Nicaragua

Die Einreise, bei las Manos, nach Nicaragua verlief problemlos, kostete mich eine Stunde Zeit und 24 USD, wovon die eine Hälfte die Ausreisegebühr und die Andere eine Versicherung stellten. Wieder mal wurde mein Motorrad desinfiziert, diesmal mit einem übel riechenden Spray.
Tegucicalpa, HN 004
Da meine Flaggensuche so viel Zeit in Anspruch nahm, konnte ich erst gegen 17:00 Uhr die Fahrt fortsetzen. Mein Ziel für den Tag sollte Esteli werden. Vom Lago de Yojoa waren es 420 km und ich war insgesamt gute neun Stunden unterwegs.
Das Schönste des Tages war zu erleben, wie sich die Strassenverhältnisse mit Übertritt der Grenze zum absolut Positiven änderten. So genoss ich es, die Kurven der Berge Nicaraguas runter zu düsen, insbesondere mit der Gewissheit auf keine Schlaglöcher zu treffen. Was mich etwas störte, war die einbrechende Dämmerung und meine verbleibende Distanz zum Ziel. So war es nicht zu vermeiden in die Dunkelheit zu kommen und das war alles andere als entspannend. Geblendet von Fern- und Nebellichtern des Gegenverkehrs, Menschen, Tieren und Fahrradfahrern (ohne Licht) auf den Strassen und alle erst sehr spät erkennbar, war meine volle Konzentration gefordert. Es wurde weiter fleißig überholt, auch meinerseits, was mir einmal fast zum Verhängnis wurde und ich mich daraufhin weitestgehend in der Kolonne aufhielt. Nach 40 Minuten in der Dunkelheit, kam mich endlich in Esteli an, ließ mich von einem Motorradfahrer zum Hostal lotsen und war froh, heil durch die Nacht gekommen zu sein.
Am kommenden Tag fuhr ich nach León. Eine koloniale und sehr schöne Stadt, gegründet im Jahre 1524 und wie Granada ehemalige Hauptstadt Nicaraguas. In León angekommen, fuhr ich erstmal mitten duch das Restaurant des Hostals an meinem neuen Parkplatz.
Meine Erkundungstour in der Stadt, reduzierte sich auf ein paar Kirchen und ein Museum zentralamerikanischer Künstler.
León, NIC 008  León, NIC 006 León, NIC 001 León, NIC 013León, NIC 007
Von León ging es über Managua, der Hauptstadt Nicaraguas nach Granada. Managua wurde 1972 von einem schweren Erdbeben erschüttert und existiert seither eher als weitläufiges, zu groß geratenes Dorf, da sich im damaligen Epizentrum niemand mehr niederlassen wollte.
Managua, NIC 023 Managua, NIC 021Managua, NIC 019
Bis auf den alten Stadtkern, hatte Managua für mich wenig Interessantes zu bieten. Auf der Fahrt aus der Stadt, fuhr eine Frau neben mich und winkte mir, um mich zum Anhalten zu bewegen. Wie sie mir erzählte, arbeitet sie bei der ersten Motorradzeitung Nicaraguas, der “Revista Moto Marketing”. Sie wollte meine Meinung über ihr Land hören, und schickte mir ein paar Fragen via Email, als Interview. Ich bin gespannt, wann es erscheinen wird, das dazugehörige Foto gibt es bereits.
Managua, NIC 009
Zwei andere Frauen lotsen mich mit ihrem Auto, in rasantem Fahrstil, aus dieser extrem unübersichtlichen Stadt, in der es übrigens so gut wie keine Strassennamen gibt. So konnte ich direkt weiter nach Granada fahren ohne unfreiwillige Umwege zu machen.
Es ist immer wieder eine Freude, nicht nur Stur dem GPS zu folgen, sondern mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Ich wurde bisher immer, ob von den beiden Frauen, anderen Motoradfahrern oder der Polizei, zu großen Kreuzungen oder Schnellstrassen gelotst. Die Leute sind, wenn sie den Weg kennen, immer hilsbereit und die netten Unterhaltungen sind meine Belohnung.

