, dass es eine Zeitverschiebung gab und ich mein Schiff zum Ausflug verpasste. Also musste ich ein anderes Boot nehmen um zu meinem zu kommen, was natürlich zusätzlich kostete. Geschnorchelt hab ich ca. 10 min, dabei Nichts gesehen und der einsame Strand war total überlaufen. Zum Glück gab es im Programm eine alternative Wanderung zu einem Wasserfall.

Puerto Vallarte, MEX 001 Puerto Vallarte, MEX 007 Puerto Vallarte, MEX 015 Puerto Vallarte, MEX 009Puerto Vallarte, MEX 035

Nach drei Tagen in Puerto Vallarte zog ich weiter nach Guadalajara. Auf dem Weg war ein Zwischenstop in Tequilla und auch der Kauf einer kleinen Flasche des edlen Tropfens obligatorisch.
Tequilla, MEX 002Tequilla, MEX 004

Guadalajara ist die zweitgrößte Stadt Mexikos und der Ursprungsort der Musik der Mariachis.
Einen Abend ging ich mit einer kleiner Gruppe aus meinem Hostal, zum mexikanischen Wrestling. Was für eine Show! Allerdings nur Live und mit viel Bier zu genießen.

Guadalajara, MEX 012Guadalajara, MEX 006Guadalajara, MEX 005
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Höhepunkt des Abends waren allerdings meine ersten Taccos mit Zunge und Innereien für nur 50 cent. Kein Wunder, dass ich meine ersten Durchfallattacken bekommen sollte.
Am nächsten Tag bekam ich in feinstem badisch von einer Karlsruherin, die in Guadalajara ein Praktikum macht, die Stadt gezeigt.
Abends war ein anderer Motorradreisender aus den Staaten eingetroffen. Lawrence hatte sich seine Kawasaki in Guatemala gekauft und war auf dem Weg nach Hause nach San Diego. Den Aufkleber an seiner Frontscheibe fand ich mehr als passend.
Guadalajara, MEX 001 Guadalajara, MEX 004
Nach Guadalajara fuhr ich weiter Richtung Ostküste, immer auf den bezahlten Autobahnen und immer Tagsüber. Das Ziel war San Juan del Rio, wo ein Freund von Freunden aus den USA wohnt. Rodrigo und sein Bruder Salvador zeigten mir die kleine Stadt und einen besonderen Drink namens Mechilada. Er besteht aus Bier, Tomatensaft, Worcestersoße, Tabasco und Zitrone, ist gewöhnungsbedürftig aber lecker.
San Juan del Rio

Da in den meisten Städten vom Parken auf der Strasse abgeraten wird, haben die Hotels oder Hostals in ganz Mexiko immer einen speziellen Ort zum sicheren Parken parat. Beispielsweise direkt in der Hotellobby.
San Luis del Rio, MEX 002San Juan del Rio, MEX 002

Von San Juan del Rio machte ich, allerdings mit dem Bus, einen Tagesausflug nach Mexiko Stadt. Mexiko D.F. ist der politische, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Dreh und Angelpunkt Mexikos und sichtbar vom Einfluß vieler Kulturen und der Geschichte Mexikos geprägt. Eine alte, überdimensionierte und turbulente Stadt. Im Zentrum geht es zu wie auf einem riesigen Markt. Schamanen bieten ihre Zauberkräfte an und heilen die Menschen, Nachfahren der Ureinwohner geben Musik und Tanz zum Besten und unzählige Strassenverkäufer versuchen ihre Ware an den Mann zu bringen.
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Ein Tag war definitiv zu kurz um diese Stadt kennenzulernen aber um einen groben Überblick zu bekommen, hat es gereicht.
Mexico City, MEX 016Mexico City, MEX 032 Mexico City, MEX 028  Mexico City, MEX 006Mexico City, MEX 054 Mexico City, MEX 062 Mexico City, MEX 083 Mexico City, MEX 079 Mexico City, MEX 097Mexico City, MEX 004
Mexico City, MEX 078 Mexico City, MEX 060 Mexico City, MEX 021

Von San Juan del Rio ging es über Tula, nach Puebla. In Tula gibt es die Ruinen der Tolteken zu sehen.
Tula, MEX 006Tula, MEX 012 Tula, MEX 013
In Puebla verbrachte ich meine erste Nacht in einem Motel oder besser Stundenhotel. Ich denke die Form des Bettes ist eindeutig zu interpretieren aber immerhin war es billig.
Puebla, MEX 002
Von Puebla ging es weiter nach Oaxaca. Wieder der gebührenpflichtigen Autobahn folgend und langsam nervt es, sich fast aussschließlich auf den bezahlten Carreteras zu bewegen. Ist Mexiko abseits dieser Wege wirklich so gefährlich wie alle behaupten? Die Preise für die Strassennutzung sind auf Dauer nicht gerade billig und aufgrund der höheren Geschwindigkeit ist mein Benzinverbrauch auch nicht zu vernachlässigen. Die Landschaft ist zwar auch entlang den Autobahnen sehr schön, dennoch bevorzuge ich die Strassen abseits der Hauptverbindungswege.

