Nach einer traumhaften, kurvigen Bergstrasse gelang ich bei El Poy an die Grenze zu Honduras. Nach bekanntem Prozedere, diesmal allerdings deutlich schneller, konnte ich in Honduras einlaufen.
Die Einreisegebühr für mein Motorrad betrug 35 USD. Versicherungspflicht besteht auch hier keine und mittlerweile nehm ich das dankend an.
Direkt nach der Grenze kam ich in zwei aufeinanderfolgende Polizeikontrollen. Ich glaube die Polizei will sich lieber unterhalten, anstatt ihrer Arbeit nachzugehen. Erstaunlicherweise wurde auf meiner bisherigen Reise kein einziges Mal mein Gepäck kontrolliert. Entweder seh ich so vertrauenswürdig aus oder ich fahr einfach in die falsche Richtung.
Die bergige Landschaft setze sich hinter der Grenze fort. Auch diesmal wurde ich nicht vom strömenden Regen verschont, litt unter der Hitze meiner Regenkombie und fuhr aufgrund der mangelhaften Sicht in Schlaglöcher diverser Größen, kam aber glücklicherweise unversehrt in Copan Ruinas an. Der Ortsname ist identisch mit der dortigen Stätte der Mayas, welche entgültig meine Letzte werden sollte. Es gibt dort besondere Skulpturen zu sehen, welche in keiner anderen Mayastätte vorkommen und so wurde es ein abwechslungsreicher Abschluß durch die Geschichte und Kultur der Mayas.
Ich dachte ja mal wieder, die schlechten Strassen Guatemalas wären nicht zu toppen, doch das war leider ein Trugschluß. Honduras ist das Land der Schlaglöcher. Es wimmelt davon. Wär auch halb so wild, wenn sie nicht so groß wären um darin schwimmen zu können.
Bei strahlendem Sonnenschein, welcher später von einem heftigem Gewitter abgelöst wurde, setzte ich meine Fahrt in den Norden Honduras, nach la Ceiba fort. Ich hoffte auf karibisches Meer und Feeling, fand aber leider nur eine uninteressante Stadt und am Strand Plastikmüll vor.
Der Mensch hat es echt geschafft alle Orte der Welt zu erkunden, seine Spezies im Eiltempo zu verbreiten und dabei die Erde so zu schinden, wie es kein Organismus in milliarden Jahren schaffen könnte. Es macht mich immer wieder taurig das ansehen zu müssen. Ich steh im karibischen Meer und anstatt genießen zu können wird mir Plastik ans Bein gespült. Wahrscheinlich muss man die Ausrede gelten lassen, dass es sich um Stadtstrand handelt und ich mich in Zentralamerika befinde. Wenn es denn so einfach wäre…
[Boyan Slat, ein junger Holländer hat einen hervorragenden Plan den Müll aus den Meeren aufzusammeln und ich denke diese Mission ist absolut bewundernswert, als auch an der Zeit. Derzeit unterläuft das Projekt einer Machbarkeitsstudie. Am Ende des Jahres wird sich zeigen ob es umgesetzt werden kann. http://www.boyanslat.com/
(Dank geht an Beach für die Info)]
Ich verließ direkt am nächsten Tag la Ceiba, um mich weiter östlich, bei Trujillo auf die Suche nach einem besseren karibischen Strand zu machen.
Bei meinem deutschen Gastgeber Gunter, in der Casa Alemania, wo ich deutsches Weißbier zu trinken bekam und zelten konnte, wurde ich fündig. Allerdings gibt es auch hier genug Müll am Strand aber Gunter lässt ihn aufsammeln.
Trujillo ist deutlich überschaubarer als la Ceiba und auch interessanter. Hier hat im Jahr 1502, Kolumbus bei seiner vierten und letzten Erkundungsfahrt, erstmals Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt.