Grenada, wie schon erwähnt, auch ehemalige Hauptstadt Nicaraguas, ist ein ebenso schönes Städtchen wie León. Die beiden Städte kämpften viele Jahre um den Hauptstadtstatus weswegen nun Managua, was zwischen beiden liegt gewählt wurde, um so der Rivalität ein Ende zu setzen.
Granada, NIC 010Granada, NIC 007Granada, NIC 003Granada, NIC 021    Granada, NIC 013
Die Vulkaninsel von Ometepe, mit ihren zwei aktiven Vulkanen, war schon nach einem Tag in Granada nächste Anlaufstelle. Dort hatte ich zum ersten Mal, seit Reisebeginn, eine nette Mitfahrerin. Mit Julia war die Erkundung der Insel deutlich unterhaltsamer. Das Gepäck wurde in einem Hostal weggeschlossen um so Platz für sie zu schaffen. Leider spielte gegen frühen Abend das Wetter nicht mehr so mit, dass sich der abendliche Strandaufenthalt erledigt hatte.
Ometepe I, NIC 002Ometepe I, NIC 019Ometepe I, NIC 036   Ometepe, NIC 002Ometepe, NIC 031Ometepe, NIC 012   Ometepe I, NIC 029
Von Ometepe ging es dann, wieder solo, weiter in das nah gelegene Surferstädtchen San Juan del Sur. Ich traf dort neben Julia auf eine ganze Menge chilliger, netter Leute und wir starteten gemeinsam zum “Sunday – Funday”, der legendären Poolparty des Ortes.
Props gehen an Daniela, Kat, Adam, Daniela II und Chris!
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Ab und an muss man sich ja auch die langen und anstrengenden Fahrten von der Seele feiern und wo könnte man das besser als in traumhaften Pools, mit Blick über Stadt und Umgebung.
Dem Funday folgten zwei Tage Pause, welche mit Strandbesuchen und Surfen verbracht wurden. Dann ging es auch schon weiter nach Costa Rica.

Fazit Nicaragua:

Nicaragua

  • Reisedauer: 9 Tage
  • gefahrene Kilometer: 612
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 53,5
  • Durchschnittsverbrauch: 5,7l
  • Höchstgeschwindigkeit: 142 km/h
  • Polizeikontrollen: 1x mit Dokumentenvorlage
  • Roadkills
    gesehen: 2x Stinktiere, 1x Hund
    verursacht: 0x
  • Unfall gesehen: 1x (LKW)
  • schönste Strecke: Las Manos nach Esteli
  • schönster Ort: San Juan del Sur (& Strände)
  • häufigstes Essen: Mariscos
  • Pool-Party: 1x
  • Katerdauer: 2 Tage

Nicaragua hat mich von Anfang an fasziniert, nicht wegen der tadellosen Strassen, sondern eher wegen der wunderschönen Landschaften, die mich komischerweise teils an Deutschland erinnert haben.
Nicaragua habe ich fast ausschließlich auf der typischen Touristenroute durchquert. Von Honduras über Esteli oder Somoto, nach León, Managua und Granada, zur Insel von Ometepe und zu guter Letzt San Juan del Sur. Die karibische Küste ist hier auch nicht ganz so einfach zu erreichen, da es wenige Strassen dorthin gibt und ich fahre ungern die selben Strassen ein zweites Mal. Das pure Karibikfeeling erwartet mich ohnehin in Panama.
Polizeikontrollen gab es deutlich weniger, als beispielsweise in Honduras und wenn eine kam, wurde ich direkt durchgewunken. Jedoch lauern in fast allen Ortschaften Polizisten auf der Strasse auf Vergehen. Als ich in einer Ortschaft ein Auto bei Überholverbot überholte, sah ich nur aus dem Augenwinkel wie ein Polizist wie verrückt mit den Armen wedelte und mir etwa zurief. Wie gut, dass ich ihn ignorierte und er nicht motorisiert war.
Die Strände in Nicaragua sind perfekt zum surfen und daher gegen Ende der Offseason auch schon sehr voll, was der Atmosphäre aber nicht schadet.
Nicaragua kam mir etwas billiger vor als Honduras.