In Oaxaca sollte man sich Monte Alban anschauen, eine bedeutende Tempelanlage der Mayas, gelegen auf einem Berg nahe der Stadt. In der Stadt war ein großes, tagelanges Volksfest, was den Aufenthalt deutlich abwechslungsreicher gestaltete.
Monte Alban, MEX 009 Monte Alban, MEX 018 Monte Alban, MEX 002 Oaxaca, MEX 024 Oaxaca, MEX 011 Oaxaca, MEX 008 Oaxaca, MEX (3) Oaxaca, MEX (2)Oaxaca, MEX 005
Was ansonsten für Touristen angeboten wird, kann man mehr oder weniger vergessen. Es ist immer dasselbe, egal in welchem Land man sich befindet. Ein Wasserfall hier, ein Strand da, der größte Baum der Welt und dann noch ein typischer Markt. Alles ist übervölkert mit Touristen und so genieß ich es doch am meisten, wenn ich abseits der Massen durch schöne Landschaften fahren kann. Dann hab ich meine Ruhe und kann mir meine eigenen Touristenhighlights schaffen, denn auch abseits der touristischen Wege gibt es schöne Orte zu entdecken.

Mein nächstes Ziel war Tuxtepec, östlich von Oaxaca. Endlich eine Strasse zum Motorradfahren! Unzählige Kurven, viel Höhenmeter, wenig Verkehr und eine Rekordzeit von 4h für 220km. Allerdings hat sich der extreme Temperaturwandel negativ auf meine Gesundheit ausgewirkt. In Oaxaca noch trockene 34C°. In den Bergen nur noch 14C° und auf der anderen Seite eine extrem Schwüle mit 37C°. Das Hemd permanent nassgeschwitzt und leichter Regen gaben mir den Rest. Jetzt lieg ich in Palenque mitten im Dschungel in meiner Hütte und kurier meine Erkältung aus.
Apropos Palenque, die Ruinen dort sind ebenso absolut sehenswert und wahrscheinlich auch der einzige Grund für die Existenz dieser Stadt.
Ein gemütlicher Ort zum Schlafen und Feiern ist Panchan. Ein Resort im Dschungel mit Unterkünften in verschiedenen Preisklassen und einer sehr chilligen Bar, unter deutscher Rasta-Führung, im Zentrum der Anlage names “Chely´s”.
Palenque, MEX 011 Palenque, MEX 007 Palenque, MEX 015 Palenque, MEX 031Palenque, MEX 018
Die Zwangspause konnte ich nutzen um mir einen neuen Satz Reifen zu besorgen, was sich als relativ schwierig erweisen sollte. Bei BMW in Puebla wurde mir gesagt dass es in ganz Mexiko keine Offroadreifen gebe. Da ich gute Erfahrungen mit dem Heidenau K60 Scout und der guten Laufleistung hatte, wollte ich auf keinen Fall zu einem Strassenreifen wechseln. Ich dachte mir also, ich bestelle die Reifen in den USA und lass sie mir nach Cancun schicken. Eine Firma, die diesen Service anbietet negierte die Möglichkeit des Versandes, da ich eine Adresse in den USA haben müsste. Da ich kein Telefon mit mir habe, bat ich meinen Vater bei Heidenau in Deutschland anzurufen und so kam die Sache ins Rollen. Denn es gibt offensichtlich doch einen Vertrieb von Heidenau in Mexiko. Nach Kontaktaufnahme mit dieser Firma musste also nur noch ein Ort zum Erhalt der Reifen organisiert werden. BMW in Cancun schien mir die einzig sinnvolle Adresse zu sein. Nach dutzenden Emails und etwas organisatorischem Aufwand war die Sache geklärt und ich kann, sobald ich in Cancun ankomme meine neuen Reifen montieren lassen.
Wer also Reifen von Heidenau in Mexico braucht, sollte sich an Bikeworldmx.com wenden.

