Guatemala

Die Einreise nach Guatemala war eine etwas längere aber erträgliche Prozedur. Nach der Ausreise aus Belize stand eine kurze Desinfektion des Motorrades an, welche mich 12 Quetzal (1,20 €) gekostet hat. Ob es eine wirkliche Desinfektion war, wage ich zu bezweifeln, denn mit einem Luftgebläse kurz das Motorrad anzublasen scheint nicht effizient zu sein.
Nach der Desinfektion ging es zum Einreiseschalter, wo ich für 60 Quetzales meinen Pass gestempelt bekam. Die Einreiseerlaubnis ist ebenso für die Länder El Salvador, Honduras und Nicaragua gültig.
Mit dem gestempelten Pass ging es einen Schalter weiter zum Zoll, um mein Motorrad einzuchecken. Dort musste ich meine Dokumente vorlegen und ein Eck weiter Kopien vom Pass mit dem neuen Stempel anfertigen lassen. Mit den Kopien ging es wieder zum Zoll, wo ich ein weiteres Dokument bekam, mit dem ich zur Bank in der selben Halle ging um dort weitere 160 Quetzales zu zahlen. Mit dem Dokument von der Bank ging es wieder zum Zoll, wo ich letztendlich einen Aufkleber für das Motorrad bekam.
Versicherungspflicht besteht in Guatemala nicht und an der Grenze gibt  es keine Möglichkeit freiwillig eine abzuschließen.
Nach Einreise fuhr ich schweißgebadet nach Tikal. Der Eintrittspreis in den Nationalpark und zu den Ruinen beträgt 150 Quetzales und ist nur für denselben Tag gültig. Wer also spät ankommt und keine Zeit mehr hat, sich die Ruinen anzuschauen darf am nächsten Tag nochmal zahlen. Ich war gegen zwei Uhr Mittags startklar, hatte also noch genug Zeit (Park schließt um 18:30) mir die Ruinen anzuschauen.
Was gibt es zu Tikal zu sagen? Abgefahrene Dschungeltempel! Affen! Dschungelgeräusche! Mosquitoplage!!! Diese Viecher sind schlimmer als meine schlimmsten Albträume. Egal wo man sich aufhält, es folgt einem eine Armee dieser kleinen, miesen, hinterhältigen Biester. Nach drei Tagen seh ich immer noch aus wie ein Streuselkuchen. Hab Schwellungen und Hubbel der besonderen Art. Hoffentlich haben sie mich von Krankheiten verschont. Ich muss dazu sagen, dass ich erst von Touristen Repellent bekommen hatte aber auch damit wird man nicht verschont. Lange Hose und Repellent mit 50% Deet sind absolut zu empfehlen.
Tikal, GCA (39)Tikal, GCA (22)Tikal, GCA (11)Tikal, GCA (15)Tikal, GCA (36)   Tikal, GCA (32)Tikal, GCA (25)Tikal, GCA (24)   Tikal, GCA (20)Tikal, GCA (19)Tikal, GCA (17)     Tikal, GCA (8)
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Von Tikal ging es ins 60 km entfernte Flores, welches auf der Insel San Andres im See Petén-Itzá liegt und die Hauptstadt des Departments Peten ist. Ein idealer, ruhiger Ort um sich von den Mosquitos zu erholen und den Blick auf den See zu genießen.
Flores, GCA 003
Mein nächstes Ziel war Semuc Champey bzw. Lanquin. Es sollte mal wieder eine abenteuerliche Fahrt werden.
Es gibt zwei Möglichkeiten nach Lanquin zu fahren. Erste Option ist die asphaltierte Strasse, die über Coban führt und etwas länger ist, die zweite Option ist eine etwa 30 km lange steinige Strasse durch die Berge.
Klar, dass ich mich für die zweite Option entscheiden musste. Die Strasse war bis zu einem gewissen Punkt asphaltiert aber was dann folgte hatte es in sich. Steile, kurvige, steinige mit Gräben durchfurchte “Strassen” mitten durch die Höhen des Departments Alta Verapaz. Es war eine anstrengende Fahrt und keinesfalls zu vergleichen mit den gemütlichen Dirtroads in Colorado. Ich kroch die Berge hoch und runter, bekam von Kindern immer wieder “Gringo” zugerufen, kämpfte mich durch dichten Nebel und am Ende auch noch heftigen Regen. Als ich nach 2-3 Stunden endlich wieder Asphalt unter den Füssen hatte und mich schon freute es geschafft zu haben, wurde die Freude schnell getrübt, als mir Einheimische sagten, dass es nach Lanquin genauso weiter geht wie bisher.
Ich dachte mir, es kann nicht schlimmer werden aber es wurde deutlich schlimmer, es wurde meine bisher fordernste Fahrt auf dem Motorrad.
Der letzten 10 km nach Languin sind bei Regen mit dem Motorrad kaum befahrbar, denn dann besteht der Untergrund aus extrem rutschigen Steinen. Jede Bremsung, jeder hervorstehende Stein brachten das Motorrad ins rutschen. Zudem waren einige Steigungen zu bewältigen. Ich war durchnässt, müde und leicht demotiviert aber kämpfte mich mit ca. 5 km/h den Weg entlang. Kurz vor der Dorf blieb ich mitten auf dem Weg an einer Schräge hängen weil meine Räder durchdrehten und ich war auch kurz davor durchzudrehen.
Letztendlich, nach über einer Stunde hatte ich wieder festen Boden unter den Rädern, war verdammt froh es ohne Sturz geschafft zu haben und schwor mir Lanquin nur bei Sonnenschein zu verlassen.
Flores-Lanquin, GCA 011 Flores-Lanquin, GCA 008 Flores-Lanquin, GCA 004
Lanquin, GCA 005Lanquin, GCA 004Lanquin, GCA 001
Im Hostel in Lanquin buchte ich, ebenso wie eine Gruppe junger Österreicher, eine Tagestour nach Semuc Champey. Es sollte ein abgefahrener Abenteuertrip werden. Denn neben guter Gesellschaft, Tuben im Fluß, dem Besteigen eines Berges, den Pools von Semuc Champey und dem Sprung von einem Baum, sollte der Trip zwei waghalsige Highlights beinhalten. Den Besuch der Höhlen von Kanba und der Abstieg an einer speziellen Leiter.