Honduras

Nach einer traumhaften, kurvigen Bergstrasse gelang ich bei El Poy an die Grenze zu Honduras. Nach bekanntem Prozedere, diesmal allerdings deutlich schneller, konnte ich in Honduras einlaufen.
Die Einreisegebühr für mein Motorrad betrug 35 USD. Versicherungspflicht besteht auch hier keine und mittlerweile nehm ich das dankend an.

Direkt nach der Grenze kam ich in zwei aufeinanderfolgende Polizeikontrollen. Ich glaube die Polizei will sich lieber unterhalten, anstatt ihrer Arbeit nachzugehen. Erstaunlicherweise wurde auf meiner bisherigen Reise kein einziges Mal mein Gepäck kontrolliert. Entweder seh ich so vertrauenswürdig aus oder ich fahr einfach in die falsche Richtung.

Die bergige Landschaft setze sich hinter der Grenze fort. Auch diesmal wurde ich nicht vom strömenden Regen verschont, litt unter der Hitze meiner Regenkombie und fuhr aufgrund der mangelhaften Sicht in Schlaglöcher diverser Größen, kam aber glücklicherweise unversehrt in Copan Ruinas an. Der Ortsname ist identisch mit der dortigen Stätte der Mayas, welche entgültig meine Letzte werden sollte. Es gibt dort besondere Skulpturen zu sehen, welche in keiner anderen Mayastätte vorkommen und so wurde es ein abwechslungsreicher Abschluß durch die Geschichte und Kultur der Mayas.
Copan Ruines, HN 025Copan Ruines, HN 003Copan Ruines, HN 005Copan Ruines, HN 015Copan Ruines, HN 006Copan Ruines, HN 007      Copan Ruines, HN 011Copan Ruines, HN 019Copan Ruines, HN 018
Copan Ruines, HN 039Copan Ruines, HN 020Copan Ruines, HN 036     Copan Ruines, HN 037

Ich dachte ja mal wieder, die schlechten Strassen Guatemalas wären nicht zu toppen, doch das war leider ein Trugschluß. Honduras ist das Land der Schlaglöcher. Es wimmelt davon. Wär auch halb so wild, wenn sie nicht so groß wären um darin schwimmen zu können.

Bei strahlendem Sonnenschein, welcher später von einem heftigem Gewitter abgelöst wurde, setzte ich meine Fahrt in den Norden Honduras, nach la Ceiba fort. Ich hoffte auf karibisches Meer und Feeling, fand aber leider nur eine uninteressante Stadt und am Strand Plastikmüll vor.
Der Mensch hat es echt geschafft alle Orte der Welt zu erkunden, seine Spezies im Eiltempo zu verbreiten und dabei die Erde so zu schinden, wie es kein Organismus in milliarden Jahren schaffen könnte. Es macht mich immer wieder taurig das ansehen zu müssen. Ich steh im karibischen Meer und anstatt genießen zu können wird mir Plastik ans Bein gespült. Wahrscheinlich muss man die Ausrede gelten lassen, dass es sich um Stadtstrand handelt und ich mich in Zentralamerika befinde. Wenn es denn so einfach wäre…

[Boyan Slat, ein junger Holländer hat einen hervorragenden Plan den Müll aus den Meeren aufzusammeln und ich denke diese Mission ist absolut bewundernswert, als auch an der Zeit. Derzeit unterläuft das Projekt einer Machbarkeitsstudie. Am Ende des Jahres wird sich zeigen ob es umgesetzt werden kann.   http://www.boyanslat.com/
(Dank geht an Beach für die Info)]