Nach Palenque ging es wieder in die Berge nach San Cristobal de las Casas. Es sollte eine ereignisreiche Fahrt werden, denn auf halber Strecke an einem Ortsausgang war plötzlich Stau. Da mir keine Autos entgegenkamen, fuhr ich bis zum Ursprung des Staus. Eine Gruppe Demonstranten blockierte mit selbstgemachten Nagelbändern die Strasse. Als sie mich näherkommen sahen, witterten sie ihr großes Geschäft und keine Minute später war ich von der Gruppe eingeschlossen. Ich fragte also erstmal was sie hier machen und mit wem ich verhandeln sollte, ich also bereit war für meine Weiterreise zu zahlen. Sie sagten mir, die Demonstration sei gegen die Regierung und für die Völker in den Bergen, deren Bildung, gesundheitliche Versorgung, Elektrizität, mehr Mitspracherechte und es mich 50 Pesos kosten würde. Da es sonst für mich nicht weiter gehen würde, willigte ich ein, gab Ihnen 100 Pesos und sagte, dass mir gefällt, was sie hier machen. Nachdem ich noch einige Hände schütteln durfte, ging die Fahrt für mich weiter. Die Anderen warten wahrscheinlich immer noch.

San Cristobal liegt mitten in den Bergen des Bundesstaates Chiapas. Ein schmuckes Städtchen mit viel Charme, deutlich angenehmeren Temperaturen und weniger Mücken als im Dschungel von Palenque. Von dort unternahm ich einen Tagesausflug zu den Lagos de Montebello und erkundete mit anderen Deutschen die Stadt.
Die Seen von Montebello sind sehr schön aber meines Erachtens nach etwas überbewertet. Was am meisten störte, war der Versuch der dortigen Anwohner, sich ununterbrochen als Führer anzubieten.
Das Beste war ein Offroadweg, dem ich folgte und der mich an einem See entlang durch kleine Dörfer führte.
San Cristobal de las Casas, MEX 001 (4) San Cristobal de las Casas, MEX 001 (11) San Cristobal de las Casas, MEX 001 (20) San Cristobal de las Casas, MEX 001 (22) San Cristobal de las Casas, MEX 001 (25)San Cristobal de las Casas, MEX 003 Lagos de Montebello, MEX 005 Lagos de Montebello, MEX 011 Lagos de Montebello, MEX 026
Die folgende Fahrt von San Cristobal an die Ostküste nach Isla Aquada (480 km) war mit Abstand die härteste Etappe meiner bisherigen Reise. Für die ersten 150 km entlang einer schlechten Strasse, durch abgelege Dörfer, mit Tieren auf dem Weg, krassen Überholmanövern auf beiden Seiten brauchte ich fast vier Stunden. Trotzdem bekam ich endlich das zu sehen, was ich sehen wollte, nämlich von Touristen unberührtes Gebiet und Eindrücke vom Leben der Leute in den Bergen. Frauen sitzen an Webstühlen vor ihren Häusern, überall wird gekocht und geschafft. Da Sonntag war, hatten sich besonders in einem der Dörfer die Männer schon in der früh ordentlich einen reingezwirbelt und lagen alle 30 Meter ausgeknockt am Strassenrand und schliefen. Vielleicht waren es auch die Nachwirkungen einer durchzechten Nacht. Andere torkelten die Strasse entlang, wahrscheinlich in der Hoffnung es bis nach Hause zu schaffen.

Nachdem ich die ersten 150 km hinter mich gebracht hatte ging es auf einer besseren Strasse die Berge herunter. In Villahermosa wollte ich nicht bleiben und fuhr weiter.
Natürlich wurde ich auch nicht vom Wetter verschont, sondern kam in das bisher heftigste Gewitter und fuhr, weil mein Helm undicht ist, fast blind weiter. Endlich am ausgewählten Ziel, in Ciudad del Carmen angekommen, suchte ich eine gute Stunde nach einem günstigen Hotel oder Hostal um dann, da es keines gab, völlig gefrustet in der Dunkelheit nach Isla Aquada in 40 km Entfernung weiterzufahren.
Jetzt weiß ich, warum man hier nachts nicht fahren sollte und werde es weiterhin meiden. Die Lichter der Autos, wenn sie funktionieren, sind deutlich heller als bei uns und die Fahrer sind nachts genauso verrückt unterwegs wie tagsüber.
Zu guter Letzt kam ich auch noch in die erste Polizeikontrolle, in der ich meine Dokumente vorzeigen musste.