Die Höhlen von Kanba waren das Spannendste, was ich bisher erlebt habe. Es geht mit speziellen Kerzen als einzige Lichtquelle tief in die Höhle. Wäre alles nicht so spektakulär, wenn man nicht permanent im Wasser waten würde oder teilweise einhändig schwimmen muss, um die Kerze am Leben zu halten. Mann muss kleine Leitern benutzen, über Steine klettern, sich unter einem Wasserfall durchhangeln, gegen die Strömung schwimmen und am Ende kann man von zwei Metern in einen dunklen Pool springen. Auch wenn wir am Ende leicht unterkühlt aus der Höhle kamen, waren alle begeistert.
Das zweite Highlight war eine Leiter, die in einem kleinen Wasserfall am Ende der Pools von Semuc Champey hängt, hinabzusteigen, um in einer kleinen Höhle den Fluß, der unter den Pools verläuft und dort wieder an die Oberfläche kommt, zu sehen. Wenn man dort abrutscht gehört man höchstwahrscheinlich der Vergangenheit an.
In Deutschland und Europa wäre diese Art von Abenteuer, aufgrund der nicht vorhandenen Sicherheit keinesfalls machbar und genau deswegen kann ich es nur empfehlen!
Semuc Champey, GCA 012Semuc Champey, GCA 039OLYMPUS DIGITAL CAMERA   OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERA   OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERA
Am nächsten sonnigen Tag und immer noch gethrillt von dem Erlebten, fuhr ich in das nur 240 km entfernte Chichicastenango. Meine Eltern waren 1977 schon dort und so folgte ich ihren Spuren.
Für die 240 km benötigte ich fast 8 h. Guatemala hat die bisher schlechteten Strassen, mit den meisten und größten Schlaglöcher. Auch auf dieser Strecke durfte ich mich etwa 30 km über steinige Dirtroads schlagen.
Chichicastenango ist ein kleiner Ort in den Bergen mit überwiegend indigener Bevölkerung, einem berühmten Markt (Do & So) und einer Kirche, welche sowohl den Nachfahren der Mayas als auch den Katholiken dient.
Chichicastenango, GCA 008Chichicastenango, GCA 014Chichicastenango, GCA 010Chichicastenango, GCA 016    Chichicastenango, GCA 004
Von Chichicastenango führte mich der Weg an den Lago de Atitlan, nach Panajachel. Der Lago de Atitlan ist von drei Vulkanen umgeben und gilt als einer der schönsten Seen weltweit. Wenn die umliegenden Dörfer nicht ihren Dreck einleiten würden, könnte man sogar drin schwimmen.
Panajachel, GCA 006Lago Atitlan, GCA 001Panajachel, GCA 001  Lago Atitlan, GCA 033Lago Atitlan, GCA 021Lago Atitlan, GCA 018   Lago Atitlan, GCA 014 Lago Atitlan, GCA 010Volcano Pacaya, GCA 049
Mein nächster Ort war die alte Hauptstadt der Konquisadoren und etwa 200 Jahre deren Regierungssitz in Zentralamerika, Antigua Guatemala. DIe Stadt ist ein koloniales Schmuckstück und gehört nicht umsonst zum Weltkulturerbe.
Antigua Guatemala, GCA 021Antigua Guatemala, GCA 013Antigua Guatemala, GCA 009Antigua Guatemala, GCA 028 Antigua Guatemala, GCA 031Antigua Guatemala, GCA 007Antigua Guatemala, GCA 046
Ein Tagesausflug zum Volcano Pacaya bescherte mir zum ersten Mal den Blick auf einen aktiven Vulkan.
Volcano Pacaya, GCA 032 Volcano Pacaya, GCA 024 Volcano Pacaya, GCA 001

