Oh, wie schön ist Panama! Schön und zugleich meine letzte Station in Zentralamerika. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht. Seit meiner Abfahrt sind fast exakt sieben Monate vergangen. Für mich fühlt es sich an, als wären es erst zwei. Wenn ich dann überleg, wie lange es her ist, dass ich in Amerika, Mexiko oder Guatemala war und jetzt schon die Überfahrt nach Südamerika bevorsteht, realisiere ich erst, was ich für eine Distanz zurückgelegt habe. Der 40.000 Kilometer steht in Kürze bevor und bis auf ein paar Kleinigkeiten, wie defekte Reißverschlüsse, einen ziemlich kaputten Helm oder einen sich auflösenden Tankrucksack habe ich keine Probleme mit meiner Ausrüstung.
Ich fühle mich frei wie nie zuvor, genieße jeden einzelnen Tag, trotze der Hitze, dem Regen, der Feuchtigkeit, dem Verkehr und ich bin unglaublich glücklich und dankbar mir diesen Traum erfüllen zu können.
Der Grenze, bei Sixaloa, nach Panama ist nicht zu vergleichen mit der von Costa Rica. Keine Gepäckscanner, keine Menschenmassen, keine breite Strasse. Es ging stattdessen über eine schmale, einspurige Brücke, wo hintendran in kleinen Häusschen Zoll und Immigration für die Reisenden untergebracht sind. Auch hier blieb mir die ewige Rennerei nicht erspart und nach 1 1/2 Stunden war ich in Panama angekommen.
Mein erstes Ziel sollte das Bergdorf Boquete werden, bekannt für seinen Kaffe. Es standen etwa 220 Kilometer bevor und diese 220 Kilometer wurden zu einer meiner Lieblingsstrassen in Zentralamerika erkoren. Massenhaft Kurven, bergauf, bergab, vorbei an kleinen Dörfern, wenig Verkehr, guter Strassenbelag, Sonnenschein und viel Speed sorgten für unglaublichen Fahrspaß.
Mit größerer Distanz zur Küste änderten sich wieder Klima und Umgebung. Das ging im Laufe des Tages so weit, dass ich bei etwa fünf Meter Sicht und strömenden Regen in Boquete ankam.
Der Nachteil am Regenguß, der die Nacht über anhielt, war die Tatsache, dass ich Nichts von Boquete zu sehen bekam, bevor es am nächsten Tag schon weiter Richtung Panama-City ging.
Auf dem Weg nach Panama City sollte ich meinen ersten Strafzettel kassieren. Die Sache war etwas kurios und zeigt, wie einfach das Leben doch sein kann.
Nachdem ich von einem Auto vorgewarnt wurde aber meine Geschwindigkeit nicht, wie angeschrieben, auf 60 km/h reduzierte, wurde ich ein paar Kilometer später von einem Polizisten rausgewunken. Auf der Radarpistole waren 88 km/h zu sehen. Er forderte meinen Führerschein und sagte mir, dass dieses Vergehen 50 USD kosten würde. Wie ich es von Zentralamerika gewohnt bin fragte ich ihn nach einer Ermäßigung, worauf er sagte, er sei ein Mann mit Herz und er das schon machen könne. Er würde mir Papierkram ersparen und ich könnte ihm geben was ich wollte. Ich fragte ihn, etwas ungläubig, ob er mich dann nicht noch verhaften würde. Darauf erwiderte er etwas verwundert, wieso er das denn machen sollte, denn nur Gott sieht was hier passiert. Da ich trotzdem nichts riskieren wollte, fragte ich ihn, wie denn 30 USD wären. Er sagte mir, es sei meine Entscheidung und fing an, während ich mein Geld rausholte, mich über das Motorrad, die Reise, mein Alter usw. auszufragen. Ich stieg in die Unterhaltung ein und fragte ihn genauso aus. Er war in meinem Alter, arbeitet jeden Tag 12 Stunden, hat Frau und Kind und lebt in Santiago.
Nachdem ich anschließend meinen Strafzettel bezahlt hatte, teilte ich meinen Muffin mit ihm, er nahm dafür meinen Müll mit sich und bot mir sein Getränk an. Nachdem er meine Zahlung erhalten hatte, sagte er noch, er will sich jetzt ausruhen und wir könnten ein Stück zusammen fahren. Ist ja klar, den Tagesverdienst hat er sich geholt, wozu auch weiterarbeiten. Wir fuhren also zusammen einige Kilometer. Bei Überholmanövern, bei durchgezogenen gelben Linien, winkte er mich hinterher und bei Schildern mit Geschwindigkeitsbegrenzung zeigte er immer darauf, ich schätze, um meine Sinne zu schärfen. Gemeinsam suchten wir, bei einer Tankstelle Unterschlupf vor einem Regenschauer, wo er mich auf einen Drink einlud. In Santiago trennten sich unsere Wege. Mit breitem Grinsen fuhr ich, auf der Panamerikana weiter, bis die einbrechende Dunkelheit mich zur Rast zwang. Wären die Polizisten in Deutschland doch mal so chillig unterwegs.
Nächster Halt Panama City; eine moderne, laute und hektische Stadt. Das permanente Gehupe, sowie der chaotische Verkehr gingen mir schon während des ersten Tages heftig auf die Nerven. Der Verkehr besteht ausschließlich aus einer Flut an Fahrzeugen, die sich alle ihren Platz erkämpfen. Es wird ohne zu schauen die Spur gewechselt, Kreuzungen werden aus allen Richtungen blockiert, Verkehrsregeln werden stur ignoriert. Das war der Grund warum ich mir mit Dan und Steve, zwei Motorradfahrer aus den Staaten, ein Taxi zum Panamakanal teilte und wir die Motorräder stehen ließen.