Neben Kolumbus hat sich hier auch ein etwas einfallsreicher Abenteurer oder Pirat namens William Walker aufgehalten. Allerdings ging es für ihn nicht ganz glimpflich aus. Die Geschichte ist recht amüsant, dass es sich lohnt sie zu lesen.
http://de.wikipedia.org/wiki/William_Walker_%28S%C3%B6ldner%29
Von Trujillo fuhr ich wieder in den Südwesten, an den Lago de Yojoa, den größten Binnensee Honduras. Eigentlich wollte ich von Trujillo, das Land in der Mitte durchqueren aber es hätten mich über 80 km Dirtroads erwartet und in der Regenzeit wollte ich das Risiko nicht eingehen vom Dschungel verschlungen zu werden. So fuhr ich, parallel zur Küste aber etwas weiter im Landesinneren zurück in den Westen. Es ging durch Kiefernwälder und über eine etwa 30 km lange, perfekte Dirtroad. Es war die richtige Entscheidung und ein Traum zum Fahren.
So standen nach dem Lago de Yojoa noch Tegucicalpa, die Hauptstadt Honduras, auf dem Programm. Die Strasse dorthin war in perfektem Zustand, zudem noch schnell befahrbar. Da Tegucicalpa kein Traum einer Großstadt ist wollte ich mir, als Flaggensammler, nur die noch fehlende Nationalflagge zu besorgen.
Die Flaggensuche, es sollte auch eine etwas Speziellere werden, war deutlich aufwendiger als gedacht und im Endeffekt ergebnislos. Ich fuhr fast zwei Stunden von Ort zu Ort, zum Fußballstadion, auf Märkte, in Malls, fragte Leute, musste aber letztendlich wegen Zeitmangels die Suche aufgeben.
Ich fuhr etwas entäuscht weiter in den Osten zum Grenzübergang las Manos, als kurz vor der Grenze meine gewünschte Flagge an einer Tankstelle wehte. Diese Chance und es war die Letzte, ließ ich mir natürlich nicht nehmen. Die Flagge wurde standardsgemäß eingeholt und mir übergeben. Auch wenn sie teuer war, hatte es sich für mich gelohnt.
- Reisedauer: 6 Tage
- gefahrene Kilometer: 1512
- Durchschnittsgeschwindigkeit: 68,9
- Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
- Durchnittsverbrauch: 5,7 l
- Roadkills
gesehen: 3x Hunde, 2x Opossums, 1x Kuh, 1x Katze, 1x Geier, 4x undefinierbar
verursacht: 0x - Polizei- Militärkontrollen: 10x
mit Dokumentenvorlage 5x - häufigstes Essen: Frijoles & Huevos
- häufigtes Getränk: Cerveza
- beste Strecke: von Trujillo über Olanchito nach Santa Rita
- schnellste & schöne Strecke: Lago de Yojoa nach Las Manos
- schönster Ort: Copan Ruinas
Honduras hat landschaftlich viel Abwechslung zu bieten. Was allerdings auffällt sind die flächendeckend gerodeten Bergrücken, sowie die, in Küstennähe scheinbar endlos den Strassenrand säumenden Palmöl- und Bananenplantagen.
Aufgrund der miserablen Strassenverhältnisse im Westen, sowie entlang der Küste war Honduras nicht optimal zum Motorradfahren. Im Südosten sieht es schon etwas anders aus. Ich musste mich extrem konzentrieren und jederzeit für Manöver bereit sein. Wenn die Schlaglöcher im Schatten der Bäume liegen, sind sie erst sehr spät zu erkennen und manchmal hilft nur Augen zu und durch.
Die hondurianischen, bzw. die zentralamerikanischen Autofahrer haben die schlechte Angewohnheit, am Mittelstreifen zu kleben, was das Überholen deutlich schwerer macht und die Sicht einschränkt. Ein paar Mal musste ich einem mir entgegenkommenden Fahrzeug weichen, weil es am Überholen war und mich stur ignorierte.
Es gibt unzählige Polizei- und Militärcheckpoints und ich glaube mittlerweile, dass Touristen bewusst kontrolliert werden, um das schlechte Image loszuwerden. Bei einer Kontrolle hielt der Beamte mein Dokument verkehrt herum, was sein Interesse dafür zeigt, während er mich fragte, wie mir das Land gefällt.
Über die Menschen im Land kann ich nicht urteilen, da ich nicht genug Zeit hatte sie kennenzulernen, sie scheinen aber genauso freundlich und aufgeschlossen zu sein, wie in den anderen Ländern.