Baja California

Mexiko! Endlich wieder ein Land, welches das metrische System nutzt. Keine Meilen, Gallonen und Yards mehr. Was für eine Erleichterung!
Baja California ist, wie ich gehört habe, nicht das typische Mexiko, kommt dem aber schon recht nahe. Die Strassen haben schon bessere Zeiten gesehen, Verkehrsregeln sind da um sie zu missachten und es gibt Unmengen an Staub und Müll.
Nichts desto trotz gefällt mir auf Anhieb die Lebensweise der Mexikaner. Abgesehen vom Verkehr scheint alles etwas entspannter zuzugehen. Zeit spielt keine so große Rolle wie in unserer Gesellschaft und es gibt endlich keine Schilder mit der Aufschrift “It´s the Law” zu sehen, wie überall in den USA.
Tankstellen sind in relativ guten Abständen vorhanden, so dass ich bisher nur einmal, nach Missachtung des Schildes der Distanz zur nächsten Tankstelle, meinen Reservekanister nutzen musste.
Aufpassen muss man allerdings mit unvorhersehbaren Schlaglöchern und den berüchtigten “Topes”. Das sind kleine Buckel, die einen zur Geschwindigkeitsreduktion zwingen und manchmal wie aus dem Nichts auftauchen.
Zwischendurch müssen auch immer mal wieder Militärcheckpoints passiert werden. Ich wurde bisher nie durchsucht, musste nicht einmal Dokumente vorzeigen. Meistens wird gefragt woher man kommt und wohin man will und darf weiterfahren. Das wird sich auf dem Festland sicher ändern.

Die zweitgrößte Halbinsel der Welt, Baja California, erstreckt sich auf einer Länge von 1200km westlich des Festlandes Mexikos. Neben derzeit extrem hohen Temperaturen gibt es viel Wüste, unzähligen Kakteen, wunderbare Strände und warmes Meerwasser.
Die Menschen sind überwiegend freundlich, teilweise auch relativ anteilnahmslos und man hört den ganzen Tag von irgendwo Musik. Gutes und günstiges Essen bekommt man an den kleinen Strassenständen und bisher blieb das auch ohne Nebenwirkungen.

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Erster Stop nach Tijuana war ein Campingplatz auf der Halbinsel “La Bufadora” bei Ensenada, wo außerdem der zweitgrößte, maritime Geysir der Erde zu sehen ist.

Bufadora, BC, MEX 001Geysir, BC, MEX 004

Es ging weiter in den Nationalpark San Pedro de Martir um einen Blick auf dem höchsten Berg Bajas, den Picacho de Diablo (3096m), zu werfen als auch eine private Führung durch das größte Observatorium Mexikos zu machen. Das Spiegelteleskop hat immerhin einen Durchmesser von 2,12m und rangiert damit auf Rang 73 in der Liste der größten optischen Teleskope.
Camping, BC, MEX 002 Camping, BC, MEX 001
Der Nationalpark war, was das Klima betrifft, eine willkommene Abwechslung. Leichter Regen am Abend und die deutlich niedrigere Temperatur waren genau das Richtige nach einem langen Tag on the road. Die Hitze ist eine echte Herausforderung. Es hat hier jeden Tag knapp 40°C und ich sitz in voller Montour auf meinem Bock und fahr durch die Wüste. Wenigstens gibt der heiße Fahrtwind mir die Illusion von Abkühlung.

Auf dem Weg von San Pedro de Martir gen Süden, traf ich einen hier ansässigen Kubaner mit seiner 1200 Adventure und wir fuhren ein paar Kilometer gemeinsam durch die Wüste. Seinem Ratschlag folgend, bog ich dann nach Bahia de Los Angeles an die Ostküste ab, wo ich zwei Tage verweilte.

Sierra, BC, MEX 006

Nach einer weiteren Empfehlung setzte ich meine Fahrt in den Süden, mit Ziel Bahia Conception, fort. Eine Traumhafte Bucht und absolut einen Besuch wert. Türkisblaues, warmes Wasser und ein wunderbarer Sandstrand (Playa la Perla; allerdings nicht kostenfrei, da eine alte Frau die Konzession besitzt). Aufgrund der Hitze (33°C um 7:30) war ich dort der einzige Besucher. Nachts kühlte es kaum ab, dafür gab es einen beeindruckenden Sternenhimmel zu bestaunen. Auch dort blieb ich zwei Tage bevor es in die Hauptstadt von Baja California Süd, nach La Paz ging.
Bahia Conception, BC, MEX 004005Bahia Conception, BC, MEX 011Bahia Conception, BC, MEX 009

Nach einer Woche Dauercamping hab ich mir in La Paz ein günstiges Hotel genommen, verbringe die Zeit am Pool und organisiere meine weitere Reise.
Am Donnerstag geht es, nachdem ich mir noch den Süden der Insel anschauen werde, von La Paz in einer ca. 16 Stündigen Überfahrt mit der Fähre nach Mazatlan, ans Festland Mexikos.
Ich bin gespannt, denn dann werde ich sehr wahrscheinlich keine englischsprachigen Schilder und Menschen mehr vorfinden, muss etwas mehr auf mich und mein Motorrad aufpassen, darf dafür aber auch das wahre Leben Mexikos kennenlernen.
Sierra, BC, MEX 005Sierra, BC, MEX 004  Camping, BC, MEX 019