Ich verließ direkt am nächsten Tag la Ceiba, um mich weiter östlich, bei Trujillo auf die Suche nach einem besseren karibischen Strand zu machen.
Bei meinem deutschen Gastgeber Gunter, in der Casa Alemania, wo ich deutsches Weißbier zu trinken bekam und zelten konnte, wurde ich fündig. Allerdings gibt es auch hier genug Müll am Strand aber Gunter lässt ihn aufsammeln.
Trujillo ist deutlich überschaubarer als la Ceiba und auch interessanter. Hier hat im Jahr 1502, Kolumbus bei seiner vierten und letzten Erkundungsfahrt, erstmals Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt.
Neben Kolumbus hat sich hier auch ein etwas einfallsreicher Abenteurer oder Pirat namens William Walker aufgehalten. Allerdings ging es für ihn nicht ganz glimpflich aus. Die Geschichte ist recht amüsant, dass es sich lohnt sie zu lesen.

http://de.wikipedia.org/wiki/William_Walker_%28S%C3%B6ldner%29

Trujillo, HN 007Trujillo, HN 003Trujillo, HN 001    Trujillo, HN 008Trujillo, HN 019Trujillo, HN 018Trujillo, HN 021Trujillo, HN 027

Von Trujillo fuhr ich wieder in den Südwesten, an den Lago de Yojoa, den größten Binnensee Honduras. Eigentlich wollte ich von Trujillo, das Land in der Mitte durchqueren aber es hätten mich über 80 km Dirtroads erwartet und in der Regenzeit wollte ich das Risiko nicht eingehen vom Dschungel verschlungen zu werden. So fuhr ich, parallel zur Küste aber etwas weiter im Landesinneren zurück in den Westen. Es ging durch Kiefernwälder und über eine etwa 30 km lange, perfekte Dirtroad. Es war die richtige Entscheidung und ein Traum zum Fahren.
Trujillo - Santa Rita, HN 007Trujillo - Santa Rita, HN 005Trujillo - Santa Rita, HN 003   Trujillo - Santa Rita, HN 001

So standen nach dem Lago de Yojoa noch Tegucicalpa, die Hauptstadt Honduras, auf dem Programm. Die Strasse dorthin war in perfektem Zustand, zudem noch schnell befahrbar. Da Tegucicalpa kein Traum einer Großstadt ist wollte ich mir, als Flaggensammler, nur die noch fehlende Nationalflagge zu besorgen.
Tegucicalpa, HN 001
Die Flaggensuche, es sollte auch eine etwas Speziellere werden, war deutlich aufwendiger als gedacht und im Endeffekt ergebnislos. Ich fuhr fast zwei Stunden von Ort zu Ort, zum Fußballstadion, auf Märkte, in Malls, fragte Leute, musste aber letztendlich wegen Zeitmangels die Suche aufgeben.
Ich fuhr etwas entäuscht weiter in den Osten zum Grenzübergang las Manos, als kurz vor der Grenze meine gewünschte Flagge an einer Tankstelle wehte. Diese Chance und es war die Letzte, ließ ich mir natürlich nicht nehmen. Die Flagge wurde standardsgemäß eingeholt und mir übergeben. Auch wenn sie teuer war, hatte es sich für mich gelohnt.
Tegucicalpa, HN 002

Fazit Honduras:

Honduras

  • Reisedauer: 6 Tage
  • gefahrene Kilometer: 1512
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 68,9
  • Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
  • Durchnittsverbrauch: 5,7 l
  • Roadkills
    gesehen: 3x Hunde, 2x Opossums, 1x Kuh, 1x Katze, 1x Geier, 4x undefinierbar
    verursacht: 0x
  • Polizei- Militärkontrollen: 10x
    mit Dokumentenvorlage 5x
  • häufigstes Essen: Frijoles & Huevos
  • häufigtes Getränk: Cerveza
  • beste Strecke: von Trujillo über Olanchito nach Santa Rita
  • schnellste & schöne Strecke: Lago de Yojoa nach Las Manos
  • schönster Ort: Copan Ruinas

