Die Einreise, bei las Manos, nach Nicaragua verlief problemlos, kostete mich eine Stunde Zeit und 24 USD, wovon die eine Hälfte die Ausreisegebühr und die Andere eine Versicherung stellten. Wieder mal wurde mein Motorrad desinfiziert, diesmal mit einem übel riechenden Spray.
Da meine Flaggensuche so viel Zeit in Anspruch nahm, konnte ich erst gegen 17:00 Uhr die Fahrt fortsetzen. Mein Ziel für den Tag sollte Esteli werden. Vom Lago de Yojoa waren es 420 km und ich war insgesamt gute neun Stunden unterwegs.
Das Schönste des Tages war zu erleben, wie sich die Strassenverhältnisse mit Übertritt der Grenze zum absolut Positiven änderten. So genoss ich es, die Kurven der Berge Nicaraguas runter zu düsen, insbesondere mit der Gewissheit auf keine Schlaglöcher zu treffen. Was mich etwas störte, war die einbrechende Dämmerung und meine verbleibende Distanz zum Ziel. So war es nicht zu vermeiden in die Dunkelheit zu kommen und das war alles andere als entspannend. Geblendet von Fern- und Nebellichtern des Gegenverkehrs, Menschen, Tieren und Fahrradfahrern (ohne Licht) auf den Strassen und alle erst sehr spät erkennbar, war meine volle Konzentration gefordert. Es wurde weiter fleißig überholt, auch meinerseits, was mir einmal fast zum Verhängnis wurde und ich mich daraufhin weitestgehend in der Kolonne aufhielt. Nach 40 Minuten in der Dunkelheit, kam mich endlich in Esteli an, ließ mich von einem Motorradfahrer zum Hostal lotsen und war froh, heil durch die Nacht gekommen zu sein.
Am kommenden Tag fuhr ich nach León. Eine koloniale und sehr schöne Stadt, gegründet im Jahre 1524 und wie Granada ehemalige Hauptstadt Nicaraguas. In León angekommen, fuhr ich erstmal mitten duch das Restaurant des Hostals an meinem neuen Parkplatz.
Meine Erkundungstour in der Stadt, reduzierte sich auf ein paar Kirchen und ein Museum zentralamerikanischer Künstler.
Von León ging es über Managua, der Hauptstadt Nicaraguas nach Granada. Managua wurde 1972 von einem schweren Erdbeben erschüttert und existiert seither eher als weitläufiges, zu groß geratenes Dorf, da sich im damaligen Epizentrum niemand mehr niederlassen wollte.
Bis auf den alten Stadtkern, hatte Managua für mich wenig Interessantes zu bieten. Auf der Fahrt aus der Stadt, fuhr eine Frau neben mich und winkte mir, um mich zum Anhalten zu bewegen. Wie sie mir erzählte, arbeitet sie bei der ersten Motorradzeitung Nicaraguas, der “Revista Moto Marketing”. Sie wollte meine Meinung über ihr Land hören, und schickte mir ein paar Fragen via Email, als Interview. Ich bin gespannt, wann es erscheinen wird, das dazugehörige Foto gibt es bereits.
Zwei andere Frauen lotsen mich mit ihrem Auto, in rasantem Fahrstil, aus dieser extrem unübersichtlichen Stadt, in der es übrigens so gut wie keine Strassennamen gibt. So konnte ich direkt weiter nach Granada fahren ohne unfreiwillige Umwege zu machen.
Es ist immer wieder eine Freude, nicht nur Stur dem GPS zu folgen, sondern mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Ich wurde bisher immer, ob von den beiden Frauen, anderen Motoradfahrern oder der Polizei, zu großen Kreuzungen oder Schnellstrassen gelotst. Die Leute sind, wenn sie den Weg kennen, immer hilsbereit und die netten Unterhaltungen sind meine Belohnung.
Grenada, wie schon erwähnt, auch ehemalige Hauptstadt Nicaraguas, ist ein ebenso schönes Städtchen wie León. Die beiden Städte kämpften viele Jahre um den Hauptstadtstatus weswegen nun Managua, was zwischen beiden liegt gewählt wurde, um so der Rivalität ein Ende zu setzen.
Die Vulkaninsel von Ometepe, mit ihren zwei aktiven Vulkanen, war schon nach einem Tag in Granada nächste Anlaufstelle. Dort hatte ich zum ersten Mal, seit Reisebeginn, eine nette Mitfahrerin. Mit Julia war die Erkundung der Insel deutlich unterhaltsamer. Das Gepäck wurde in einem Hostal weggeschlossen um so Platz für sie zu schaffen. Leider spielte gegen frühen Abend das Wetter nicht mehr so mit, dass sich der abendliche Strandaufenthalt erledigt hatte.
Von Ometepe ging es dann, wieder solo, weiter in das nah gelegene Surferstädtchen San Juan del Sur. Ich traf dort neben Julia auf eine ganze Menge chilliger, netter Leute und wir starteten gemeinsam zum “Sunday – Funday”, der legendären Poolparty des Ortes.
Props gehen an Daniela, Kat, Adam, Daniela II und Chris!
Ab und an muss man sich ja auch die langen und anstrengenden Fahrten von der Seele feiern und wo könnte man das besser als in traumhaften Pools, mit Blick über Stadt und Umgebung.
Dem Funday folgten zwei Tage Pause, welche mit Strandbesuchen und Surfen verbracht wurden. Dann ging es auch schon weiter nach Costa Rica.
Fazit Nicaragua:
- Reisedauer: 9 Tage
- gefahrene Kilometer: 612
- Durchschnittsgeschwindigkeit: 53,5
- Durchschnittsverbrauch: 5,7l
- Höchstgeschwindigkeit: 142 km/h
- Polizeikontrollen: 1x mit Dokumentenvorlage
- Roadkills
gesehen: 2x Stinktiere, 1x Hund
verursacht: 0x - Unfall gesehen: 1x (LKW)
- schönste Strecke: Las Manos nach Esteli
- schönster Ort: San Juan del Sur (& Strände)
- häufigstes Essen: Mariscos
- Pool-Party: 1x
- Katerdauer: 2 Tage
Nicaragua hat mich von Anfang an fasziniert, nicht wegen der tadellosen Strassen, sondern eher wegen der wunderschönen Landschaften, die mich komischerweise teils an Deutschland erinnert haben.
Nicaragua habe ich fast ausschließlich auf der typischen Touristenroute durchquert. Von Honduras über Esteli oder Somoto, nach León, Managua und Granada, zur Insel von Ometepe und zu guter Letzt San Juan del Sur. Die karibische Küste ist hier auch nicht ganz so einfach zu erreichen, da es wenige Strassen dorthin gibt und ich fahre ungern die selben Strassen ein zweites Mal. Das pure Karibikfeeling erwartet mich ohnehin in Panama.
Polizeikontrollen gab es deutlich weniger, als beispielsweise in Honduras und wenn eine kam, wurde ich direkt durchgewunken. Jedoch lauern in fast allen Ortschaften Polizisten auf der Strasse auf Vergehen. Als ich in einer Ortschaft ein Auto bei Überholverbot überholte, sah ich nur aus dem Augenwinkel wie ein Polizist wie verrückt mit den Armen wedelte und mir etwa zurief. Wie gut, dass ich ihn ignorierte und er nicht motorisiert war.
Die Strände in Nicaragua sind perfekt zum surfen und daher gegen Ende der Offseason auch schon sehr voll, was der Atmosphäre aber nicht schadet.
Nicaragua kam mir etwas billiger vor als Honduras.