Der Panamakanal ist absolut beeindruckend. Eine Meisterleistung der Ingenieure und der Arbeiter. Es wird gerade an einer Erweiterung gearbeitet, um noch mehr und vor allem größere Schiffe passieren zu lassen. Da es irgendwelche Probleme gab warteten wir etwa drei Stunden bis das erste Schiff die Schleuse passierte.
Nach dem Besuch des Panamakanals stand ein Besuch von Casco Viejo an, einem kolonialen Viertel in Panama City.
Im Hostal trafen allmählich einige der Motorradfahrer ein, die die Überfahrt nach Kolumbien auf der Stahlratte gebucht hatten.
Am frühen morgen des folgenden Tages brachen wir gemeinsam, zur Küste bei Carti auf. Leider verlor ich nach kurzer Zeit die gesamte Guppe, da ein Motorrad einen technischen Defekt hatte. Da ich voraus fuhr und nicht mehr umkehren konnte, war ich gezwungen mich erstmal alleine durchzuschlagen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keinen genauen Plan von dem Treffunkt und auch keine GPS Daten. Da fiel mir ein, dass ich die Email mit sämtlichen Informationen auf meinem Laptop gespeichert hatte. So konnte ich die GPS Koordinaten ausfindig machen, um aus der Stadt zu gelangen. Zufälligerweise traf ich ausserhalb der Stadt auf die Gruppe und wir setzten gemeinsam unseren Weg bis zum Schiff fort.
Am Anleger, an der Küste warteten schon einige Motorräder auf den Transport zum Schiff. Alle mussten ihre Koffer abmontieren und das Gepäck auf einem kleinen Beiboot verstauen. Nachdem das Gepäck untergebracht war fuhr die Stahlratte an den Anleger, um die Motorräder mit einem Kran an Bord zu hieven. Nach nur zwei Stunden standen 17 Motorräder, in Reih und Glied, an Deck der Stahlratte und wir konnten uns zur San Blas Inselgruppe aufmachen. Diese Inselgruppe, bewohnt vom Volk der Kuna besteht aus einer Kette von 365 Inseln.
Der erste Abend, die erste Nacht, wurde auf einer kleinen Insel der Kuna verbracht. Leider war es nicht ganz so paradiesisch wie erwartet. Die Kuna schienen von unserem Besuch etwas überrascht und richteten sporadisch unsere Unterkünfte her. Ich schlief mit fünf anderen leuten auf einer Luftmatratze ohne Laken, Kissen oder sonstiges, zahlte dafür allerdings 25 USD. Das Essen am Abend bestand aus Fisch mit Reis, wobei einige Leute das Pech hatten und nur Fischköpfe vorgesetzt bekamen. Das paradiesische war das Meer und einige Partien Beachvolleyball.
Am nächsten Tag ging es morgens wieder an Bord der Stahlratte und wir begannen unseren Trip zur Coco Bandero Inselgruppe, wo wir zwei Tage mit Schnorcheln, Schwimmen. gutem Essen und Lagerfeuer verbringen sollten. Das perfekte Revier, um mit einem Boot unterwegs zu sein.
Dann stand auch schon wieder der Abschied von dem kleinen Paradies bevor. Der Anker wurde um fünf morgens, mit Kurs Cartagena, Kolumbien, gelichtet. Es standen etwa 200 Seemeilen bevor und die Überfahrt dauerte ganze 27 Stunden. Leider konnten wir wegen des ungenügenden Windes nicht effizient Segeln, sondern mussten mit einem unangenehmen Dümpelkurs zurechtkommen.
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Montag morgen hieß es: Land in Sicht und willkommen in Kolumbien!
Fazit Panama:
- Reisedauer: 8 Tage; 4 an Land, 4 auf See
- gefahrene Kilometer: 765
- Durchschnittsgeschwindigkeit: 62,8
- Durchschnittsverbrauch: 5,8l
- Höchstgeschwindigkeit: 162 km/h
- Roadkills
gesehen: 1x Hund, 1x Kalb, 1x Vogel
verursacht: 0x - Polizeikontrollen: 1x
- Strafzettel bekommen: 1x
- häufigstes Essen: Mariscos
- schönste Strecke: Sixoala nach Boquete
- Highlight: Überfahrt nach Kolumbien auf der Stahlratte
In Panama hatte ich nur einen kurzen aber wunderbaren Aufenthalt. Die Strassen sind in gutem Zustand, meine Lieblingsstrasse wurde gefunden, Landschaft und Klima sind sehr abwechslungsreich.
Das Benzin ist nicht wirklich billig, der Rest auch nicht, der Verkehr ist bis auf Panama City entspannt, bzw. ähnlich dem der anderen Länder. Panama City ist eine kleine, schweißtreibende Herausforderung.
Das beste an Panama war die Überfahrt nach Kolumbien mit der Stahlratte. Die Crew, als auch die Besatzung, waren eine bunt zusammengewürfelte Gruppe verschiedener Nationalitäten und es machte Spaß sich abends zusammenzusetzen und Erfahrungen auszutauschen.
Props gehen an die Crew und die Mitsegler der Stahlratte, besonders an Don, Steve, Tobbe, Julia, Hans, Bob, Jason, Olli, Ruben, sowie Käptn Ludwig!
Jetzt steht Südamerika auf dem Programm und ich bin gespannt welche Abenteuer und Menschen mich hier erwarten. Keep on ridin´!