Honduras hat landschaftlich viel Abwechslung zu bieten. Was allerdings auffällt sind die flächendeckend gerodeten Bergrücken, sowie die, in Küstennähe scheinbar endlos den Strassenrand säumenden Palmöl- und Bananenplantagen.
Aufgrund der miserablen Strassenverhältnisse im Westen, sowie entlang der Küste war Honduras nicht optimal zum Motorradfahren. Im Südosten sieht es schon etwas anders aus. Ich musste mich extrem konzentrieren und jederzeit für Manöver bereit sein. Wenn die Schlaglöcher im Schatten der Bäume liegen, sind sie erst sehr spät zu erkennen und manchmal hilft nur Augen zu und durch.
Die hondurianischen, bzw. die zentralamerikanischen Autofahrer haben die schlechte Angewohnheit, am Mittelstreifen zu kleben, was das Überholen deutlich schwerer macht und die Sicht einschränkt. Ein paar Mal musste ich einem mir entgegenkommenden Fahrzeug weichen, weil es am Überholen war und mich stur ignorierte.
Es gibt unzählige Polizei- und Militärcheckpoints und ich glaube mittlerweile, dass Touristen bewusst kontrolliert werden, um das schlechte Image loszuwerden. Bei einer Kontrolle hielt der Beamte mein Dokument verkehrt herum, was sein Interesse dafür zeigt, während er mich fragte, wie mir das Land gefällt.
Über die Menschen im Land kann ich nicht urteilen, da ich nicht genug Zeit hatte sie kennenzulernen, sie scheinen aber genauso freundlich und aufgeschlossen zu sein, wie in den anderen Ländern.

El Salvador

Diesen Beitrag widme ich “Tante Ria”, welche mit Freude meinem Blog folgte und nun, im hohen Alter von 95 Jahren, ihre letzte Reise angetreten hat.

Die Zeit in Guatemala war zu Ende. Ich hätte zwar gerne noch den Rio Dulce im Nordosten gesehen, aber meine Routenplanung und die Nähe zu El Salvador sprachen dagegen.
Von Monterico fuhr ich an die, nur 70 Kilometer entfernte, Grenze zu El Salvador. Es stand eine bekannte Prozedur bevor. Fahrzeugnummer abgleichen lassen, Kopien anfertigen und abgeben, einen geringen Ausreisebetrag zahlen, Dokumente durchsehen und das Motorrad begutachten lassen, Fragen über den Inhalt des Gepäcks beantworten.
Da Sonntag und Tag der Unabhängigkeit war, waren die Schalter in El Salvador unterbesetzt und dementspreched lang war die Wartezeit. Einige LKW Fahrer warteten schon einen ganzen Tag. Wie gut, als Tourist unterwegs zu sein, denn so konnte ich nach etwa drei Stunden meine Fahrt fortsetzen. Was so lange auf sich warten ließ, war ein spezielles Dokument mit allen Fahrzeugdaten, was mir dann in zehn Minuten ausgestellt wurde. (In El Salvador besteht keine Versicherungspflicht und an der Grenze gibt es keine Möglichkeit eine abzuschließen.)