Addon:
Im Süden von Baja, im Ort Todos Santos gibt es ein empfehlenswertes Kaffee, welches von Sebastien und seiner Freundin geführt wird. Es heißt “Deli Santitos” und neben Kaffee gibt es außgezeichnetes Essen.
Sebastien hat mich, als erster Mexikaner, zum Abendessen mit seiner Familie eingeladen. Ich wurde aufgenommen wie ein guter Freund und konnte meine kurze Zeit in Todos Santos absolut geniessen.

Todos Santos, Baja 002 Todos Santos, Baja 005

El arribo en México – Grenzübertritt Tijuana

Die Nacht vor der Einreise nach Mexiko war wie erwartet relativ kurz. Morgens um halb 6 Uhr fuhr ich aus San Diego los, um die Grenze in San Ysidro zu überqueren. Ich hatte mir vorher aus einigen Blogs und Foren wichtige Informationen geholt und war dementsprechend zuversichtlich, den richtigen Grenzübergang gewählt zu haben.
Es war noch dunkel, als ich gegen 6 Uhr an der Grenze ankam. Wider erwarten war Nichts los und so fuhr ich ohne Warteschlange den kurvigen, hell erleuchteten und von meterhohen Mauern umgebenen Weg zur mexikanischen Kontrollstelle.
Ich bekam an der Kontrollstation grünes Licht und durfte meinen Weg nach Mexiko ohne Durchsuchung fortsetzen.
Ich wusste, dass man seine Touristenkarte direkt an der Grenze bekommen kann. Also hielt ich trotz grüner Ampel bei den schwer bewaffneten Grenzbeamten an, fragte nach Erlaubnis, dort zu parken und mir den Stempel zu holen. Nach 10 Minuten hatte ich die Aufenthaltsgenehmigung für 180 Tage erhalten und nach weiteren 5 Minuten befand ich mich inmitten einer komplett anderen Welt.
Das Einzige, was die USA und Mexiko gemein haben ist anscheinend der tausende Kilometer lange Grenzzaun.
Jetzt fehlten noch die temporäre Einfuhrerlaubnis für mein Motorrad und der Abschluß einer Versicherung.
Mittlerweile war es kurz nach 6 Uhr und Tijuana schien noch zu schlafen. Ich war etwas verloren, denn ich hatte keinen Plan, wo ich die Sachen erledigen konnte. So fragte ich mich leicht übermüdet und mit meinen doch eher dürftigen Spanischkenntnissen bei Taxifahrern und Polizisten durch. Dankend lehnte ich das Angebot eines Taxifahrers ab, mich zu lotsen, fuhr dafür aber zwei mal von San Yisdro zum 10 km entfernten Grenzübergang Otay Mesa und zurück. Wie ich später feststellte, war das aufzusuchende Büro irgendwo in der Nähe der Grenze von Otay Mesa, wo ich bis um 8 Uhr auf die Beamten zur Regelung der Fahrzeugeinfuhr warten musste. Die Prozedur war dann aber schnell erledigt und ich konnte mich auf die Suche nach einem Versicherer machen (mein Tipp: im Voraus im Internet bei einem mexikanischen(!) Versicherer eine Police abschließen).
Wieder hieß es über eine Stunde warten bis der Makler auftauchte und weitere zwei bis die Police abgeschlossen war. Die Sprachbarriere als auch die vielen Möglichkeiten ließen es nicht schneller vonstatten gehen. Ob es die Idealste ist mag ich bezweifeln, aber versichert ist versichert.
Mittlerweile war es 12 Uhr und Tijuana war zum Leben erwacht. Der Verkehr läuft nach eigenen Regeln und das bunte Treiben war im vollen Gange. Ich bin relativ gut darin, mich an andere Fahrstile zu gewöhnen und hatte somit keinerlei Probleme dem Verkehrsfluss zu folgen.
Das erste aufregende Erlebnis hatte ich eh direkt in der Früh, als ich bei der Anfahrt an eine Ampel fies überholt und geschnitten wurde, um keine Minute später den Fahrer wach hupen zu müssen.
Nach also gut sechs Stunden in Tijuana konnte ich meine Reise in den Süden auf der Ruta Cuota, der bezahlten und sicheren Autobahn Richtung Süden Baja Californias fortsetzten.