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Da ich mich schon wieder seit geraumer Zeit im Landesinneren aufhielt und schon recht nah zur Grenze nach El Salvador war, legte ich noch einen Zwischenstopp in Monterico, an Guatemalas Pazifikküste ein. Der Strand ist Brutgebiet der schwarzen Meeresschildkröte und so bekam ich die Gelegenheit eine neugeborene Schildkröte ins Meer zu entlassen und nachts eine Schildkröte beim Eier legen zu beobachten.
Monterico, GCA 017Monterico, GCA 028Monterico, GCA 013   Monterico, GCA 027 Monterico I, GCA 002Monterico I, GCA 005

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Fazit Guatemala:

Guatemala

  • Reisedauer: 16 Tage
  • zurückgelegte Kilometer: 1001
  • Höchstgeschwindigkeit: 156 km/h
  • Durchschnittsverbrauch: 5,7
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 44,5
  • Polizeikontrollen: 0x
  • Roadkills
    gesehen: 4x (Hunde)
    verursacht: 0x
  • bestohlen worden: 1x (Flip-Flops)
  • häufigstes Essen: Tortillas
  • Highlight: Höhlen von Kanba
  • schönster Ort: Flores
  • beste Strecke: (trotz Strapazen) Flores nach Lanquin
  • in Schlagloch gebrettert: 1x

Guatemala beeindruckt mit seiner Vielseitigkeit an Landschaften und seinen freundlichen Menschen. Es gibt Ruinen zu besichtigen, Dschungel zu erkunden, große Seen, beeindruckende Vulkane und natürlich die karibische und pazifische Küste zum schwimmen und relaxen.
Die Ruinen von Tikal, Semuc Champey und der Lago Atitlan waren neben den Motorradfahrten ein wunderbares Erlebnis.
Wie schon erwähnt sind die Strassen in Guatemala in deutlich schlechterem Zustand, als in den vorherigen Ländern. Auch was die Fahrweise der Guatemalteken betrifft ist Vorsicht geboten. Besonders die großen Busse und LKWs fahren generell mit überhöhter Geschwindigkeit und nehmen keine Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Ein schweres Busunglück mit 43 Toten und 50 Verletzten zeugt von der Gefahr im hiesigen Strassenverkehr und dem schlechten Zustand der Fahrzeuge. Nachts sollte man sich deswegen erst recht nicht auf den Strassen befinden. Mangelnde oder keine vorhandene Beleuchtung sind da nur ein zusätzliches Übel.
Auch ohne GPS kann man problemlos durch Guatemala reisen. Eine einfache Karte, welche ich bei der Einreise bekam, war absolut ausreichend. Oft habe ich Leute nach dem Weg gefragt, manchmal wurde ich gelotst. Benzin ist überall zu bekommen und Kostet etwa 40 Quetzales pro Gallone, was 1 € pro Liter entspricht.

Guatemala war meines Erachtens nicht so billig wie angenommen oder wie ich vorher gehört hatte. Es gibt selbstverständlich günstige Unterkünfte und günstiges Essen, besonders in der Regenzeit, dennoch hatte ich es mir noch günstiger vorgestellt. Vielleicht lag es aber auch am Bierkonsum der die Kosten in die Höhe getrieben hat.
In Guatemala hat sich die Regenzeit extrem bemerkbar gemacht. Fast kein Tag ohne Regenschauer, manchmal zwei oder drei hintereinander, manchmal regnete es konstant zwei Tage. An manchen Strassen sind Hänge abgegangen und wenn es regnet werden die Strassen der Städte regelrecht überflutet. Vorteil der Regenzeit sind definitiv die ausbleibenden Touristenscharen und die etwas günstigeren Reisekosten.