Mein erstes Ziel war der Nationalpark El Imposible, kurz hinter der Grenze. Da ich relativ spät aus Monterico losfuhr, kam ich bei Regen und einbrechender Dunkelheit an der Kreuzung zum Nationalpark an. Von da an waren weitere zehn Kilometer zu bewältigen. Wieder zehn Kilometer in die Berge, wieder mit nassen, rutschigen Steinen aber diesmal ließ ich mich davon nicht beeindrucken. Allerdings war die Strecke auch nicht mit dem Weg nach Semuc Champey, in Guatemala zu vergleichen .
Der Nationalpark liegt im tropischen Regenwald, beherbergt unzählige Vogelarten und ist Teil des UNESCO Weltkulturerbe.
Am folgenden Tag bekam ich auf einer geführten, neun Kilometer langen Wanderung allerdings so gut wie keinen Vogel zu sehen und der Rückweg wurde im strömenden Regen und dichtem Nebel zurückgelegt. Wie gut, dass ich meine Regenjacke im Hotel gelassen hatte. So kamen zu meinen eh schon klammen Motorradklamotten noch ein paar weitere durchnässte Sachen hinzu.
Das tropische Klima gibt der Lufttrocknung keine Chance und so ging es, in klammer Montour via der “Routa de las Flores” und den See Coatepeque, in die Hauptstadt nach San Salvador.
El Imposible, ES 002
In meinen Augen, ein Moloch von einer Großstadt. Verdreckt, laut, viel Verkehr mit extrem umweltunfreundlichen Autos und Bussen und was die Informationen der Reiseführer, als auch die meines Hostals angeht, relativ gefährlich. Vor fast jedem auch noch so kleinen Geschäft steht ein Wachmann mit ner Pumpgun in der Hand.
Trotz der negativen Aspekte gibt es einige sehenswerte Märkte, Gebäude und Plätze. Die Stadt scheint im Wandel zu sein, auch wenn sie noch einen langen Weg vor sich hat. Wenn man in dem Zusammenhang die Geschichte des Landes betrachtet und den bis 1992 andauernden Bürgerkrieg, mit Massakern und unzähligen Toten auf beiden Seiten, ist es beeindruckend zu sehen, zu welcher Normalität es dieses Land geschafft hat.
2013-18-09 - San Salvador, ES (12)2013-18-09 - San Salvador, ES (4)2013-18-09 - San Salvador, ES (11)2013-18-09 - San Salvador, ES (10) El Cuco, ES 005El Cuco, ES 003
Ein ganzer Tag hat mir in San Salvador gereicht und so fuhr ich, nachdem ich mich noch mit einem freundlichen Polizisten auseinander setzen musste (siehe Video), erneut an die pazifische Küste, nach el Cuco.
Wieder wurde ich von der Ruhe der Nebensaison überrascht, wieder war ich der einzige Gast im Hotel, konnte so aber mein Zelt im Garten aufschlagen. Allerdings wurde die Region abends von einem heftigen Gewitter heimgesucht, so dass mein Zelt schwimmen lernte. Es ist eben nicht die optimale Jahreszeit zum zelten.
Da der Strand von el Cuco leider wie überall in dem Land, viel Müll zu bieten hatte und es extrem teuer war, fuhr ich am nächsten Tag weiter.
El Cuco, ES 014 El Cuco, ES 009
Es ging in das, in den Bergen von Morazán gelegene, ehemalige Zentrum der Guerillas, nach Perquin. Hier war die Kommandozentrale der FMLN (Farabundo Martí National Liberation Front) und wichtigster Ort der Rebellen um den Kampf gegen das, (natürlich) von den USA unterstütze Militär, zu organisieren.
Ich besuchte das Museo de la Revolution und ein ehemaliger Guerillero erklärte mir den damaligen Sachverhalt. Allerdings sprach er so schnell und undeutlich, wie viele Salvadorianer, dass es schwer war seinen Erklärungen zu folgen.
Es ist immer wieder erstaunlich wie Rebellengruppen den Militärs trotz Unterzahl, schlechterer Ausrüstung und heftigen Bombardements, paroli bieten können.
Perquin, ES 003Perquin, ES 004Perquin, ES 001 Perquin, ES 019   Perquin, ES 015
Heutzutage ist die FMLN mit einer eigenen Partei in der Regierung vertreten und diese Maßnahme führte auch zum Ende des gewaltsamen Konfliktes.

Am folgenen Tag fuhr ich meine schönste und angenehmste Etappe in El Salvador, von Perquin nach Suchitoto. 280 Kilometer auf teilweise perfekter, breiter Strasse durch die Berge von Morazán und Cuscatlán. Ein Traum zum Motorradfahren mit unglaublichen Aussichten und unzähligen Kurven. Auch die sonst so nervigen Topes hielten sich in Grenzen.
Perquin, ES 023
Suchitoto ist ein gemütliches, idyllisches Örtchen bekannt für sein Kunsthandwerk, zudem war es mit einer der ersten Orte, die in den bewaffneten Konflikt im Bürgerkrieg involviert waren. Mittlerweile ist es hier ruhig geworden und auch am Wochenende hält sich das Nachtleben in Grenzen. Die Umgebung überzeugt allerdings mit ihrer Schönheit, wie dem See Suchitlán und einigen Wasserfällen.
Suchitoto, ES 027Suchitoto, ES 021Suchitoto, ES 019Suchitoto, ES 022Suchitoto, ES 015Suchitoto, ES 003
Das kleine Bergdorf la Palma sollte meine letzte Station in El Salvador werden. Mit einer Fähre überquerte ich den See und folgte anschließend der Strasse durch die Berge nach La Palma. Eine gleichfalls traumhafte Strecke zum Motorradfahren.
Suchitoto Ferry, ES 002 Suchitoto Ferry, ES 004 Suchitoto Ferry, ES 005
In El Salvador gibt es sicher noch viele sehenswerte Orte aber ich habe letzte Woche meine Überfahrt auf dem deutschen Segelfrachtschiff “Stahlratte”, von Panama nach Cartagena für den 25. Oktober gebucht und bis dahin warten vier weitere Länder darauf erkundet zu werden. Auf nach Honduras…

Fazit El Salvador:

El Salvador

  • Reisedauer: 9 Tage
  • gefahrene Kilometer: 955
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 55,3
  • Durchschnittsverbrauch: 5,5l
  • Höchstgeschwindigkeit: 148 km/h
  • Roadkills:
    gesehen: 5 Hunde & 2 Opossums
    verursacht: 0x
  • Polizeikontrollen: 2x mit Dokumentenvorlage
  • Strafzettel entgangen: 1x
  • in Schlagloch gebrettert: 1x
  • beste Strecke: Perquin über Ciudad Barrios nach Suchitoto
  • schönster Ort: Suchitoto
  • häufigstes Essen: Pupusas

El Salvador ist noch nicht ganz so touristisch wie andere Länder Zentralamerikas. Surfer finden hier mit Sicherheit die richtige Welle, Naturliebhaber eine artenreiche Flora und Fauna und Motorradfahrer Staub, Schmutz, Schlamm, klamme Klamotten, wunderbare Bergstrassen, traumhafte Aussichten und ausreichend Tankstellen.
Der Nachteil des Landes ist das offensichtliche Müllproblem, was mit fehlender Aufklärung einhergeht und die Kriminalität.
Wenn man hinter einem Bus herfährt gilt es so schnell wie möglich zu überholen, denn ansonsten verkürzt man, aufgrund des pechschwarzen Ruß, seine Lebenszeit um Jahrzehnte.
Die Strassen sind in deutlich besserem Zustand als in Guatemala aber auch hier muss man sich vor tiefen Schlaglöchern hüten.
Die Menschen sind trotz der gewalttätigen Vergangenheit freundlich und aufgeschlossen. Allerdings sind neben einigen zwielichten Gestalten auch die zwei größten Gangs in Zentralamerika vertreten, wobei man mit letzteren eher nicht in Kontakt kommt. Ich traf einen Jungen, mit dem ich mein Motorrad putzte und ihm hatte man kürzlich Tatoos aus dem Arm gebrannt oder geschnitten. Sah nicht schön aus, war aber effektiv.
Man sollte nachts nicht auf den Strassen unterwegs sein und in den Städten immer ein Taxi nehmen. Sogar in den kleinsten Dörfern ist man bei Dunkelheit anscheinend nicht vor Überfällen sicher. Zum Glück blieben mir solche Erfahrungen erspart.
Das Land ist im Wandel und die Zukunft wird zeigen wohin der Weg geht.